Das Leben im Wilden Westen war hart und entbehrungsreich. Von Sonnenaufgang bis spät in die Nacht wurde gearbeitet, die Frauen halfen bei der Arbeit mit, zogen die Kinder groß und litten unter der Einsamkeit. Abwechslungen waren selten. Jeder Cowboy, der von Farm zu Farm zog um für den Winter Arbeit zu suchen war willkommen. Denn er konnte von der Welt draußen berichten. Dafür bekam er dann Verpflegung und eine Übernachtungsmöglichkeit. In den kleinen Towns sah es nicht viel besser aus. Hier hatte man zwar Nachbarn und den Saloon, aber das Leben war trotzdem eintönig. Was für Amusement bot sich also den Siedlern?
Gelegentlich gab es Feiern, die vor allem auf den Tennen der Scheunen stattfanden. Dort wurde auch der Squaredance entwickelt. Aber dabei war man auch nur unter sich. Es kamen nur die Nachbarn zusammen. Zur Zeit der Postkutschen überlegte man sich dreimal ob man einen Besuch in einer anderen Stadt machte, denn erstens fehlte das Geld für die Fahrt und zweitens war es doch eine sehr unbequeme Reisemöglichkeit. Deshalb war jede Abwechslung willkommen. Dafür nahmen die Siedler jeden Weg und jede Witterung auf sich, machten sich hübsch und vergassen für ein paar Stunden mal alle Arbeit, Einsamkeit und Sorgen. Wer brachte nun diese Abwechslung? Bevor Bill Cody mit seinen Wildwest-Shows durchs Land zog waren dies vor allem fahrende Musikanten, Medizinshows, fahrende Händler und Theatergruppen. Diese gingen ganz bewusst in die kleinen Ansiedlungen, z. B. die Goldgräberstädte. Hier fanden sie ein dankbares Publikum. Dafür mussten sie oft ihre Bühnen selber bauen oder sie traten in Saloons, Scheunen, Schulen oder Zelten auf.
Die fahrenden Musikanten waren meistens Männer mit Gitarre und Fiddel, die Folk und Traditionals zum Besten gaben und zum Tanz aufspielten; also die Ursprünge der Countrybands. Dann kamen die Medizinshows, bei denen neben den Quaksalbern auch Akrobaten auftraten, Monstrusitäten zu bestaunen waren, Zaubervorführungen dargeboten wurden und ähnliche Belustigungen. Die fahrenden Händler brachten Waren mit, die im heimischen Store, so es denn überhaupt einen gab nicht feilgeboten wurden, z. B. Schmuck, elegante Hüte, Stoffe usw. Besondere Aufmerksamkeit bekamen die Theatergruppen. Wer meine Westfrauen, Indianerinnen, Banditinnen und Cowgirls kennt kann sich denken worauf es hinausläuft. Ich will natürlich ein paar Frauen vorstellen, die auch zum "Fahrenden Volk" gehörten.

Adah Menken

Sie gilt als das erste Pin-up-Girl Amerikas. Geboren wurde Adah, mit bürgerlichem Namen Dolores Adios Fuertos, 1835 in New Orleans, wo 22 Jahre später auch ihre Karriere begann. Schon als Kind tanzte sie gemeinsam mit ihrer Schwester. Was bei ihrem Erfolg als Showstar unterging: sie war auch eine Dichterin und veröffentlichte 1856 ihren ersten Gedichtband "Memories". Berühmt wurde sie als "Mezeppa". Sie trat damit in Virginia (damals herrschte hier der "Silberboom") im "Piper's" auf, dem berühmtesten Theater mit den bekanntesten Künstlern. Hier traten unter anderem auch Lola Montez, Caroline Chapton und Lilly Langtry auf. Letzterer verdanken wir die Tradition des roten Teppichs, da sie sich weigerte mit ihren eleganten Schuhen die schmutzigen Straßen zu betreten. Sie traten aber auch alle in den einsamen Goldgräberstädten auf, wofür ihre Zuschauer sie liebten. Zu ihnen gehörte auch

Lotta Crabtree


Bereits mit 7 Jahren musste sie auftreten. Sie brachte das Publikum zum Lachen und die übersäten sie mit kleinen Nuggets und Schmuckstücken. Ihre Mutter Mary Ann Crabtree war dabei ihre Managerin. Sie wachte streng über das Mädchen und ihr Geld. Nie durfte sie Freunde haben oder auf Partys gehen. Sie arbeitete härter als mancher Erwachsene. Trotz der mehrfach bei den Cowgirls erwähnten Moralbegriffe trug sie mit 17 Jahren Reifröcke unter denen man das Knie sah und rauchte auf der Bühne. Ihre Mutter beschloss mit ihr nach New York ans Theater zu gehen. Sie brillierte in den schwierigsten Rollen und wurde reich und berühmt. Aber sie hatte weder Freunde noch einen Geliebten oder Ehemann. Als sie 77jährig starb hinterließ sie ein Millionenvermögen, doch sie war einsam und verlassen.

Della Pringle

Von ihr konnte ich leider kein Foto finden, aber sie war die berühmteste Schauspielerin und außerem leitete sie eine Theatertruppe, der Pringle Company. Sie wurde 1870 in Iowa geboren und hatte mit acht Jahren ihren ersten Auftritt in "Onkel Toms Hütte". Nachdem sie einmal Blut geleckt hatte blieb sie dem Theater treu. Nach einigen Engagement in ihrer Kindheit und einem vierzigwöchigen Vertrag als Erwachsene tat sie sich mit einigen Kollegen zusammen und gründete die Pringle Company. Sie traten vor allem in den kleinen Goldgräberstädten auf, sofern sie dafür eine Möglichkeit hatten. Auch in großen Städten trat sie gelegentlich auf und machte auch einen Abstecher zum Broadway, kehrte aber zu ihren Wurzeln zurück. Als sie älter wurde überforderten sie die Reisen und sie versuchte es vergeblich beim Stummfilm und im Slapstick. So kaufte sie sich schließlich in Boise eine leerstehende Pension, die sie wieder herrichtete. Sie hatte ihre wunderschönen Kostüme immer selbst kreirt und geschneidert. Deshalb verlieh sie Kostüme und vermietete die Zimmer an alternde Schauspieler. Als sie krank wurde musste sie ihren Kostümfundus verkaufen und die Pension schließen. Sie bewohnte im Hospital eine kleine Wohnung und lebte von der staatlichen Fürsorge. Sie hatte keine Familie und starb mit 82 Jahren.

Lilian Russel


Sie wurde am 4. 12. 1860 in Clinton (Iowa) unter dem Namen Helen Louise Leonard geboren. Mit 18 Jahren ging sie mit ihrer Mutter nach New York und wurde dort Mitglied der Operette H.M.S. Pinafore. Sie nahm den Künstlername "Lillian Russell" an und trat im Theater von Tony Pastor auf. Sie wurde zum Idol ihrer Generation und ihr wurde 1890 die Ehre zuteil die erste Fernverbindung einzuweihen indem sie von ihrer Gardrobe aus über eine eigens gelegte Leitung ins Telefon sang. Lillian Russell trat in den berühmtesten Theatern auf. Die Fans lagen ihr zu Füßen, nur mit den Männern hatte sie kein Glück. Einzig ihr platonischer Freund Jim Brady war immer für sie da. Ihre drei Ehemänner waren Versager. Der erste war arbeitsscheu, der zweite ein Bigamist und der dritte demütigte sie in aller Öffentlichkeit. Sie war eine Patriotin und ließ sich auch ihre Roben nur von einheimischen Firmen schneidern, selbst als sie in einem französischen Stück auftrat. 43 Jahre lang stand sie auf der Bühne und als sie ihren letzten Auftritt hatte bekam sie Standing Ovations.