So bezeichnete Mark Twain diese Zeit. Nach dem Ende des Bürgerkrieges kam das Wirtschaftswunder. Im Zeitraffertempo wurde jetzt das Gebiet durch die Eisenbahn erschlossen. Am spektakulärsten war dabei die Ost-West-Strecke quer durch den Kontinent. Die Strecke wurde nicht einfach immer wieder verlängert, sondern zwei Firmen fingen gleichzeitig an zu bauen. Die eine vom Westen, die andere vom Osten und in der Mitte sollte sie sich treffen. Die Union Pazific verpflichtete hierzu irische, die Central Pazifik tausende chinesischer Arbeiter. Es gab unzählige schwere Unfälle und viele der Chinesen überlebten die Arbeit nicht. In Utah trafen die beiden Strecken 1869 schließlich aufeinander.

Die gesamte Mitte des Kontinents war zu dieser Zeit bereits erschlossen, erobert oder gekauft worden. 1867 kauften sie dann noch für 7,2 Millionen Dollar den Russen Alaska ab. Die Regierung wird hierfür verspottet, dass sie den größten Kühlschrank der Welt gekauft hätten, denn dort könne ja niemand leben. Aber Alaska entpuppt sich als Glücksgriff, denn man findet hier Öl und andere wertvolle Rohstoffe. Bei einer Volkszählung von 1890 wird klar, dass das Land erschlossen ist. Das gesamte Staatsgebiet zwischen Osten und Westen ist erschlossen und überall leben europäische Siedler. Das ist das Ende des "Wilden Westens", denn es gibt nichts mehr zu erschließen. Nun beginnt die Industrialisierung und damit die Aera der cleveren Geschäftsleute. Sie treffen auf ideale Bedingungen, einen riesigen Binnenmarkt, viele Bodenschätze und das billige Land.

Überall schießen jetzt Fabriken wie Pilze aus dem Boden. Statt Handwerksarbeit gibt es jetzt standartisierte Ware aus der Fabrik und diese wird zu tausenden hergestellt. Man macht sich die Erfindung aus den anderen Ländern zunutze, z. B. Verbrennungsmotor, Dampfturbinen und neue Methoden der Stahlherstellung. Einige der berühmtesten Erfinder stammen aus dieser Zeit, z. B. Alexander Graham Bell (1847-1922), den Erfinder des Telefons oder Thomas Alva Edison (1847-1931), den Erfinder der Glühbirne, des Phonografen und vieler anderer nützlicher Gebrauchsgegenstände, welcher hunderte von Patenten anmeldete. Dafür ging dann die Industrialiesierung in den USA so schnell voran, das 1900 bereits ein Drittel der Weltproduktion von ihnen bestritten wurde. Das war mehr als Großbritannien, Deutschland und Frankreich zusammen produzierten. Dafür wurden natürlich Arbeitskräfte gebraucht und die holte man sich aus Europa, denn hier gab es viele Arbeitslose. Und diese glaubten an das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" wo man vom Tellerwäscher zum Millionär werden konnte. Vom Ende des Bürgerkrieges bis zur Jahrhundetwende hatte sich die Einwohnerzahl der USA auf 76 Millionen verdoppelt.

Bei diesen Umsatzzahlen und den geringen Kosten wurden die Unternehmer schnell reich. Und die Bewunderung der Bevölkerung haben sie sich auch verdient. Denn auch sie sind echte Selfmademen. Aus dem Nichts haben sie ein Imperium geschaffen, weil sie zur rechten Zeit in die richtige Ware investiert haben. Zu ihnen gehören der Ölbaron John D. Rockefeller (1839-1937), der Bankier J. P. Morgan und der Eisenbahnmillionär Vanderbilt (1794-1877). Die Millionäre sind allerdings nicht grade zimperlich in ihren Methoden zu Geld zu kommen, sondern schon eher skrupellos. Beispielsweise kaufte Rockefeller die Konkurrenz ganz einfach auf. Wer sich weigerte zu verkaufen, den machte er fertig. Schon bald genoss er das Monopol auf Öl. Die Regierung hält sich heraus. Es herrscht die totale Freie Marktwirtschaft. Viele Firmen schließen sich zu sogenannten Trusts zusammen. Die neuen Millionäre protzten mit ihrem Geld, sie bauten Paläste als Wohnungen, trugen ihre teure Kleidung zur Schau, hatten nur die teuersten Vollblutpferde und Kutschen und in ihren Millionärsclubs zündeten sie ihre teuren Zigarren teilweise mit Hundert-Dollar-Scheinen an. Einige änderten sich im Ruhestand und taten etwas für die Wohlfahrt. Carnegie gründete z. B. 3.000 Bibliotheken und Rockefeller spendete 500 Millionen Dollar.

Aber es herrschte eine Zweiklassengesellschaft. So reich die Millionäre waren, so arm waren die Arbeiter, denn ihre Löhne waren miserabel und sie waren fast so rechtlos wie vor dem Bürgerkrieg die Sklaven. Die meisten waren im Ausland geboren worden. In New York lebten 1890 mehr Iren als in Dublin und mehr Deutsche als in Hamburg. Es gibt auch viele russische Juden, die in ihrer Heimat verfolgt wurden, Italiener, Tschechen und Polen. Viele konnten kein Wort Englisch und das nutzten Gauner aus um ihnen auch das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen. Man konnte den Himmel nicht mehr sehen vor Telefonleitungen und Telegrafenleitungen, die Straßen waren von Pferdekutschen verstopft und es gab schon Hochhäuse. Die Iren kümmerten sich um ihre Neuankömmlinge, beschafften ihnen Wohnung und Job und gewannen damit an Macht, so dass sie bald die Stadt beherrschten, denn als Gegenleistung wollten sie die Wählerstimmen und erhielten sie auch.

In den riesigen Städten zeigt sich die Armut am stärksten. Es gibt Elendsviertel mit düsteren, schmutzigen Wohnungen und mehrere Dezimeter hohen Müllbergen in den Innenhöfen. Krankheiten wie Tuberkulose sind an der Tagesordnung. Die Beamten, auch die der Kripo, sind korrupt. Nicht nur die Einwanderer leiden, auch für die Arbeiter, Handwerker und Farmer ist es eine schwere Zeit. Die Farmer bilden eine eigene Partei, in den Städten kommt es zu unkontrollierten Streiks. Die erste Gewerkschaft, die sich 1869 bildet operiert im Untergrund wie ein Geheimbund.