Das Gebiet, von dem wir sprechen wenn wir "Wilder Westen" sagen ist eigentlich heute der "Mittlere Westen". Das Gebiet erstreckt sich vom Mississippi im Osten bis zur Sierra Nevada im Westen, wobei die Siedler gewöhnlich nur bis zu den Rocky Mountains kamen. Der Begriff der "Wilde Westen" bezog sich darauf, dass die einzigen Menschen die dort lebten Indianer und vielleicht noch ein paar Einzelgänger waren. Es war eine richtige Wildnis, in die noch keine Zivilisation vorgedrungen war. Der Westen wurde sozusagen im Laufe der Zeit immer kleiner. Im 16. Jahrhundert galt noch alles als Wilder Westen was mehr als 100 km von der Ostküste entfernt lag, denn nur die Küstenregionen waren besiedelt. Die Appalachen waren ein unüberwindliches Hindernis. Nachdem es gelungen war sie zu überqueren lag der "Wilde Westen" jenseits des Mississippi. Kentucky, Tennesse, Illinois und Mississippi waren sehr dünn besiedelte Regionen. Auch sie zählten schon zum Westen. Der Mississippi teilte um 1800 zwei Drittel unbesiedeltes Gebiet von dem einen Drittel Zivilisation des Ostens.
Dann aber schaffte man es den Mississippi zu überqueren und stand auf einmal der wahren Wildnis gegenüber. Sechseinhalb Milionen Quadratkilometer Wildnis, Wüste und Gebirge in Ausmaßen, die sich kein Europäer hätte träumen lassen. Die Gefahren waren vielfältig, damit meine ich nicht nur die Indianer. Hier lebten Schwarzfuß- und Siouxindianer, aber auch andere Stämme, besonders die nomadisch lebenden Prärieindianer. Diese waren an Stürme und Hitze der Prärie und Wüste gewöhnt. Die Siedler, die nach Westen zogen waren es nicht. Wer es schaffte dieses Hindernis zu überwinden, der stand am Rio Grande einem neuen Problem gegenüber - den Rocky Mountains. Die Rockys sind eine Gebirgskette, bei denen die Berge hintereinander aufgereiht sind und es gab nur wenige begehbare Pässe um sie zu überwinden. Hier war eine Wasserscheide, wo die kleineren Flüsse sich entweder in den Mississippi ergossen oder in Richtung Pazifik flossen. Davon konnte man viele aber nicht durchqueren, weil dort die Indianer lebten. Gelang es den Siedler die Rocky Mountains zu überwinden sahen sie sich den unendlichen Wüsten von Utah und Nevada gegenüber. Der große Salzsee war ein weiteres großes Hindernis. Die Böden waren unfruchtbar und es herrschte Wassermangel. Das einzige was es hier an Leben zu geben schien waren Kakteen und Klapperschlangen. Dahinter folgte wieder Gebirge. Die Sierra Nevada reicht zwar nicht so weit ins Land hinein wie die Rockys, hat aber genauso hohe Berge. Nicht viele schafften es auch noch sie zu überwinden. Dahinter fanden die wenigen Siedler, denen es glückte dann jedoch ein Paradies - das gelobte Land in Gestalt der fruchtbarsten und schönsten Täler.

Anfangs gab es keine Trecks, sondern einzelne Pioniere, die sich durch die Wildnis schlugen. Es waren meist Forscher und Entdecker. An dieser Stelle seien Louis und Clark als Beispiel genannt. Ihnen folgten Trapper, Waldläufer und Fallensteller. Sie hatten es vor allem auf die Biber abgesehen, denn deren Pelz war beliebt und wertvoll. Ihnen folgten die Personengruppen, die für uns den Wilden Westen ausmachen: Händler, Cowboys, Siedler (meinst Farmer oder Rancher), aus religiösen Gründen verfolgte Gruppen wie Mormonen, Abenteurer, Glücksritter und Desperados. Es folgte der Goldrausch, während dessen Arme und Reiche jeglicher Nationalität ihr Glück in Kalifornien suchten, aber meistens nicht fanden. Mit der Erschließung des Westens durch die Eisenbahn kamen die Arbeiter, die zum Verlegen der Schienen benötigt wurden. Auf den großen Plantagen und Ranches des Südens wurden Arbeitskräfte gebraucht. Kurzerhand verschleppten die Kolonialherren Südafrikas von dort die Farbigen und hielten sie als Sklaven.