In der Schlacht am Little Bighorn am 25. Juni 1876 wurde das 7. US-Kavallerieregiment unter George Armstrong Custer von Indianern der Lakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse am Little Bighorn River im heutigen Montana vernichtend geschlagen.
Es war einer der wenigen größeren indianischen Siege gegen die US-amerikanischen Eindringlinge. Die Niederlage ist laut heutigen Analysen maßgeblich der Selbstüberschätzung Custers zuzuschreiben, der nicht damit rechnete, auf ein gewaltiges Kriegslager der Indianer zu treffen, und mit seinen verteilten Truppen auf verlorenem Posten stand.
Schlacht am Little Bighorn
Datum: 25. Juni–26. Juni 1876 Ort: Little Bighorn River, Montana, USA Ausgang: Sieg der Indianer Konfliktparteien: Indianer: Lakota, Arapaho,Cheyenne Befehlshaber: Sitting Bull, Crazy Horse Truppenstärke: ca. 950–1200 Krieger Verluste: 200 Krieger gefallen, 200 verwundet United States Army: Befehlshaber: George A. Custer † Truppenstärke: 566 Soldaten, 31 Offiziere, 35–40 Scouts, 5 Zivilisten Verluste: 268 Gefallene, 55 Verwundete und Vermisste
Vorgeschichte:
Die amerikanischen Streitkräfte wurden letztlich aufgrund eines Berichts des Indianer-Inspektors E.C. Watkins vom 9. November 1875 entsandt, dem zufolge einige Hundert Lakota und Cheyenne unter der Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot den Vereinigten Staaten feindlich gesinnt seien.
Dem waren Versuche vorausgegangen, die Sioux zum Verkauf der Black Hills zu bewegen. Die Black Hills waren den Sioux wie auch den Cheyenne heilig und galten ihnen als Mittelpunkt der Welt. Eine vertragswidrige Militärexpedition im Jahr 1874 unter General George Armstrong Custer hatte von Goldfunden am French Creek in den Black Hills berichtet, was zu einem Ansturm zigtausender Goldsucher führte. Die Black Hills lagen zwar knapp jenseits der Westgrenze des Großen Sioux-Reservats von 1868, gehörten jedoch zu einem riesigen Gebiet, in dem die Sioux ausschließliche Jagdrechte zugebilligt bekommen hatten, „solange die Büffelbestände die Jagd rechtfertigen“. Nachdem die US-Armee einige halbherzige Versuche unternommen hatte, die Goldsucher aus den Black Hills zu vertreiben, und einzelne Sioux-Trupps Jagd auf die Invasoren machten, begann die US-Regierung Kaufverhandlungen mit den Oglala-Lakota des Reservats. Die Reservatsindianer unter Red Cloud lehnten einen Verkauf jedoch ab. Bestimmte Gruppen unter Sitting Bull, Crazy Horse und Gall hatten ohnehin nie den Vertrag von 1868 anerkannt und hielten sich außerhalb des Sioux-Reservats in den nicht abgetretenen Jagdgebieten auf. Im Dezember 1875 beschloss die Regierung, die Black Hills den Indianern mit Gewalt zu entreißen. Sie setzte den Indianern ein Ultimatum, mitten im Winter in das Reservat „zurückzukehren“ und somit die Black Hills für die Weißen zu räumen. Abgesehen davon, dass viele Sioux und Northern Cheyenne gar nicht aus Reservaten stammten, in die sie hätten zurückkehren können, wäre es ihnen unmöglich gewesen, dem Ultimatum mitten im tiefsten Winter nachzukommen.
Als der Winter vorbei war, verließen tausende von Indianern heimlich das Reservat, um sich ihren freien Stammesgenossen im Gebiet der Black Hills und am Powder River anzuschließen.
Gleichzeitig schickte sich die United States Army an, in einer dreigliedrigen Zangenoperation die Indianer am Powder River zu schlagen und in das Reservat zu zwingen.
Verlauf der Schlacht:
Brigadegeneral George Crook marschierte in nördlicher Richtung von Fort Fetterman in Wyoming zum Gebiet des Powder River. Colonel John Gibbons Infanterie und eine Batterie von Gatling Guns marschierte ostwärts von Fort Ellis im westlichen Montana. Die dritte Marschkolonne unter Brigadegeneral Alfred Terry, der auch Custers 7. Kavallerieregiment unterstand, machte sich am 17. Mai von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium in Richtung Westen auf den Weg.
Crooks Streitmacht wurde am 16. Juni 1876 in der Schlacht am Rosebud Creek von einer etwa gleich großen Streitmacht von Sioux und Cheyenne überrascht und in ein stundenlanges Kavalleriegefecht verwickelt. Obwohl die beiderseitigen Verluste eher gering waren und die US-Armee vermutlich weniger Männer verlor als die Indianer, war Crook von der Schlagkraft der Indianer schockiert und zog sich zurück, um sich um die Verwundeten zu kümmern und Nachschub zu besorgen. Damit war der südliche Angriffskeil der US-Armee praktisch aus dem Feldzug ausgeschieden.
Terrys Truppe wusste hiervon nichts. Terry schickte Custer mit der 7. Kavallerie entlang des Rosebud-Tals in Richtung Bighorn-River, um die Indianer zu suchen. Seine Befehle an Custer waren sehr auslegungsfähig. Zum einen wurde von Custer erwartet, dass er nicht ohne die Hauptstreitmacht von Terry gegen die Indianer losschlagen sollte, zum anderen wurde ihm jedoch große Handlungsfreiheit gelassen.
Custers Truppe umfasste etwa 650 Mann. Wie groß die Streitmacht der Indianer war, wird sich nie genau feststellen lassen. Schätzungen in der Vergangenheit sind oft weit übertrieben gewesen und gingen bis zu 7000 Kriegern. Heute wird vielfach angenommen, dass das Indianerdorf in seiner anzunehmenden Ausdehnung nicht mehr als 1000 bis maximal 2500 Krieger umfasste. Custer hatte strikten Befehl, die Indianer nicht direkt anzugreifen. Angebotene Verstärkungstruppen und bessere Waffen lehnte er ab. Dabei ist oft angenommen worden, dass er den Ruhm nicht teilen wollte. Zumindest bezüglich der angebotenen Gatling Guns wird heute angenommen, dass Custers Einschätzung zutraf, diese seien für die Unterstützung eines Kavallerieangriffs völlig ungeeignet. In der Tat war das Terrain am Little Bighorn für solche Waffen in weiten Teilen unpassierbar. Bereits auf dem Marsch hatten sich die pferdegezogenen Kanonen überschlagen und gefährliche Unfälle verursacht.
Am Morgen des 25. Juni 1876 orteten Custers Kundschafter das Dorf im Tal des Little Bighorn River. Sie erstatteten Custer Bericht und informierten ihn über eine gewaltige Übermacht. Custer ignorierte ihre Warnungen und entschied sich zum Angriff. Eine wichtige Rolle spielte seine Befürchtung, dass seine Streitmacht bereits entdeckt war und das Überraschungsmoment verloren zu gehen drohte. Einige Soldaten hatten kurz zuvor versucht, auf dem Weg verlorene Essensrationen wieder einzusammeln, als sie auf zwei Indianerjungen stießen, die sich bereits über den am Boden verstreuten Zwieback hermachten. Einen hatten sie erschossen, der andere war in Richtung Indianerdorf entkommen.
Gegen Nachmittag teilte Custer seine Truppen, um aus verschiedenen Richtungen vorzustoßen: Hauptmann Frederick W. Benteen erhielt drei Kompanien (H, D und K) unterstellt und den Auftrag, die zur Linken gelegenen Badlands zu durchstreifen; Major Marcus A. Reno bekam ebenfalls drei Kompanien (A, G und M) und den Befehl, durch das Tal flussaufwärts zu marschieren und die Indianer von der anderen Seite des Flusses am Südende des Lagers zu attackieren. Custer selbst würde mit fünf Kompanien am Nordende des Lagers angreifen, wenn Renos Angriff begonnen hätte. Hauptmann McDougall blieb mit einer B-Kompanie zurück, um den Versorgungszug zu schützen.
Um 15:05 Uhr griff Renos Trupp das südliche Ende des Indianerlagers an. Obwohl die Überraschung zunächst glückte, etwa zehn Frauen und Kinder erschossen wurden, und viele Dorfbewohner in Panik die Flucht ergriffen, gelang es den Hunkpapa-Sioux unter Führung von Gall schnell, Renos Angriff abzuwehren. Erst eröffneten sie frontal das Feuer auf Renos Männer, dann begannen sie, seine linke Flanke zu überflügeln und aufzurollen. Reno zog sich in einen nahen Pappelwald zurück. Als seine Männer auch dort angegriffen wurden, verwandelte sich der Rückzug der US-Soldaten in eine panische Flucht. Einige von ihnen wurden auf der Flucht durch den Fluss getötet, aber die meisten erreichten die rettenden Felsenklippen. Benteen hatte die Ereignisse zum Teil beobachtet; er begab sich mit seinen Männern zu Renos Stellung. Kurz zuvor hatte Benteen noch einen Befehl Custers erhalten, den er nicht ausführte: Er sollte Custer unterstützen, dessen Angriff ungefähr zur selben Zeit, um 16:15 Uhr begann. Später sagte er aus, es wäre seinen drei Kompanien unmöglich gewesen, Custer zu retten und diesen Einsatz zu überleben. Entscheidender ist hingegen, dass Benteen vom ranghöheren Reno den Befehl bekam, seine belagerten Männer vor Ort zu verstärken, anstatt sich auf die Suche nach Custer zu machen. Reno war nach den gängigen Befehlsregeln berechtigt, den Befehl seines Vorgesetzten Custer an Benteen aufgrund der prekären Situation vor Ort durch seinen eigenen Befehl zur Unterstützung seiner Truppe außer Kraft zu setzen. Im weiteren Verlauf des Tages gelang es dann auch McDougall, zu Reno und Benteen zu stoßen.
Custers Trupps C, E, F, I und L griffen den Hügel hinab an, doch wegen des hügeligen Geländes konnte sich eine typische Kavallerieattacke nicht entwickeln. Das Eindringen in die Mitte des Dorfes erfolgte so gezwungenermaßen in einer Zweierreihe, die leicht von einigen Kriegern und Frauen aufgehalten werden konnte, bis mehr und mehr Indianer aus dem Dorf stürmten und den Angriff zurückschlugen. Als die Übermacht zu groß schien, folgte zunächst ein geordneter Rückzug. Custer schickte Trupp F unter Hauptmann George W. Yates und Trupp I unter Miles W. Keogh zur Rückzugdeckung. Diese Linie wurde aber nach kurzen und harten Kämpfen von den Indianern überrannt. Weitere Krieger der Sioux unter Crazy Horse und der Cheyenne unter Two Moon umgingen Custers Stellung auf dem „Last Stand Hill“ und schnitten ihm den Rückzugsweg ab. Die Indianer überrannten eine Kompanie nach der anderen. Ein taktischer Vorteil für die angreifenden Indianer bestand darin, dass viele Krieger mit mehrschüssigen Repetiergewehren der Hersteller Spencer, Henry und Winchester bewaffnet waren, mit denen eine auf kurze Distanz besonders wirksame, hohe Feuerkraft entwickelt werden konnte. Die Kavalleristen führten dagegen nur einschüssige Springfield Modell 1873 Trapdoor-Karabiner im Kaliber .45-55. Der Springfield-Karabiner Modell 1873 neigte außerdem bei längerem Gebrauch aufgrund der hitzebedingten Ausdehnung der Kupferpatronenhülsen zu Ladehemmungen. Leere Hülsen ließen sich nicht mehr automatisch ausziehen, sondern nur noch umständlich mit dem Messer entfernen, was zur Folge hatte, dass die US-Soldaten schließlich nur noch ihre Colt-Revolver zur Verteidigung hatten. Zudem mussten die Kavalleristen auf ihre Säbel verzichten, denn auf eine Anordnung Custers hin waren diese für den Nahkampf schwerlich ersetzbaren Hiebwaffen bereits vor dem Ausrücken eingezogen worden. Custer hatte befürchtet, dass das metallische Klappern, das die Säbel beim Reiten verursachen konnten, den Feind würde warnen können. Zunächst kämpften die US-Soldaten noch in Formation, doch bald zerfiel diese, und die Truppen kämpften in immer kleineren ungeordneten Gruppen. Custer und ungefähr 60 seiner Männer waren die letzten, die getötet wurden, auf einer kleinen Anhöhe, die heute Custer Hill oder Last Stand Hill genannt wird. Gerüchte, die von Berichten der Cheyenne herrühren, sagen, dass Custer selbst als letzter gefallen sei. Seine fünf Kompanien wurden restlos vernichtet. Außer Custer selbst wurden alle Leichen furchtbar verstümmelt und skalpiert, Custers Bruder Tom wurde das Herz herausgeschnitten, Custers Adjutanten, Capt. W. W. Cook wurden seine imposanten Backenbärte aus dem Gesicht geschnitten. Custer hatte eine Schusswunde in der linken Seite und der linken Schläfe. Seine Trommelfelle waren durchstochen, und ein Glied des linken kleinen Fingers war abgeschnitten. Skalpiert wurde Custer nicht. Das lag wohl daran, dass er nur noch für einen Skalp nicht lohnendes, schütteres Haupthaar besaß. Um 17:30 Uhr war die eigentliche Schlacht vorbei.
Am späten Nachmittag versuchte der Trupp D unter Hauptmann Thomas B. Weir und Oberleutnant Edward S. Godfrey ohne besondere Autorisierung von Reno und Benteen, den Ort des Geschehens zu erreichen. Zwar setzten Reno und Benteen dann wohl auch zu einer Unterstützung dieses Vorstoßes an, doch bevor es dazu kam, waren die vorgerückten Soldaten des D-Trupps bereits wieder von den Indianern zu den Felsklippen zurückgedrängt worden. Während des sich nun fortsetzenden Belagerungszustandes griffen die Indianer die relativ sichere Stellung sonst nicht weiter an, sondern töteten oder verwundeten nur einzelne Soldaten mit gezielten Schüssen aus der Entfernung. Am Nachmittag des 26. Juni zogen die Indianer nach Süden ab und zerstreuten sich in kleinere Gruppen. In der folgenden Nacht verschoben Reno und Benteen ihre Stellung näher an den Fluss heran. Am nächsten Morgen trafen dann dort die Einheiten Terrys und Gibbons ein, auf die Custer eigentlich hätte warten sollen.
Das 7. Kavallerieregiment verlor während der Kämpfe am 25./26. Juni 1876 am Little Big Horn 14 Offiziere, einen Assistenzarzt, 247 Soldaten, fünf Zivilisten und drei Indianer-Kundschafter. 52 wurden verwundet. Noch heute werden etwa 28 Soldaten (darunter der gesamte Trupp E) vermisst. Erstaunlicherweise waren nur rund 64 Indianer auf dem Schlachtfeld gefallen, wie viele allerdings später ihren Verletzungen erlagen, ist unbekannt. Man schätzt die indianischen Verluste auf ungefähr 200 Tote, da an den indianischen Rückzugspfaden viele Tote mit Schussverletzungen gefunden wurden.
Schauplatz der Schlacht am Little Bighorn.
Weitere zeitgenössische Darstellung der Schlacht: Custers Last Stand
Reflexion als geschichtliches Ereignis:
Die Nachricht von der Niederlage und Vernichtung von Custers Truppen erreichte die Ostküste der Vereinigten Staaten erst unmittelbar nach der Feier zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1876. Auch mit Unterstützung von Custers Witwe wurde die Niederlage in der US-Geschichte und zahlreichen Filmen als Kampf eines heldenhaften Generals gegen die Wilden verklärt. Seit die Behandlung der Indianer bei der Eroberung Amerikas mittlerweile als Unrecht begriffen wird, hat sich zum Ende des 20. Jahrhunderts das Bild der Schlacht am Little Bighorn und das des „Generals Custer“ gewandelt. Maßgeblich dafür sind auch Berichte von Zeitzeugen, die Custer als militärischen Karrieristen darstellen, dem – damit allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechend – jedwedes Unrechtsbewusstsein im Kampf gegen die nordamerikanischen Ureinwohner fehlte.
Im Sommer 1926 zum 50. Jahrestag der Schlacht fand als Medienereignis ein „Versöhnungsfest“ auf dem ehemaligen Schlachtfeld statt, zu dem Historiker und in den Reservaten lebende Häuptlinge als Gäste eingeladen wurden. Zuschauer aus allen Teilen des Landes wurden mit ermäßigten „General-Custer-Bahn-Tickets“ gelockt. Ein Spezialgast war der (im Gegensatz zu den meisten Lakota) frei in Kanada lebende Enkel von Sitting Bull. 1926 war fast nichts über die Schlacht selbst bekannt, da sich die Lakota in Schweigen hüllten. Vom Enkel Sitting Bulls erhoffte man sich aus Anlass des Jahrestages einige Einzelheiten zum Verlauf. Tatsächlich jedoch war sein Auftritt in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit ein Desaster für die Veranstalter, das in der Presse keinen Widerhall fand.
Der Enkel Sitting Bulls legte eine Anzahl von Dollarscheinen auf das Rednerpult und sagte folgendes: „Die weißen Männer, die mich hierher geladen haben, haben mich gebeten, einige versöhnliche Worte zu sagen. Ich kann den weißen Männern, die von mir für Dollars versöhnliche Worte zu hören wünschen, solche Worte nicht sagen. Damit würde ich das Andenken meines Großvaters schänden. Ich gebe das Geld zurück. Es liegt hier. Wer es haben will, kann es sich nehmen. Das sind die Worte eines freien Lakota, der in Kanada wohnt und sein Leben mit seiner Hände Arbeit verdient.“
Bereits seit 1879 ist der Schauplatz der Schlacht als National Cemetery (Nationalfriedhof) ausgewiesen, seit 1940 untersteht er dem National Park Service, und seit 1946 ist er eine Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments. Zwischen 1999 und 2003 wurden im „Little Bighorn Battlefield National Monument“ Denkmäler für gefallene Indianerkrieger enthüllt.
Die Schlacht am Little Bighorn ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie ein Fanal in der sonst eher schleichend betriebenen und von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten Vernichtung der nordamerikanischen Urbevölkerung darstellt. Für das Selbstbewusstsein der nordamerikanischen Prärieindianer ist der Sieg, der das langjährige Schicksal der Indianer als quasi Gefangene in ihrem eigenen Land nicht verhindern konnte, von großer Bedeutung.
Teilweise versucht man auch heute noch, mit Hilfe von archäologischen Grabungen den Verlauf der Schlacht zu rekonstruieren. Zunehmend erweisen sich die Überlieferungen der Nachfahren der beteiligen Stämme als zutreffend. Die Schlacht war eigentlich kein heldenhafter „Last Stand“, so wie in unzähligen Hollywood-Filmen dargestellt, sondern ein verzweifelter, von Panikattacken begleiteter Überlebenskampf der Soldaten. Umstritten ist allerdings die Behauptung der Crow-Späher, die Soldaten hätten, bevor sie in die Schlacht ritten, Alkohol getrunken. Zu diesem Zweck habe Custers Kompanie sechs Maultiere mit sich geführt, die auf jeder Seite mit einem Fass beladen gewesen seien. Diese habe man vor Beginn der Schlacht großzügig verteilt. Die indianischen Kundschafter hätten es allerdings abgelehnt mitzutrinken. US-Historiker bestreiten diese Behauptung vehement und entgegnen statt dessen, dass Custer niemals Alkohol im Dienst getrunken habe. Aber laut den Berichten habe auch Custer seinen privaten Flachmann bei sich gehabt und sich vor der Schlacht bedient. Man unterstellt dem Absarokee-Volk, hier die Unwahrheit zu verbreiten, und behauptet, dieses wolle mit der Geschichte die Leistung seiner damaligen Feinde mindern, denn betrunkene Soldaten seien natürlich leicht zu besiegen gewesen.
Blick von Custers letzter Verteidigungsstellung ins Tal des Little Big Horn (Gedenksteine zeigen die Fundorte der Toten)
Darstellung der Schlacht in Filmen:
Die Schlacht wurde in zahlreiche Filmen inszeniert und dabei wurde Custers Rolle sehr unterschiedlich bewertet. Häufig wird das Motiv Custers, der in dem heldenhaften Kampf fällt, aufgegriffen. Das eigenmächtige Vorrücken, das die Niederlage erst ermöglicht, wird mal als mutig, mal als fatale Selbstüberschätzung gewertet. In dem Film Little Big Man wird Custer am negativsten, als brutal und ignorant dargestellt. Das Vorrücken sei von Custer ein bewusster Schritt gewesen, da dieser mit einem Sieg über die Indianer hoffe, populär genug zu werden, um als Präsident zu kandidieren. In jedem Film wird der Last Stand Hill gezeigt, in dem Custer als letzter stirbt, mal heldenhaft, mal zerknirscht und im Film Little Big Man verrückt dargestellt. 1991 entstand der Fernsehspielfilm Son of the Morning Star. Er bemüht sich um eine authentische Darstellung der Geschehnisse am Little Bighorn und ist eine eher gelungene Version, auch aus der Sicht der Indianer.
Literatur:
* Holger Bütow: George Armstrong Custer: Der Tod eines Medienstars. in: Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung, 4/2007, S. 18–21. Online abrufbar unter http://www.mgfa.de/pdf/ZMG%204%202007.pdf * Evan S. Connell: Son of the Morning Star. Custer and the Little Bighorn. New York 1985. * Patty Frank: Die Indianerschlacht am Little Big Horn. Deutscher Militärverlag (DDR), 1968. * Ulrich van der Heyden: Kampf um die Prärie. Der Freiheitskampf der nordamerikanischen Prärieindianer. Berlin 1990. * Douglas D. Scott & Melissa Connor: Context Delicti: Archaeological Context in Forensic Work. In: Haglund, W.D. & Sorg, M.H. (eds.): Forensic Taphonomy: The Postmortem Fate of Human Remains, CRC Press, pp.: 27-38; Boca Raton 1997. * John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn – Erzählungen aus der Welt der alten Lakota. Palisander Verlag, 1. Auflage 2009, ISBN 978-3-938305-10-2. Enthält u. a. einen Zyklus aus Erzählungen, die die Schlacht am Little Bighorn aus Sicht der Lakota beschreiben.
Quellen zum Schlachtverlauf:
* Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte. Heyne, 2001, ISBN 3-453-86127-2. * William A. Graham, Brian C. Pohanka (Einleitung): The Reno Court of Inquiry: Abstract of the Official Record of Proceedings. Stackpole Books, Mechanicsburg (PA) 1995. * Wolfgang Hebold: 50 Klassiker: Siege und Niederlagen. Gerstenberg 2002, ISBN 3-8067-2527-6. * Frederik Hetmann: Der Rote Tag. Loewes, 1975, ISBN 3-7855-1708-4. * Ronald H. Nichols: Reno Court of Inquiry: Proceedings of a Court of Inquiry in the Case of Major Marcus A. Reno. Hardin (MT): Custer Battlefield Museum 1996, 678 S. * Douglas D. Scott & Melissa Connor: Context Delicti: Archaeological Context in Forensic Work. In: Haglund, W.D. & Sorg, M.H. (eds.): Forensic Taphonomy: The Postmortem Fate of Human Remains, CRC Press, pp.: 27-38; Boca Raton 1997. * Charles Windolph, Frazier Hunt, Robert Hunt: I fought with Custer: the story of Sergeant Windolph, last survivor of the Battle of the Little Big Horn, as told to Frazier and Robert Hunt. With explanatory material and contemporary sidelights on the Custer fight. Reprint der Ausgabe New York, Lincoln (Nebr.) 1954, University of Nebraska Press 1987 (engl.)
Diese Zeittafel enthält Ereignisse, die sich während der Indianerkriege in Nordamerika abspielten. Ereignisse, die in keinem direkten Zusammenhang zu den Indianerkriegen stehen, aber der zeitlichen Einordnung dienen, sind kursiv gesetzt.
18. 10. 1540 Schlacht von Mauvilla 1597 Juanillo-Rebellion 1607 - 1615 Tarrantiner-Krieg 1615 † Bashabes gefallen 1608 - 1614 Erster Englischer Powhatankrieg 22. 03. 1621 Massasoit besucht erstmals die Pilgerväter, 03. 1621 Friedens- und Beistandsvertrag zwischen Wampanoag und Pilgervätern Herbst 1621 Gemeinsames Erntedankfest von Wampanoag und Pilgervätern (Thanksgiving) 1622 † Massasoit, Obersachem der Wampanoag 22. 03. 1622 Jamestown-Massaker 1637 Pequot-Krieg 1640 - 1701 Biberkriege 1640 Schweinekrieg 1643 - 1645 Wappinger-Krieg 25. 02. 1643 Pavonia-Massaker 1644 - 1646 Zweiter Englischer Powhatankrieg 1655 Pfirsich-Krieg 1659 - 1660 Erster Esopus-Krieg 1663 - 1664 Zweiter Esopus-Krieg 1675 - 1676 King Philip’s War 18. 09. 1675 Bloody-Brook-Massaker 12. 08. 1676 † Metacomet im Kampf getötet 1680 Pueblo-Aufstand 1689 - 1697 King William’s War (Franzosen- und Indianerkriege 1) 10. 1698 † Tod des Penobscot-Sagamore Madockawando 1702 - 1713 Queen Anne's War (Franzosen- und Indianerkriege 2) 1711 - 1715 Tuscarora-Krieg 1715 - 1717 Yamasee-Krieg 1716 Erster Natchez-Krieg (First Natchez War) 1722 Zweiter Natchez-Krieg (Second Natchez War) 1722 - 1727 Dummers Krieg 1723 Dritter Natchez-Krieg (Third Natchez War) 1729 Natchez-Aufstand 26. 05. 1736 Schlacht von Ackia 1744 - 1748 King George’s War (Franzosen- und Indianerkriege 3) 1754 - 1763 Franzosen- und Indianerkrieg (Franzosen- und Indianerkriege 4) 08. 09. 1756 Zerstörung von Kittanning 08. 10. 1758 Vertrag von Easton 24. 07. 1759 Schlacht bei La Belle Famille 1763 - 1766 Pontiac-Aufstand 22. 06. 1763 Beginn der Belagerung von Fort Pitt (Siege of Fort Pitt) 07. 10. 1763 Königliche Proklamation von 1763 05. 11. 1768 Vertrag von Fort Stanwix (Treaty of Fort Stanwix) 10. 10. 1774 Schlacht von Point Pleasant (Battle of Point Pleasant) 08. 03. 1782 Gnadenhütten-Massaker 17. 09. 1778 Vertrag von Fort Pitt (Treaty of Fort Pitt)) ??. 10. 1784 Vertrag von Fort Stanwix (Treaty of Fort Stanwix (1784)) 1785 – 1795 Nordwestlicher Indianerkrieg (Northwest Indian War) 04. 11. 1791 Schlacht am Wabash River 20. 08. 1794 Schlacht von Fallen Timbers 03. 08. 1795 Vertrag von Greenville 19. 04. 1775 Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 03. 09. 1783 Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1804 Niederlage der Diné (Navajo) gegen die Spanier 07. 11. 1811 Schlacht bei Tippecanoe, † Joseph Hamilton Daviess 18. 06. 1812 Beginn des Britisch-Amerikanischen Krieges 1813 - 1814 Creek-Krieg 24. 12. 1814 Ende des Britisch-Amerikanischen Krieges 1817 - 1818 Erster Seminolen-Krieg 1823 Arikaree-Krieg (Arikara War) 1821 - 1875 Texanische Indianerkriege 1832 Black-Hawk-Krieg 21. 09. 1832 Erster Black-Hawk-Kauf 1835 - 1842 Zweiter Seminolen-Krieg ??. 10. 1837 Zweiter Black-Hawk-Kauf 1838 † Black Hawk 06. 06. 1838 Beginn des Pfades der Tränen 01. 05. 1843 Neuer Kauf (dritter Black-Hawk-Kauf) 19. 08. 1854 Grattan-Massaker 1854 - 1855 Puget-Sound-Krieg 1855 - 1858 Dritter Seminolen-Krieg 02. 09. 1855 Schlacht von Ash Hollow 1858 Fraser-Canyon-Krieg 1861 - 1872 Cochises Krieg 27. 01. 1861 Bascom-Affäre (Bascom Affair) 12. 04. 1861 Angriff auf Fort Sumter, Beginn des Sezessionskrieges 1862 Sioux-Aufstand 18. 01. 1863 † Apachen-Häuptling Mangas Coloradas ermordet 29. 01. 1863 Schlacht am Bear River 03. 09. 1863 Schlacht am Whitestone Hill 14. 01. 1864 Beginn von Kit Carsons Feldzug gegen die Diné (Navajo) 1864 Langer Marsch der Diné (Navajo) 28. 07. 1864 Schlacht am Killdeer Mountain 25. 11. 1864 Erste Schlacht von Adobe Walls (First Battle of Adobe Walls) 29. 11. 1864 Sand-Creek-Massaker 26. 04. 1865 Ende des Sezessionskrieges 1866 - 1867 Red-Cloud-Krieg 21. 12. 1866 Fetterman-Massaker 01. 08. 1867 Kampf im Heufeld (Hayfield Fight) 02. 08. 1867 Wagenburg-Gefecht (Wagon Box Fight) 21. 10. 1867 Vertrag von Medicine Lodge 01. 06. 1868 Vertrag von Fort Sumner, Rückkehr der Diné (Navajo) 17. 09. 1868 Schlacht von Beecher Island 06. 11. 1868 Vertrag von Fort Laramie 27. 11. 1868 Schlacht am Washita 1869 - 1870 Red-River-Rebellion 1872 - 1873 Modoc-Krieg (Modoc War) 1872 - 1884 Geronimos Krieg 14. 08. 1872 Schlacht von Arrow Creek (Battle of Arrow Creek) 28. 09. 1872 Schlacht am Nordarm des Red River (Battle of the North Fork) 27. 06. 1874 Zweite Schlacht von Adobe Walls (Second Battle of Adobe Walls) 1874 - 1875 Red-River-Krieg (Red River War) 28.09.1874 Ranald Slidell MacKenzie zerstört 5 Indianerdörfer im Palo Duro Canyon 02. 06. 1875 Kapitulation der Comanche unter Quanah Parker 1876 - 1877 Krieg um die Black Hills (Black Hills War) 17. 03. 1876 Schlacht am Powder River (Battle of Powder River) 17. 06. 1876 Schlacht am Rosebud (Battle of the Rosebud) 25. 06. 1876 Schlacht am Little Bighorn, † George Armstrong Custer 17. 07. 1876 Schlacht am Warbonnet Creek (Battle of Warbonnet Creek) 09. 09. 1876 Schlacht von Slim Buttes (Battle of Slim Buttes), († American Horse) 21. 10. 1876 Schlacht am Cedar Creek (Battle of Cedar Creek) 25. 11. 1876 Dull-Knife-Gefecht (Dull Knife Fight) 1877 Krieg der Büffeljäger (Buffalo Hunters' War) 08. 01. 1877 Schlacht am Wolf Mountain (Battle of Wolf Mountain) 05. 09. 1877 † Crazy Horse in Fort Robinson getötet 06. 06. 1877 Beginn des Feldzuges gegen die Nez Percé 05. 10. 1877 Kapitulation der Nez Percé unter Chief Joseph 17. 07. 1882 Schlacht am Big Dry Wash (Battle of Big Dry Wash) 1885 Nordwest-Rebellion 1885 - 1886 Geronimos zweiter Krieg 15. 12. 1890 † Sitting Bull im Standing-Rock-Reservat erschossen 29. 12. 1890 Massaker am Wounded Knee
Apachen (Zuñi-Wort für Feind), Eigenbezeichnung je nach Dialekt Inde, T`Inde, N`de, N`ne = „die Menschen”, ist die Sammelbezeichnung für verschiedene südliche Athapasken-Gruppen im Südwesten der heutigen USA und im Norden Mexikos. Die Sprachen der Apachen, Apache, bilden eine eigene Untergruppe der Na-Dené-Sprachfamilie, wie auch die der Diné. Die Apachen leben heute mehrheitlich in Reservaten in den US-Bundesstaaten New Mexico, Arizona und Oklahoma.
Sigesh, Apache, Edward Curtis, 1907
Geschichte der Apachen:
Die Apachen-Stämme wanderten im 14. und 15. Jahrhundert zusammen mit den Diné vom Norden, vermutlich über die östlichen Ausläufer der Rocky Mountains, in die Gegend der heutigen US-Bundesstaaten New Mexico und Arizona sowie ins westliche Texas, südöstliche Colorado und nördliche Mexiko ein. Nach dem Zuzug der Comanche aus dem Norden in die Südlichen Plains verdrängten diese die dort lebenden Apache mit Unterstützung der texanischen Stämme sowie spanischer und französischer Waffenhilfe. Seitdem umfasste die Comancheria den größten Teil der Südlichen Plains.
Apachen (18. Jahrhundert): Ch - Chiricahua, M - Mescalero, J - Jicarilla, L - Lipan, Pl - Kiowa Apache, WA - Westliche Apachen, N - Diné
panisch-indianische Allianzen gegen die Apachen:
Als vielleicht erster Weißer stieß 1540 der spanische Konquistador Francisco Vásquez de Coronado auf Apachen-Indianer. 1598 traf sein Landsmann Juan de Oñate auf sie. Er war der erste, der den Zuni-Begriff „Apachù” (= „Feind”) als „Apache” übernahm.
Mit der unfreiwilligen Einführung des Pferdes durch die Spanier nach dem Pueblo-Aufstand von 1680 erhöhten sich die Mobilität und der Aktionsradius der Apachen-Gruppen enorm. Vom Arkansas River im südlichen Colorado im Norden bis in die mexikanischen Staaten Sonora, Sinaloa, Chihuahua, Coahuila, Durango und Jalisco im Süden, vom Colorado River im Westen bis nach Zentral- und Süd-Texas im Osten plünderten die Apachen indianische und weiße Besitzungen gleichermaßen. Tausende Indianer und Weiße wurden getötet und entführt, ganze Landstriche entvölkert. Hierdurch konnten die Apachen die Spanier und Mexikaner größtenteils aus ihrem Gebiet, das die Spanier Apacheria nannten, fernhalten.
Zum gemeinsamen Schutz und um die Apachen zu isolieren, schlossen die Spanier und Mexikaner Allianzen mit den Pima, Opata, Tarahumara, Pueblo, Wichita, Caddo, Ute und ab 1786 mit den Comanche. Als Gegenleistung für die indianische Unterstützung öffneten die Spanier und Mexikaner ihre Märkte den indianischen Produkten und Waren und versorgten die Stämme mit Waffen und logistischer Unterstützung in deren Kämpfen gegen die Apachen.
Nach heftigen Kämpfen gegen Spanier und ihre indianischen Verbündete, der Zwangseingliederung in die Anti-Apache-Allianz der Jicarilla Apachen sowie der Navajo und der immer mehr dank spanischer Unterstützung erstarkenden Comanche, musste Bande für Bande der Apachen um Frieden ersuchen. Mehrere südliche Gruppen der Chiricahua, die südlichen Mescalero in Coahuila und Chihuahua sowie große Gruppen der Lipan wurden vernichtend geschlagen, 1790 trieben die Spanier fliehende Mescalero nach Norden in die Comancheria, wo die Comanche (span. Angaben nach) mehr als 300 Mescalero töteten. Die sich ergebenden Chiricahua wurden gezwungen als Scouts gegen noch kämpfende Chiricahua sowie die weit nördlich und in relativer Sicherheit lebenden Westlichen Apachen zu dienen, die südlichen Mescalero und die Lipan dienten als Scouts gegen die nördlichen und auf den Plains lebenden Mescalero und Lipan. Zwischen 1790 und 1800 ergaben sich immer mehr Apachen und ließen sich entweder in sog. „Friedenssiedlungen“ nieder, wo sie Ackerbau betreiben mussten, und einen Pass benötigten, wenn sie auf die Jagd gehen wollten. Oder sie versicherten den Spaniern in ihren jeweiligen Streifgebieten friedfertig zu leben, und keine anderen Indianer zu berauben.
Apachen
Unabhängigkeit Mexikos und Zusammenbruch der Nordgrenze:
Der relative Frieden dauerte bis 1810, als die Mexikaner die Kontrolle über das Gebiet während des Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien (1810 - 1822) übernahmen. Diese hatten finanzielle Probleme und stellten die Lieferung von Lebensmitteln ein. Alsbald nahmen die Apachen ihre alte Lebensweise wieder auf und überfielen erneut die Siedlungen entlang der Nordgrenze sowie tief in Mexiko. Bald hatten sie wieder ihre Vormachtstellung im südlichen Texas, in der Bolson de Mapimi sowie in ihren mexikanischen Siedlungsgebieten wieder hergestellt. Da Mexiko nicht über die finanziellen und personellen Mittel, wie das Vizeköigtum Neu-Spanien, verfügte, mussten die Presidios mit immer weniger und schlechter ausgestatteten Soldaten die Nordgrenze sowie das Hinterland gegen die einfallenden Apache verteidigen. Zudem waren die Comanche nicht mehr bereit, Hilfstruppen gegen die Apache zur Verfügung zu stellen, da sie durchaus die Schwäche der Mexikaner bemerkt hatten, und unternahmen nun ihrerseits brutale Raubzüge. Dabei bildete der Rio Conchos eine virtuelle Linie, östlich derer die Comanche, einige Mescalero und die Lipan raubten. Westlich vom Rio Conchos raubten Mescalero, Chiricahua und Westliche Apache.
Im Jahr 1835 führten die mexikanischen Staaten Sonora und Chihuahua wieder Prämien auf Apachen-Skalpe ein, um des „Apache-Problems” Herr zu werden. Für einen Krieger (ab 14 Jahre) bekam man 100 Pesos, für eine Frau 50 und für ein Kind 25, später erließen andere Staaten ähnliche Gesetze, und die Höhe der Skalp-Prämien wurden mehrmals erhöht. Während dieser Auseinandersetzungen schlossen immer wieder einzelne mexikanische Staaten mit verschiedenen Apachen Verträge ab, boten diesen Schutz vor Verfolgungen durch die Armee und erlaubten den Banden Zugang zu ihren Märkten, um dort Beute und Produkte gegen Waffen, Munition, Kaffee, Zucker und andere Waren einzutauschen.
Der Kommandeur der nördlichen Presidio-Linie, Don Ignacio Zúniga, schätzte, dass allein in den Jahren 1820 bis 1835 durch die Apachen ca. 5.000 Mexikaner getötet, 100 Siedlungen zerstört und mehr als 4.000 Siedler gezwungen waren die Region zu verlassen. Mit Ausnahme der durch Truppen geschützten Tucson und Tubac war ganz Nord-Sonora und weite Teile Nordmexikos ranchos despoblados. 1848 wurde von den Apachen sogar die wichtige Stadt Fronteras eingenommen und über mehrere Monate gegenüber den Mexikanern gehalten.
Amerikaner übernehmen die nördlichen Gebiete der Apacheria:
Als später die USA ehemals mexikanische Gebiete übernahmen, lieferten die Apachen der US-Armee erbitterte Kämpfe. Die „Apache-Kriege” (1850–1890) waren die längsten und kostspieligsten Kriege der USA im 19. Jahrhundert - neben dem Bürgerkrieg. Durch die hohen Verluste an Soldaten und Zivilisten, die Schwierigkeiten im Gelände, die Schnelligkeit, Schlauheit und Grausamkeit der Apachen und ihren verzweifelten und langandauernden Widerstand wurden viele ihrer Anführer berühmt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts kapitulierten die letzten Apachen und zogen in Reservate. Die letzten Überfälle kleiner Apachen-Gruppen erfolgten 1930 auf Ansiedlungen und Auswanderer im Norden Mexikos.
Geschichte im 20. Jahrhundert:
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Apachen-Kinder von ihren Eltern getrennt und weißen US-Bürgern zur Adoption gegeben. Die Enkel oder Urenkel erfahren dies heute nur noch aus mündlichen Überlieferungen, wenn ein Apachen-Kind damals alt genug war, sich zu erinnern.
Gesellschaft und interne Struktur:
Kultur und Lebensweise:
Die Apachen-Gruppen (engl. „Bands“) lebten als halbnomadische Sammler und Jäger, einige Gruppen betrieben zusätzlich Ackerbau. Hinzu gesellte sich das Beutemachen auf Raubzügen gegen ihre indianischen Nachbarn, die Pima, Pueblo-Indianer, Yuma, Pawnee, Caddo und Opata. Zu ihren traditionellen Feinden zählten im 17. Jahrhundert die texanischen Stämme sowie die Ackerbau treibenden Stämme Nordmexikos, im 18. Jahrhundert traten die Comanche und Kiowa im Osten als die gefährlichsten Feinde der Apachen auf, im 19. Jahrhundert traten besonders die Oberen Pima und Opata als Feinde im Westen in Erscheinung, während im Osten Anfang des 19. Jahrhunderts Frieden zwischen Comanche, Kiowa und Apache geschlossen wurde.
Zwischen Raubüberfällen (in Apache: ‘to search out enemy property’) und Kriegszügen (in Apache: ‘to take death from an enemy’) gab es bei den Apachen einen scharfen sozialen Unterschied: Raubzüge wurden organisiert, um Nahrungsvorräte, Pferde, Waffen und anders zu besorgen. Ziel war es hierbei nicht zu töten, sondern möglichst ohne Verluste und Begegnung mit dem Feind erfolgreich die Familien zu versorgen. Kriegszüge wurden organisiert, um den Tod eines Apachen zu rächen, und konnten aus bis zu 200 Kriegern bestehen. Dabei gab es bei den Apachen keine Kriegerbünde, die Apachen zählten keine Coups und erlangten durch die Tötung eines Feindes kein Prestige. Zudem nahmen sie keine Skalps.
Die Apachen-Gruppen in Arizona, New Mexico und Mexiko lebten in Wickiups, einfachen Strauch- und Grashütten, die auf den Plains in Texas beheimateten Lipan- und Kiowa-Apachen in Tipis und die Mescalero und Jicarilla sowohl in Wickiups als auch in Tipis. Die Apachen bezeichneten ihre Behausungen als „Kowa”.
Sozio-Politische Organisation:
Die Apachen waren nicht zentralistisch organisiert und bildeten keine „Stämme” im eigentlichen Sinn. Die höchste organisatorische Einheit war die Gruppe, die sich in der Regel in kleinere Lokalgruppen (engl. local bands) unterteilte. Die Lokalgruppe wiederum bestand aus mehreren matrilokalen und matrilinearen Großfamilien (sog. gotah). In einer Bande war jedes Mitglied mit den meisten, wenn nicht mit allen anderen verwandt. Die gotah bestand wiederum aus mehreren eine rancheria bildenden kowa (Wickiups oder Tipis) einzelner Familien.
Besonders im Winter oder zur Organisation einer Jagd, des Sammelns, der Verarbeitung und Haltbarmachung von Beeren und Wildpflanzen sowie aus kulturellen und religiösen Anlässen kamen Lokalgruppen zusammen. Kriegszüge wurden meistens von Lokalgruppen oder sogar der ganzen Bande unternommen, diese konnten oft zwischen 100 und 200 Krieger umfassen. Raubzüge wurden, im Gegensatz zu den Kriegszügen, nur von einer oder mehreren gotah (‘Großfamilie’) organisiert und bestanden meist nur aus 10 bis 30 Kriegern.
Die Apachen-Krieger waren keinem Häuptling (Nantan) zum Gehorsam verpflichtet, sondern schlossen sich einflussreichen Männern (und gelegentlich Frauen) an, die aufgrund ihres Reichtums, ihrer Fähigkeiten, persönlichen Überzeugungskraft und ihrer Diyah (‘Kraft’) Prestige besaßen. Meistens waren daher die Anführer gleichzeitig auch Schamanen (Diyin). Neben Diya besaßen manche Frauen und Männer zudem Inda-ce-ho-ndi (‘Enemies-Against-Power’), die ihnen ermöglichte, Feinde zu lokalisieren, deren Anzahl zu benennen und diesen durch ihre Macht zu schaden. Es gab zuweilen auch Kriegerinnen, wie zum Beispiel Lozen (‘geschickte Pferdediebin’) oder Gouyen (‘Weise Frau’), die entweder es ablehnten zu heiraten oder die ihre Männer auf die Kriegs- und Raubzüge begleiteten.
Gruppen der Apachen:
Die als Apachen zusammengefassten Stämme können wie folgt klassifiziert werden:
* Chokonen (Chu-ku-nde - ‘Ridge of the Mountainside People’, wirkliche oder Zentrale Chiricahua)
Chokonen (nordöstliche Lokalgruppe) Chihuicahui (südwestliche Lokalgruppe) Dzilmora (südöstliche Lokalgruppe) Animas (südliche Lokalgruppe) erste Lokalgruppe (lebten im Nordosten Sonoras, Mexiko, gegen 1860 vernichtet) zweite Lokalgruppe (lebten im Nordosten Sonoras, Mexiko, gegen 1860 vernichtet) dritte Lokalgruppe (lebten im Nordosten Sonoras, Mexiko, gegen 1860 vernichtet) Bedonkohe (Bi-dan-ku - ‘In Front of the End People’, Bi-da-a-naka-enda - ‘Standing in front of the enemy’, oft auch als Mogollon, Gila Apaches bezeichnet, Nordöstliche Chiricahua)
* Chihenne (Chi-he-nde - ‘rot bemaltes Volk’, oft als Copper Mine, Warm Springs, Mimbres, Gila Apaches bezeichnet, Östliche Chiricahua)
Warm Springs (span.: Ojo Caliente - ‘Heiße Quellen’) + nördliche Warm Springs (nördliche Lokalgruppe) + südliche Warm Springs (wirkliche Warm Springs, südliche Lokalgruppe) Gila / Gileños + Copper Mines (westliche Lokalgruppe) + Mimbres /Mimbreño (östliche Lokalgruppe) + Lokalgruppe (lebten im südlichen New Mexico bis zur mexikanischen Grenze, südliche Lokalgruppe)
* Nednhi (Ndé'ndai - ‘feindliches Volk’, ‘Volk, das Ärger bereitet’, oft als Bronco Apaches, Sierre Madre Apaches bezeichnet, Südliche Chiricahua)
Janeros (wurden nach dem Presidio Janos benannt, nannten sich wahrscheinlich Dzilthdaklizhéndé - ‘Blue Mountain People’ - ‘Volk der Blauen Berge, d.h. der Sierra Madre’, nördliche Lokalgruppe) Carrizaleños (wurden nach dem Presidio Carrizal benannt, nannten sich wahrscheinlich Tsebekinéndé - ‘Stone House People’ oder ‘Rock House People’, südöstliche Lokalgruppe) Pinaleños (lebten in Hochgebirgen mit großen Bestand an sog. Apachen-Kiefern - daher wurden sie Pinaleño oder Pinery Apaches genannt, südwestliche Lokalgruppe)
* Mescalero (wurden von anderen Apachen Natahéndé - ‘Mescal-Volk’ genannt, daher die span. Bezeichnung als Natages, ab 1800 allg. als Mescaleros bekannt, manchmal auch als Faraone bezeichnet, Eigenbez.: Shis-Inday - ‘Volk der (Berg)Wälder’)
Natahéndé (‘Mescal-Volk’, span. Natages, sprich Na-ta-hay) Guhlkahéndé (‘Volk der Ebene’, span. Cuelcajenne) Dzithinahndé / Tsilnihéndé (‘Mountain Ridge Band People’, span. Chilpaines) Ch'laandé / Tslahahéndé (‘Antelope Band People’) Nit'ahéndé (‘People Who Live Against the Mountains’, ‘Earth crevine People’) Tsehitcihéndé (‘People of Hook Nose’) Tsebekinéndé (‘Rock House People’, von Spaniern und Amerikanern oft Agua Nuevas oder Nortenos genannt) Tá'huú'ndé (‘Mountains-extending-into-the-river-People’) Tuintsundé (‘Big Water People’, ursprünglich die Tú sis Ndé der Lipan) Tuetinini (‘No Water People’, ‘Tough People of the Desert’, ursprünglich die Twid Ndé der Lipan)
Olleros (span: ‘Töpfer’, Eigenbez.: Sai T`Inde - ‘Sand-Volk/Berg-Volk’, daher auch oft span. Hoyeros - ‘Volk der bewaldeteten Bergtäler’ genannt) Llaneros (spanische Übersetzung der Eigenbezeichnung als Kolkahin/Gulgahén - ‘Volk der Ebene’)
* Lipan (Eigenbez.: Hle`pai Nde - ‘Hellgraues Volk’, von den Spaniern in Lipan korrumpiert, auch als Ndee buffalo hunters, Texas-Apache bezeichnet)
Tindi Ndé / Tüzhä / Täzhä (‘Warrior of the Mountain People’) Cuelcahen Ndé / Kó`l Kahä (‘Tall Grass People/High Grass People’, ‘Volk der Ebene’) Twid Ndé / Tú é diné Ndé (‘Tough People of the Desert’, ‘No Water People’, schlossen sich später als Tuetinini den Mescalero an) Tu`tssn Ndé / Tú sis Ndé / Kúne tsá (‘Great Water People/Big Water People’, schlossen sich später als Tuintsunde den Mescalero an) Zit`is`ti Ndé / Tas steé be glui Ndé (‘Rock Tied to Head People’) Bi`uhit Ndé / Buii gl un Ndé (‘Many Necklaces People’) Zuá Zuá Ndé (‘People of the Lava Beds’) Ha`didla`Ndé (‘Lightning Storm People’) Shá i`a Nde / Nde `Shini / Shä-ä (‘Nördliches Volk’, nördlichste Gruppe der Lipan, teilweise Kontakte zu den Kiowa-Apache) Tche shä (‘Sun Otter People’) Tsél tátli dshä (‘People of the Green Mountain’, schlossen sich später den Kóke metcheskó lähä an) Kóke metcheskó lähä (‘High-Beaked Moccasin People’) Tséral tuétahä (‘Red Hair People’, verschmolzen später mit den Tche shä und Tsél tátli dshä) Ndáwe qóhä (‘Fire People’, ‘Camp Circle People’) Tcha shka-ózhäye (‘Little Breech-clout People’) Tchó´kanä (‘Pulverizing People’, ‘Rubbing People’, schlossen sich später den Tcha shka-ózhäye an) Te`l kóndahä (‘Wild Goose People’) Tsésh ke shéndé (‘Painted Wood People’) Tsés tsembai (‘Heads of Wolves People’, ‘Bodies of Men People’)
* Kiowa-Apache (Eigenbez.: Na-di-isha-dena, Na`isha, Naishan Dené - ‘Jene, die Dinge [Beute] herumtragen oder transportieren’ oder ‘Räuber’, daher von ihren Kiowa-Verbündeten auch als Semat - Räuber bezeichnet, auch als Khat-tleen-deh - ‘Zedern-Volk’ oder Bay-ca-yeh - ‘Wetzstein-Volk’ bekannt, unter letztem Namen waren sie bei den benachbarten Stämmen bekannt)
* Westliche Apachen (Eigenbez.: Nnee - ‘Volk’, span. Coyotero - ‘Koyotenesser’, auch Garroteros - ‘Keulenmänner’) White Mountain (span. Sierra Blanca - ‘Volk der weißen Berge’) + Westliche White-Mountain-Gruppe (Lunábáha - ‘Many Go to War People’) + Östliche White Mountain-Gruppe (Dzil Ghá` - ‘On Top of Mountain People’) Cibecue (span. Ableitung von Dishchíí Bikoh - ‘Volk des roten Canyon’) + Canyon Creek-Gruppe (Golkizhn - ‘Spotted on Top People’) + Carrizo-Gruppe (Tł’ohk’aa’ digaidn, Tl`ohk`adigain Bikoh Indee - ‘Canyon of the Row of White Canes People’) + Cibecue-Gruppe (Dziłghą́’é, Dzil T`aadn - ‘Base of Mountain People’) San Carlos (Tsék’áádn) + Apache Peaks-Gruppe (Nadah Dogalniné - ‘Spoiled Mescal People’, ‘Tasteless Mescal People’) + San Carlos-Gruppe (Tsék´áádn, Tsandee Dot`án - ‘It is Placed Alone beside the Fire People’, eigentl. San Carlos) + Pinaleño/Pinal-Gruppe (span. ‘Kiefern- oder Pinienvolk’, T’iisibaan, T`iis Tsebán - ‘Gray Cottonwoods in the Rocks People’) + Arivaipa/Aravaipa-Gruppe (Pima: ‘Feiglinge’, ‘Weiber’, wurden von den Apachen Tséjiné - ‘Dark Rocks People’ genannt) # Tséjiné (‘Dark Rocks People’, eigentl. Arivaipa) # Tsé Binest`i`é (‘Rock encircling People’) Tonto (Eigenbez.: Dilzhé`e, von anderen Apachen als Ben-et-dine - ‘wild’, ‘verrückt’, ‘die man nicht versteht’ bezeichnet, span. Übersetzung als Tonto - ‘wild’, ‘verrückt’) + Nördliche Tonto # Bald Mountain-Gruppe (Dasziné Dasdaayé Indee - ‘Porcupine Sitting Above People’) # Fossil Creek-Gruppe (Tú Dotl`izh Indee - ‘Blue Water People’) # Mormon Lake-Gruppe (Dotl`izhi Ha´it`Indee - ‘Turqoise Road Coming Up People’) # Oak Creek-Gruppe (Tsé Hichii Indee - ‘Horizontal Red Rock People’) + Südliche Tonto # Mazatzal-Gruppe (Tsé Noltl`izhn - ‘Rocks in a Line of Greenness People’) # erste und bedeutendste Klein-Gruppe (Dil Zhe`é, unter dieser Bezeichnung waren auch die anderen übrigen fünf Klein-Gruppen bekannt) # zweite Klein-Gruppe # dritte Klein-Gruppe # vierte Klein-Gruppe # fünfte Klein-Gruppe # sechste Klein-Gruppe
Zuweilen lebten Gruppen der Yavapai, besonders die Wipukepa und Kwevkepaya, mit den Tonto-Apache in zweisprachigen rancherias zusammen, und konnten außer an der ‘Muttersprache’ von Fremden nicht von den Apache unterschieden werden, und so wurden Apache und Yavapai oft als Tonto bezeichnet. Daher ist es nicht immer leicht, herauszufinden, ob es sich jetzt um ausschließlich Yavapai oder Apachen, oder um diese gemischten Banden handelt. Die Wipukepa und Kwevkepaya wurden daher fälschlicherweise wegen ihrer verwandtschaftlichen und kulturellen Nähe zu den Tonto-Apachen oft als Apache Mohave, Yavapai Apachen und/oder Yuma-Apachen bezeichnet. Als Yuma-Apachen bezeichnete man zudem auch die Tolkepaya, die südwestliche Gruppe der Yavapai, als auch die ebenfalls zu den Hochland-Yuma zählenden Hualapai/Walapai
Demographie:
1840 zählten sie etwa 15.000, 1906 nur noch 6000. Der US-Zensus von 2000 nennt 96.833 Apachen, wovon rund 31.000 gemischter ethnischer Herkunft sind. Die Zahlenangabe von 1840 ist höchstwahrscheinlich eine Übertreibung der Spanier und Mexikaner, deren Schätzungen bis zu 30.000 Menschen reichten, anscheinend zählten alle Apachen zusammen niemals mehr als 10.000.
Berühmte Persönlichkeiten:
Chiricahua-Führer:
* Juan Josè Compa * Mangas Coloradas (span.: ‘Rote Ärmel’, da er immer ein rotes Shirt im Kampf trug, engl. Red Sleeves, Kan-da-zis Tlishishen; auch Dasoda-hae - ‘He Just Sits There’, * 1797; † 18. Januar 1863) * Cochise (auch Cheis oder A-da-tli-chi - ‘Hartholz’, * zwischen 1810 und 1823; † 8. Juni 1874) * Nana (span. ‘Großmutter’, Haskenadilta - ‘Wütend, Er ist aufgebracht/wütend’, auch Kas-tziden - ‘Gebrochener Fuß’; * um 1800; † 1894) * Geronimo (span. Anrufung des Heiligen Hieronymus, Gokhlayeh oder Goyaałé - ‘der Gähnende’, * 16. Juni 1829; † 17. Februar 1909) * Juh (auch Hu, Ho, Whoa, Jui, sprich: Hoo, in Apache Tan-Dɨn-Bɨl-No-Jui - ‘Er bringt viele (geraubte) Dinge mit sich’, auch Ya-Natch-Cln - ‘der Weitsichtige’, * um 1825; † November 1883) * Victorio (span. ‘Der Sieger’, ‘Der Siegreiche’, Bidu-ya oder Beduiat, * um 1825; † 14. Oktober 1880) * Naiche (* zwischen 1856 und 1858; † 1919) * Ulzana (auch Josanni, * im 19. Jahrhundert in den USA; † 1909) * Chihuahua * Ka-ya-ten-nae * Loco (span. ‘der Verrückte’, ‘der Waghalsige, Mutige’, eigentlich Mahtank)
Lipan-Führer:
* Poca Ropa (‘wenige oder dürftige, kärgliche Kleidung’, ca. 1750 - ca. 1790) * Cavezon (span. ‘Big Head’ - ‘der Starrköpfige’, ca. ? - ca. 1780) * Casimiro (18. Jhd.) * Yolcna Pocarropa (ca. 1820 - ca. ?) * Cuelgas de Castro (ca. 1792 - ca. 1844) * Flacco (ca. 1790 - ca. 1850) * Costalites (ca. 1820 - 1873) * Magoosh (Ma´uish, ca. 1830 - 1900)
Durch den Umstand, dass ein französischer Schriftsteller bereits einen Comanche zum Helden seiner Abenteuergeschichten auserkoren hatte, sah sich der Schriftsteller Karl May veranlasst, seinen „Edelindianer“ Winnetou einem anderen Indianervolk zugehörig zu erklären. Er wählte, nicht ohne Hintergedanken, die Todfeinde der Comanche, nämlich die Apachen und verpasste damit seiner Romanfigur die Identität eines Mescalero. Seit diese Bücher in Deutschland Verbreitung fanden, genießen die Indianer und insbesondere das Volk der Apachen hierzulande eine gewisse Verehrung, die sich auch in der Heimat der 'native American people' herumgesprochen hat. Dort betrachtet man die Aufmerksamkeit der Deutschen, die sich nicht nur für die Kriegstaktik der Apachen interessieren, sondern auch für deren kulturelle Identität, mit Wohlwollen.
Neben den Büchern Mays sind auch die Karl-May-Filme der 1960er Jahre zu einem nicht unwesentlichen Anteil Ursache an diesem Interesse. Der französische Schauspieler Pierre Brice, dessen Verdienst es - nach eigenen Angaben - war, immer wieder ein Stück mehr "Authentizität" in die Darstellung dieser Indianerfigur zu importieren, sei es durch Kostümwahl oder durch Einflussnahme seinerseits auf die Handlung. Auch wegen der Popularität dieses Schauspielers kamen Vertreter der nordamerikanischen Indianer nach Bad Segeberg, wo man den Schauspieler zum Ehrenhäuptling ernannte.
Einen „größten Häuptling der Apachen“ hat es jedoch nie gegeben. Die Apachen lebten und jagten in Lokalgruppen mit jeweiligem Anführer. Darauf geht Winnetou auch in der Serie Mein Freund Winnetou ein, als er darauf hinweist, dass das Wort „Häuptling“ ein Wort der Weißen sei und dass er bei den Chiricahua-Apachen nicht erwarten könne, auf Gehör zu stoßen, da er Mescalero sei.
Verfilmungen:
* 1954: Apache (dt. Titel: Massai, der große Apache), Regie: Robert Aldrich; Hauptdarsteller: Burt Lancaster; Handlung: Massai, ein Apache, weigert sich im 19. Jahrhundert mit dem Rest seines Clans in ein Reservat zu ziehen, die er als Gefangenschaft empfindet. Lange leistet er bewaffneten Widerstand, aber seiner schwangeren Gefährtin zuliebe versucht er mit ihr, in den Bergen ein neues Leben zu beginnen. Dort jedoch wird er von Truppen aufgespürt und ob es ein Happy End gibt, bleibt bis zur letzten Minute offen. * 1973/74 drehte die DEFA die Spielfilme Apachen und Ulzana, die das Leben der Apachen, speziell das des Häuptlings Ulzana thematisieren. Das Bestreben der Indianer, mit ihren weißen Nachbarn friedlich zusammenzuleben und sich von der Landwirtschaft zu ernähren, sowie die blutige Niederschlagung dieses Unterfangens werden in den beiden Filmen packend, aber trotzdem so geschichtsnah wie möglich dokumentiert. * 1993: Geronimo – Eine Legende (Geronimo: An American Legend). Einer der letzten von mindestens 20 Filmen im 20. Jahrhundert, die mehr oder weniger Verfilmungen von Teilen des Lebens Geronimos sind.
Bekannte Apachen:
* Mary Kim Titla * Raoul Trujillo
Sonstiges:
* Ein schwarzer Halbedelstein heißt Träne der Apachen oder Apachenträne, eine Form des Obsidians. * Ein bekannter Nonsensvers von Robert Gernhardt lautet: Paulus schrieb an die Apatschen: „Ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.“
Literatur:
* Edwin R. Sweeney: Mangas Coloradas. Chief of the Chiricahua Apaches. University of Oklahoma Press, Norman OK 1998, ISBN 0-8061-3063-6, (The civilization of the American Indian series 231). * Donald E. Worcester: Die Apachen: Adler des Südwestens. Econ Verlag, Düsseldorf u. a. 1982, ISBN 3-430-19854-2. * Alys Swan-Jackson: Apachen. Die Apachen und die Puebloindianer des Südwestens. Karl Müller Verlag, Erlangen 1996, ISBN 3-86070-547-4, (Blick in die Geschichte). * Nikolaus Baumhauer: Die Apachen. Band 1: Entstehung der Rivalität. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 1993, ISBN 3-924696-88-8. * Helge Ingstad: Die letzten Apachen. Hans von Hugo Verlag, Berlin 1940. * Ian W. Record: Big Sycamore Stands Alone: The Western Apaches, Aravaipas, and the Struggle for Place, University of Oklahoma Press, 2008, ISBN 978-0-8061-3972-2. * Eve Ball: Indeh: An Apache Odyssey, University of Oklahoma Press, 1988, ISBN 0-8061-2165-3. * James L. Haley: Apaches: A History and Culture Portrait, University of Oklahoma Press, 1997, ISBN 0-8061-2978-6. * Grenville Goodwin: Western Apache Raiding & Warfare, Hrsg.: Keith H. Basso, University of Arizona Press, 1971, ISBN 978-0-8165-0297-4. * Thomas A. Britton: The Lipan Apaches: People of Wind and Lightning, University of New Mexico Press, 2009, ISBN 978-0-8263-4586-8. * Nancy McGown Minor: The Light Gray People: An Ethno-History of the Lipan Apaches of Texas and northern Mexico, University Press of America, Inc., 2009, ISBN 978-0-7618-4854-7. * Nancy McGown Minor: Turning Adversity to Advantage: A History of the Lipan Apaches of Texas and northern Mexico, 1700 - 1900, University of America, Inc., 2009, ISBN 978-0-7618-4859-2. * C. L. Sonnichsen: The Mescalero Apaches, University of Oklahoma Press, 1973, ISBN 0-8061-1615-3. * José Cortéz: Views from the Apache Frontier: Report on the northern Provinces of New Spain, Hrsg.: Elizabeth A. H. John, University of Oklahoma Press, 1989, ISBN 978-0-8061-2609-8. * Maria F. Wade: The Native Americans of the Edwards Plateau, 1582 - 1799, University of Texas Press, 2003, ISBN 0-292-79156-9. * F. Todd Smith: From Dominance to Disappearance: The Indians of Texas and the Near Southwest, 1786 - 1859, University of Nebraska Press, 2005, ISBN 978-0-8032-4313-2. * Scott Zesch: The Captured: A True Story of Abduction by Indians on the Texas Frontier, St. Martin's Press, 2004, ISBN 978-0312-31787-4. * Timothy Braatz: Surviving Conquest: A History of the Yavapai Peoples, Board of Regents of the University of Nebraska, 2003, ISBN 978-0-8032-2242-7.
Die Irokesen im engeren Sinne (auch bekannt als Five Nations bzw. Six Nations, in Deutsch auch Fünf/Sechs Nationen) waren ein Völkerbund aus zuerst fünf und später sechs sprachverwandten Völkern nordamerikanischer Ureinwohner. Sie selbst nennen sich Haudenosaunee, zu Deutsch Völker des Langhauses. In einem weiteren Sinne gehörten zu ihnen auch Wyandot, Tionontati, Neutrale und früh verschwundene Gruppen, wie die Kahkwas auf der Niagara-Halbinsel oder die Sankt-Lorenz-Irokesen.
Heute leben die meisten der etwa 75.000 Irokesen in Ontario und im Staat New York. Andere Irokesen leben in Wisconsin, Québec und Oklahoma. Nur eine kleine Minderheit spricht noch eine der Irokesischen Sprachen, darunter ungefähr 2.000 Mohawksprecher, die größtenteils im Reservat Kahnawake bei Montreal leben.
Die fünf Nationen der Irokesen, circa 1650.
Irokesen 1914 in Buffalo, New York
Name:
Das Wort „Irokesen“ (engl./fr. Iroquois) wird vermutlich von hiro kone („ich habe gesagt“ in einer der irokesischen Sprachen) gewandelt. Am Ende jeder Rede würden sie „hiro kone“ sagen. Andere glauben, dass das Wort Irokesen auf eine französische Abart eines Schimpfnamens zurückführt, der „Schwarze Schlangen“ bedeutet. Wegen der Rivalitäten im Pelzhandel waren die Irokesen Feinde der Wyandot und der Algonquin, die mit den Franzosen verbündet waren.
Das auch verwendete Wort Haudenosaunee bedeutet „Menschen, die ein langes Haus bauen“ und es wird erzählt, dass der Große Friedensstifter den Namen zur Zeit des Zusammenschlusses der Völker des Bundes einführte. Es impliziert, dass die Nationen des Bundes wie Familien in denselben Langhäusern zusammenleben sollen. Die Seneca waren die Wächter der westlichen Tür des symbolischen Stammeslanghauses, dementsprechend die Mohawk die Wächter der östlichen Tür. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich vom Südufer des Sankt-Lorenz-Strom bis zum Hudson und westlich über den Eriesee hinaus. Geschichte [Bearbeiten]
Überlieferungen zufolge sind die Irokesen aus dem unteren Mississippi entlang des Ohio eingewandert. Erstmals sind die Irokesen um das Jahr 1000 nachweisbar.
Der Irokesenbund (auch: Irokesenliga) war ein Völkerbund aus den sechs Nationen der Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Onodowohgah (Seneca) und Tuscarora. In der englischen Literatur werden sie als Iroquois proper ("eigentliche Irokesen") bezeichnet. Die Bezeichnung "Five Nations" stammt aus der Zeit, als der Bund aus fünf Völkern bestand.
Zwischen 1350 und 1600 waren die Stämme der Irokesen untereinander verfeindet, wurden aber im 16. Jahrhundert, vermutlich um 1570, durch den Propheten Deganawidah und Häuptling Hiawatha vereint. Diese benutzten eine politisch vorteilhafte Verfassung, das Große Gesetz des Friedens, um die Stämme zu vereinen. Die Onondaga sträubten sich lange gegen den Beitritt zur Irokesenliga und rangen ihr dabei bedeutende Privilegien ab. Der Rat der Liga, bestehend aus 50 Häuptlingen, war Vorbild für das US-amerikanische Regierungssystem.
1623 wurde der niederländische Handelsposten Fort Orange auf dem Territorium der Mohawk gegründet. Im 17. Jahrhundert vernichtete der Bund im Zuge der Biberkriege die Wyandot, Tionontati und Erie. Die Tuscarora stießen erst 1722 zu den Fünf Nationen (danach Sechs Nationen), nachdem sie von europäischen Siedlern aus North Carolina vertrieben worden waren.
Im Französisch-Indianischen Krieg (1754-1763) zwischen Briten und Franzosen standen die Irokesen auf Seiten der Briten. Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spalteten sich die Irokesen in Oneida und Tuscarora (die sich auf die Seite der Amerikaner stellten) und den restlichen Bund (der für die Briten kämpfte). Eine amerikanische Strafexpedition zerstörte 1779 eine wichtige Siedlung der Irokesen und brach ihren Widerstand.
Im zweiten Vertrag von Fort Stanwix löste sich die Liga 1784 auf. Die Onondaga, Seneca und Tuscarora blieben in New York, während die Mohawk und Cayuga nach Kanada gingen. Die Oneida ließen sich in Wisconsin nieder.
Noch im Zweiten Weltkrieg sahen sich die Irokesen als eigenes Volk, das dann auch alleine dem Dritten Reich den Krieg erklärte, aber nicht mit den USA kooperieren wollte. Kultur und Bedeutung der Irokesen [Bearbeiten]
Ihre freiheitliche Verfassung soll derjenigen der Vereinigten Staaten Pate gestanden haben. Auch auf das europäische Denken der Aufklärung hatte sie Einfluss (Johann Gottfried Herder, „Die große Friedensfrau der Irokesen“) und auch bei Friedrich Engels nimmt sie in dessen Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ eine wichtige Stellung ein (beeinflusst wiederum von Bachofens „Mutterrecht“).
Traditionell besteht jede Nation aus mehreren Klans, denen jeweils eine gewählte Klanmutter vorsteht. Jeder Klan konnte bis zu drei Abgeordnete in die Ratsversammlung der Irokesen schicken. Die Gesellschaft war demokratisch organisiert, das Individuum genoss erstaunliche Freiheiten. Das Verwandtschaftssystem ist matrilinear, die Lebensweise matrilokal. In der Kindererziehung wurde Verbundenheit zum Stamm, wie auch Unabhängigkeit und Nichtunterwerfung gegenüber Autoritäten gelehrt.
Die Irokesen haben eine starke, für Einzelpersonen kaum durchbrechbare geschlechtliche Arbeitsteilung. So sind die Frauen für die Häuser und die Landwirtschaft zuständig, während die Männer der Jagd und anderen Aufgaben nachgehen, die ein Verlassen des Klanlandes erforderlich machen.
Die Irokesen lebten hauptsächlich vom Maisanbau. Die Irokesen verwendeten kein Privateigentum, das Agrargebiet wurde gemeinsam bewirtschaftet.[2] Sie kannten Dutzende verschiedener Maisarten. Dies machte sie unabhängig vom Jagdglück und erlaubte eine relativ sesshafte Lebensweise. Es war aber auch eine ständige Gefahr, denn gelang es den Feinden, die Maisfelder zu zerstören, brach das Wirtschaftssystem der Haudenosaunee zusammen. Neben dem Mais verpflegten sie sich mit Squash-Kürbis, Bohnen und Wildfrüchten, die sie oft zusammen anpflanzten. Der Sinn dahinter war die "Ergänzung" der einzelnen Pflanzensorten: "Der Mais wächst schnell nach oben, die Blätter des Kürbisses bewahren den Boden vor dem Austrocknen, die Bohne kann an der Maisstaude emporranken." Die Jagd vervollständigte die Lebensmittelauswahl mit Fleisch.
Die Irokesen lebten in mit Palisadenzäunen befestigten Dörfern, die aus bis zu hundert Langhäusern bestanden. Nach etwa zehn bis fünfzehn Jahren, wenn der Boden und der Wald nicht mehr die gewünschten Ernte- und Jagderträge brachten, zogen die Bewohner zu einem neuen Gelände.
Ein besonderes kulturelles Merkmal der Haudenosaunee sind die Medizinbünde.
Traditionelles Langhaus der Irokesen
Irokesen heute:
Von den heute etwa 75.000 Irokesen sprechen noch etwa 5 % eine der alten Sprachen. Nation Population Sprache Sprecher Anteil Cayuga 10.000 Goyogo̱hó:nǫ’ 62 0,62 % Mohawk 35.000 Kanien'keha 3.433 9,81 % Oneida 14.000 Onʌyota’a:ka 160 1,14 % Onondaga 1.200 Onǫda’géga’ 17 1,42 % Seneca 15.000 Onödowága 25 0,17 % Tuscarora 1.000 Skarù∙rę’ 12 1,20 % alle Irokesen 76.200 Rotinonhsón:ni (ohne Tsalagi) 3.709 4,86 %
Literatur:
* José Antonio Brandào: "Your fyre shall burn no more". Iroquois Policy toward New France and its Native Allies to 1701. Lincoln u.a. 1997. * Willam N. Fenton: The Great Law and the Longhouse: a political history of the Iroquois Confederacy. (The civilization of the American Indian series, 223).University of Oklahoma Press, Norman 1998 * Susan M. Hill: The Clay We Are Made Of. Haudenosaunee Land Tenure on the Grand River, University of Manitoba Press 2010 ISBN 978-0-88755-189-5. * Heinz Lippuner: Demokratie aus indianischer Hand? Unsere Bundesverfassung und das Great Law of Peace der Irokesen-Konföderation. Aus Kleine Schriften des Museumsvereins Schaffhausen 99/5. * Eva Lips: Nicht nur in der Prärie. Edition Leipzig, Leipzig 1974 * Egon Renner, Boris Kruse: Die irokesische Konföderation im 17. Jahrhundert. Gesellschaft, Kriegführung und Politik. In: Magazin für Amerikanistik 1/2004 - 2/2004. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 2004. * Irene Schumacher: Gesellschaftsstruktur und Rolle der Frau. Das Beispiel der Irokesen. (Soziologische Schriften; 10) Duncker & Humblot, Berlin 1972. * Dean R. Snow: The Iroquois. Blackwell Publishers, Oxford 1994. * Thomas Wagner: Irokesen und Demokratie. Ein Beitrag zur Soziologie interkultureller Kommunikation. Lit-Verlag, Münster 2004
Die Lakota (oder Lakhota, Lak'ota [la'k?ota], Lkt: Lakȟóta – Eigenbezeichnung für „Verbündete“), auch Teton, sind nordamerikanische Indianer und ein Volk aus der Sioux-Sprachfamilie. Sie sind eng verwandt mit den Dakota und Nakota. Zusammen sind diese drei Gruppierungen auch als Sioux bekannt. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte sich ihr Territorium vom Little Missouri River im Nordwesten bis zum Missouri River im Nordosten und zum Platte River im Süden. Damit umfasste es weite Gebiete der heutigen US-Bundesstaaten South Dakota, North Dakota und Nebraska. Zentrum waren die Black Hills in South Dakota. Sie werden von den Lakota als Sitz der Geister und damit als heilig betrachtet.
Wohngebiet:
Ehemaliges Stammesgebiet der Lakota (grün), benachbarter Stämme und heutige Reservate (orange).
* Brulé * Hunkpapa * Minneconjou * Oglala * Sans Arc * Sihasapa (Blackfeet) * Two Kettles
Anfänglich unterteilten sich die Lakota nur in die drei Stämme Oglala, Brulé und Saone, wobei die Oglala den westlichen Teil des Lakota-Territoriums bewohnten, die Brulé den östlichen und die Saone den nördlichen. Später spalteten sich die Saone weiter auf in Blackfeet (auch Sioux Blackfoot), Hunkpapa, Minneconjou, Sans Arc und Two Kettles, so dass die Lakota heute aus sieben Stämmen gebildet werden. Jeder dieser nomadischen Stämme unterteilte sich in mehrere Gruppen (engl. Bands), die frei umherzogen. Die Grenzen zwischen den sieben Stämmen waren nicht fix sondern überlappten sich. Die verschiedenen Gruppen - auch Gruppen verschiedener Lakota-Stämme - trafen sich regelmäßig zur gemeinsamen Jagd oder für Zeremonien.
Kultur und Lebensweise:
Das Leben in den Großen Ebenen, die sich von Saskatchewan im Norden bis nach Texas im Süden ausdehnen, war hart. Es gibt dort keine nennenswerten Gebirgsketten und so ist man den Naturgewalten nahezu schutzlos ausgeliefert. Im Winter können die arktischen Stürme ohne jeden Widerstand über das Land fegen und Temperaturen von über minus 30 Grad sind keine Seltenheit. In den Sommermonaten jedoch wird das Gebiet regelmäßig von einer gnadenlosen Hitze heimgesucht, begleitet von Sandstürmen, schweren Gewittern und sogar Tornados.
Die Lakota waren typische Vertreter der Plains-Kultur. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten sie in großen kreisförmigen Lagern aus Tipis, die von Büffelhäuten bedeckt waren. Sie führten ein Nomadenleben und transportierten ihre gesamte Habe auf von Pferden gezogenen Travois, wenn sie ihr Lager verlegten. Ihr Lebensunterhalt war vollständig von der Bisonjagd abhängig. Das Fleisch, die Innereien und das Knochenmark der Tiere diente zur Ernährung und die Haut wurde zur Herstellung von Kleidung, Schuhwerk und Abdeckung der Tipis verarbeitet. Die unzerreißbaren Sehnen verwendete man für Nähmaterial und Bögen, während die Bisonhörner als Schmuck auf dem Kopf getragen wurden. Selbst der getrocknete Bisonmist diente in den baumlosen Ebenen als Brennmaterial und wurde sorgsam gesammelt. Bekleidet waren die Lakota-Männer im Sommer mit ledernem Lendenschurz und Mokassins und im Winter mit Lederhemd, Leggings und Fellmänteln. Die Frauen trugen ein loses Fellkleid und Büffelkälber lieferten die Kleidung für Kinder. Das Bearbeiten der Büffelhäute und die Herstellung der Kleidung und Tipis war im wesentlichen Frauenarbeit. Da es zu viel Arbeit für eine Frau war, ein Tipi zu nähen, lud sie einige andere Frauen des Stammes zum Tee trinken ein. Wenn sie annahmen, mussten sie automatisch auch helfen das Tipi zu nähen.
Amerikanischer Bison
Mythologie:
Besonders die Gegend der Black Hills spielt für die Mythologie der Lakota eine bedeutende Rolle. So soll rund um die Hügel ein Rennen stattgefunden haben, das zwischen Vögeln (Zwei-Beiner, welche die Menschen repräsentieren) und Tieren (Vier-Beiner) ausgetragen wurde. Die Vögel gewannen und so entstand eine natürliche Ordnung, in der die Menschen über die Tiere dominierten und den Bison und weiteres Wild zum Essen töten durften. Der Wind Cave in den Black Hills soll die Geburtsstätte der Menschen gewesen sein. Die Vier ist die heilige Zahl in der Religion der Lakota, die sich unter anderem in den vier Speichen des Medizinrades wiederfindet. Ebenso hat die Kreisform dieses Symbols eine zentrale Bedeutung, da sich nach den Vorstellungen dieses Volkes alles in Kreisläufen vollzieht.
Die Heilige Pfeife:
Die „Heilige Pfeife“ (Lakota: Chanunpa Wakan) wird noch heute bei heiligen Zeremonien eingesetzt. Volkstümlich wird sie auch „Friedenspfeife“ genannt. Die Lakota erzählen, dass sie die Zeremonienpfeife von einem schönen Geistwesen namens Weiße Büffelkalbfrau erhielten. Zwei Lakota-Jäger sahen sie, und einer der beiden begehrte sie. Doch er verschwand in einer Wolke, und als diese sich aufgelöst hatte, war nur noch ein Häufchen Knochen zu sehen. Das Geistwesen kam zum Stamm und überreichte dort eine rote Zeremonienpfeife mit den Worten: „Seht diese Pfeife! Vergesst niemals, wie heilig sie ist, und behandelt sie demgemäß, denn sie führt euch zum Ende. Denkt daran, in mir sind vier Zeitalter. Ich gehe von euch, aber ich schaue auf euch zurück, und am Ende kehre ich wieder.“ Seit damals wird die Pfeife vom Hüter der Zeremonienpfeifen aufbewahrt. Heute wird die „Heilige Pfeife“ von einem Mitglied der Looking-Horse-Familie aufbewahrt.
Die sieben Riten der Heiligen Pfeife stellen einen wesentlichen Teil des Rituallebens der Lakota dar. Sie wurden einer Legende der Lakota zufolge den Menschen durch die Weiße Büffelkalbfrau gegeben:
* Die Schwitzhütte – Inipi * Die Olowanpi – Gesänge * Die Visionssuche – Hanbleceya * Der Sonnentanz – Wiwang Wacipi * Das Seelenhüten – Nagi Yuhapi * Die Verschwägerung – Hunka Kacapi * Das Ballspiel – Tapa Wankaheyapi
Skizzen von indianischen Pfeifen
Geschichte:
ie Dakota-Sioux, die im 17. Jahrhundert im Gebiet westlich der Großen Seen lebten, wurden von Ethnien der Algonkin, vor allem den Anishinabe nach Westen vertrieben. Dort spalteten sie sich auf. Während ein Teil im Gebiet des heutigen Bundesstaates Minnesota blieb, und weiterhin Ackerbau betrieb, wanderten andere nach Westen und Süden. Ihr Dialekt wandelte sich in Laufe der Jahre, so dass sie sich nun Lakota und Nakota statt Dakota nannten.
Als die Lakota um 1740 den Missouri erreichten waren sie noch ein kleiner, schwacher Stamm, der sich auf mehrere Jagdverbände aufteilte. Dort trafen sie auf die befestigten Dörfer der Arikara und Mandan, durch die sie wahrscheinlich erstmals das Pferd kennen lernten. Zeitgleich gelangten die Lakota über die Franzosen im Norden zu Gewehren. Zwischen 1740 und 1760 überschritten die Oglala und Brulé auch erstmals den Missouri, was für ein politisches Erstarken der Lakota spricht. Das Pferd und das Gewehr legten den Grundstein für die spätere hegemoniale Übermacht der Lakota. Das Pferd erhöhte die Mobilität der Lakota, den riesigen Bisonherden konnte nun nahezu unbegrenzt gefolgt werden. Und im Notfall, z.B. auf der Flucht vor übermächtigen Gegnern, konnten die Lakota nun bis zu dreißig Meilen am Tag zurücklegen. Das Gewehr war – solange die Lakota nur über Vorderlader verfügten - zunächst Prestigeobjekt und verschaffte allenfalls bei der Kriegsführung Vorteile. Das Aufkommen der Hinterlader und Repetiergewehre wiederum erlaubte ihnen eine viel effizientere Bison-Jagd, aber auch eine effektivere Kriegsführung.
Zudem wurden die einst mächtigen Ackerbau treibenden Stämme der Arikara, Hidatsa und Mandan durch verschiedene Seuchen ab Mitte des 18. Jahrhunderts erheblich geschwächt. So gab es vor einer verheerenden Epidemie im Jahre 1782 ca. 9.000 Mandan in mehreren, von Palisaden geschützten, Dörfern, danach waren sie bis auf 3.600 Stammesmitglieder dezimiert. Lewis und Clark schätzten sie 20 Jahre später auf nur noch ca. 1.250 Personen, die nach der Pockenepidemie von 1837 fast ausgelöscht waren, und sich daraufhin den ebenfalls stark dezimierten Arikara und Hidatsa anschlossen.
Durch die physische Vernichtung ihrer Feinde der einst mächtigen Prärie-Stämme durch Seuchen, stiegen die Lakota ab 1820 nach und nach zu einer mächtigen indianischen Nation auf, die ihr Stammesgebiet auf Kosten ihrer Nachbarn immer weiter ausdehnen konnten. Um 1765 erreichten sie erstmals die Black Hills, die zu ihren heiligen Bergen wurden. Dort vertrieben sie zunächst einmal die Cheyenne, ihre späteren Verbündeten. Bis 1876 hatten die Lakota unter anderem die Kiowa, die Crow, die Pawnee und die Shoshone aus ihren ursprünglichen Siedlungs- und Jagdgebieten vertrieben.
Eine Sioux-Gruppe von Charles Deas
Kontakt zu den Weißen:
1805 schlossen die Lakota den ersten Vertrag mit der US-Regierung ab, in dem sie den Vereinigten Staaten ihre Souveränität garantierten. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der Strom von neuen Siedlern in das Land der Lakota stark zu. Es kam zu Konflikten und Verlusten an Menschenleben auf beiden Seiten.
1851 trafen sich mehr als 10.000 Lakota, Yankton, Arapaho, Cheyenne, Östliche Shoshone, Absarokee, Assiniboine, Arikara, Mandan und Hidatsa mit Regierungsvertretern der USA am Horse Creek in der Nähe von Fort Laramie. Nach zwei Wochen war der Vertrag zwischen den Lakota und den Vereinigten Staaten in Kraft. Die USA bestätigten das Territorium der Lakota ohne Landabtretungen und verpflichteten sich, den Lakota jährliche Zahlungen zu leisten. Im Gegenzug erlaubten die Vertreter verschiedener Lakota-Gruppen den USA, Straßen und Militärposten auf ihrem Land zu errichten, zum Beispiel für den Oregon Trail. In der Folge führte dieser Überlandweg immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Lakota und den Weißen. Die dort durchziehenden Siedler brachten Krankheiten mit und vertrieben die Bisons.
1854 kam es zum ersten größeren Konflikt. Ein Minneconjou-Lakota, der bei der Brulé-Gruppe von Conquering Bear weilte, tötete die Kuh eines weißen Siedlers, nachdem diese großen Schaden im Lager der Lakota angerichtet hatte. Der Kommandeur von Fort Laramie sandte Lieutenant John L. Grattan aus, um von Conquering Bear die Auslieferung des Schuldigen zu verlangen. Da dieser kein Angehöriger der Brulé war, konnte Conquering Bear der Forderung nicht nachkommen. Es kam zum Streit zwischen Grattan und dem Brulé-Häuptling, der von einem Soldaten in den Rücken geschossen und tödlich verletzt wurde. Die aufgebrachten Brulé-Lakota töteten daraufhin das gesamte aus 30 Soldaten bestehende Kommando von Grattan. In der Folge griffen Lakota-Krieger regelmäßig weiße Siedler auf dem Oregon Trail an. Ein Jahr später errichtete General William S. Harney mit Fort Pierre einen weiteren Militärposten am Missouri. Am 3. September attackierte er das Brulé-Dorf von Little Thunder, das jedoch am Kampf gegen Grattan nicht beteiligt war. Harneys Truppe tötete 86 Brulé und nahm weitere 70 gefangen.
1856 trafen sich Vertreter sämtlicher Lakota-, Yankton- und Yanktonai-Gruppen bei Fort Pierre mit General Harney. Der Häuptling der Minneconjou One Horn lieferte den Krieger aus, der die Kuh getötet hatte.
Friedensvertrag von Fort Laramie, 1868:
Bei der Niederschlagung des Sioux-Aufstands 1862 in Minnesota wurden auch die Lakota und mit ihnen befreundete Stämme, wie zum Beispiel die Yanktonai, Santee, Cheyenne und Arapaho mit hineingezogen. Ab 1864 mehrten sich die Überfälle der Lakota sowie der verbündeten Arapaho und Cheyenne auf weiße Siedler. Besonders die Oglala unter Red Cloud taten sich dabei hervor. Die ständigen Überfälle führten zu einer Kapitulation der USA im Friedensvertrag von Fort Laramie im Jahre 1868. Die USA sprachen den Lakota ein großes Gebiet zwischen dem Missouri und dem Platte River zu. Das Gebiet wurde als das Große Sioux-Reservat bekannt. Die USA gaben sämtliche Militärstationen innerhalb dieses Territoriums bedingungslos auf, konnten einzig die Erlaubnis erwirken, die Northern Pacific Railroad auch auf dem Lakota-Gebiet zu bauen. Dafür wurde den Lakota jährliche Zahlungen für die nächsten 30 Jahre zugesichert. Hierzu wurde eine Agentur beim Missouri River eingerichtet, später folgten weitere Agenturen.
Lakota-Häuptling Red Cloud, 1822–1909
Der letzte Krieg:
1873 war der Bau der Northern Pacific Railroad fertig gestellt. 1874 fand Colonel George A. Custer Gold in den Black Hills. Nachdem die US-Regierung 1875 erfolglos versuchte, die Black Hills von den Lakota aufzukaufen, befahl sie, die Lakota in Indianerreservate umzusiedeln. In einer groß angelegten Kampagne griffen US-Truppen unter Colonel John Gibbon, General Alfred Terry und General George Crook die Lakota von verschiedenen Richtungen an. Es kam zu einigen heftigen Gefechten. George A. Custer führte einen Teil von Terrys Streitkräften. Die Schlacht, die er und seine Männer den Lakota lieferten und in der Custer samt seinem ganzen 215-köpfigen Regiment sein Leben verlor, ist das wohl bekannteste Gefecht zwischen Indianern und US-Militär. Es ging als Schlacht am Little Bighorn River in die Geschichte ein. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele Lakota in Reservaten.
Die Schlacht am Little Bighorn River war das letzte Aufbäumen der noch freien Lakota. Durch gezieltes Töten der Bisons war den Lakota die Lebensgrundlage entzogen worden. Die führenden Häuptlinge des Verteidigungskampfes flohen 1877 nach der Schlacht nach Kanada (Sitting Bull) oder kapitulierten nach mühsamen Rückzugsgefechten aufgrund einer Hungersnot (Crazy Horse). Am 5. September wurde Häuptling Crazy Horse im Camp Robinson ermordet. Dieses Ereignis markierte das Ende des Widerstandes der Lakota gegen die Weißen. Sämtliche Lakota befanden sich nun in Reservaten oder in Kanada.
Ende der 1880er Jahre schlossen sich viele Lakota der Geistertanz-Bewegung an. Die Bewegung prophezeite das Wiedererstarken der Indianer und verunsicherte die Weißen, obwohl die Bewegung ausschließlich aus friedlichen Zeremonien bestand. Am 29. Dezember 1890 richtete die US-Armee in der Nähe von Wounded Knee ein Massaker an den Geistertänzern an, die sich bereits ergeben hatten und entwaffnet waren. Mehr als 300 Lakota starben. Dieses Massaker zerstörte die letzte Hoffnung der Lakota.
Sitting Bull
Das Leben in Reservaten:
Den Lakota wurden fünf Reservate zugewiesen, die nur einen Bruchteil ihres einstiges Landes umfassten, in Klammern die Bevölkerungszahlen aus der Volkszählung 2000:
* Cheyenne-River-Reservat (9.064): Sihasapa, Minneconjou, Sans Arc, Two Kettles. * Lower-Brule-Reservat (1.687): Brulé. * Pine-Ridge-Reservat (15.521): Oglala. * Rosebud-Reservat (14.037): Brulé, Two Kettles. * Standing-Rock-Reservat (8.714): Sihasapa, Hunkpapa.
Die Lebensbedingungen in den Reservaten sind verheerend, die Lebenserwartung beträgt nur 44 Jahre, teilweise erklärt sich das dadurch, dass die Sterblichkeitsrate der Lakota die höchste in den USA ist, allein die Kindersterblichkeit ist dreimal so hoch wie deren Durchschnitt in den Vereinigten Staaten und die Selbstmordrate von Jugendlichen ist 1,5 mal so hoch wie der Durchschnitt für diese Gruppe. Alkohol und Drogen spielen dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle, mehr als die Hälfte der Erwachsenen sind alkohol- oder drogenabhängig, 8 von 10 Familien sind von Alkoholismus betroffen. Die schlechte Gesundheitsvorsorge trägt ihren Teil zu der frühen Sterblichkeit bei, die Rate der an Tuberkulose erkrankten ist in den Reservaten der Lakota 800 % höher als der Durchschnitt der Vereinigten Staaten, während die Versorgung der Bewohner mit Nahrungsmitteln mit einem hohen Zuckeranteil Diabetes und Herzkrankheiten bewirkt.
Die sozialen Umstände erschweren eine normale Entwicklung, 97% der Lakota leben unterhalb der Armutsgrenze, das durchschnittliche Jahreseinkommen beträgt 2600 $ - 3500 $. In den Reservaten ist die Arbeitslosenquote 85 % höher als außerhalb. Die Rate der inhaftierten Kinder von Indianern ist 40 % höher als die der Weißen und insgesamt 21 % der Staatsgefangenen in Süd-Dakota sind Ureinwohner. Das Leben in Armut bedeutet für viele Familien, dass sie sich kein Heizöl, Holz oder Gas leisten können und viele Bewohner benutzen Öfen zum Heizen ihrer Wohnungen. Jeden Winter sterben alte Menschen an Unterkühlung.
Die Wohnsituation ist katastrophal, nach Schätzungen teilen sich im Durchschnitt 17 Personen eine nur aus zwei oder drei Räumen bestehende Wohnung. In manchen Wohnungen, die für 6 bis 8 Personen gebaut wurden, leben bis zu 30 Menschen. Einem Drittel der Wohnungen mangelt es an sauberem Wasser und an Abwasserkläranlagen und 40 % an elektrischem Strom. 60 % der Familien in den Reservaten haben kein Telefon. 60 % der Wohnungen sind mit möglicherweise todbringenden schwarzen Schimmelpilzen infiziert.
Obwohl die Lakota gemeinsam leben wird die ursprüngliche Lakota-Sprache nicht tradiert, nur 14 % der Lakota-Bevölkerung kann diese Sprache sprechen, dabei liegt das Durchschnittsalter der Lakotasprechenden bei 65 Jahre. Damit gehört die Lakota-Sprache zu den kurz vor dem Aussterben stehenden bedrohten Sprachen.
Literatur:
* Raymond J. DeMallie (Hrsg.): Plains. Smithsonian Institute, Washington 2001, ISBN 0-16-050400-7(Handbook of North American Indians, Volume 13). * Peter Schwarzbauer: Der Lakota-Report. Ein Volk kämpft ums Überleben. 6. Auflage. Verlag für Amerikanistik Kuegler, Wyk auf Föhr 1997, ISBN 3-924696-08-X. * Gregor Lutz: Das Who-is-Who der Teton Sioux. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8391-1844-3. * Gregor Lutz, Tatanka Oyate: Die Lakota - Amerikas vergessene Kinder. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-9888-4.
Sioux (dt.: gelegentlich noch [ˈziːʊks]; engl.: [suː]) ist sowohl die Bezeichnung für eine Gruppe von nordamerikanischen Indianervölkern als auch für eine Sprachfamilie. Als Sioux werden drei Gruppen mit nahe miteinander verwandten Sprachen bezeichnet: Lakota, Nakota und Dakota. Letztere diente als Namensgeber für die beiden US-Staaten North Dakota und South Dakota. Sprachlich verwandt sind die Stämme der Absarokee, Assiniboine, Hidatsa, Iowa, Kansa, Mandan, Missouri, Omaha, Osage, Oto, Ponca, Quapaw und Ho-Chunk (Winnebago).
Laut der Volkszählung von 2000 bezeichneten sich 153.360 Personen in den Vereinigten Staaten zur Sioux-Nation gehörig.
Wohngebiet
Ehemaliges Stammesgebiet der Sioux und benachbarter Stämme und heutige Reservationen.
Die Bezeichnung Sioux ist eine kolonialfranzösische Kurzform des Namens „Nadouessioux“ (kleine Schlangen), der seinerseits eine französische Schreibweise für das Algonkinwort „Natowessiw“, Plural „Natowessiwak“ ist. Aus diesem Schimpfwort leitet sich „Nadowe-is-iw-ug“ ab, was „sie sind die geringeren Feinde“ bedeutet. Sioux ist die einzige Bezeichnung für alle sieben dieser Gruppe zugerechneten Stämme.
Das Lexem „Sioux“ ist eine abwertende Bezeichnung der Anishinabe für eine Anzahl Indianerstämme der Dakota-/Lakotagruppe und sprachlich verwandter Stämme, allesamt Feinde der Anishinabe. Allerdings haben einige Sprachwissenschaftler darauf hingewiesen, dass mit Rücksicht auf die Proto-Algonkin-Terminologie das Lexem auch umgedeutet werden kann als „Sprecher einer fremden Sprache“. Dagegen weisen andere Sprachwissenschaftler darauf hin, dass es durchaus typisch war, von seinen Feinden als „Schlangen“ zu sprechen. Dies ist auch der Grund, weshalb die Shoshone als „Schlangenindianer“ bezeichnet wurden. Ein weiteres Problem der Umdeutung des Begriffes liegt darin, dass das Proto-Algonkin lediglich eine rekonstruierte Sprache ist, die vor Tausenden von Jahren gesprochen wurde.
Sioux-Indianer, Familie Keeble.
Stämme der Sioux:
Die Sioux unterteilten sich grob in drei Gruppen (von Ost nach West):
* Dakota (auch Santee genannt, von Isanyeti ="Knife Makers", Östliche Dakota) o Mdewakanton (von Mde`wakontunwon ="People of Spirit Lake") o Sisseton (von Sisi`tonwan ="People of the Swamps") o Wahpeton (von Wak`peton ="Dwell Among the Leaves") o Wahpekute (von Wak`pekute ="Shoot Among the Trees") * Nakota (auch Westliche Dakota genannt)[2] o Yankton (auch Hohe ="Stonies") o Yanktonai (auch Ihonke-towan ="Camps at the Edge") o Assiniboine (nannten sich Nakoda ="Allies", trennten sich früh von den Nakota und wurden mit die ärgsten Feinde der Nakota, Lakota und Dakota) * Cuthead (Paksa, Natakaksa genannt, Mischlinge zwischen Dakota und Nakota, waren als brutale Krieger berühmt, und waren ein Zusammenschluss von Ausgestoßenen) * Lakota (oft Teton genannt, von Titonwan-kin ="Dwellers of the Plains") o Sihasapa (="Blackfeet" Lakota, nicht mit den Algonkin-Blackfoot zu verwechseln) o Brulé (auch Sicangu ="Burnt Thighs") o Hunkpapa (="Camps at the Edge", "End of Entrance", "Camps at End of Horns") o Minneconjou (oft auch Mnikowoju, Hokwoju = "Plants by the Water") o Oglala (="Scatter Their Own") o Sans Arc (auch Itazipcola, Itazipco, Hazipco ="Without Bow") o Two Kettles (auch Oohenonpa ="Two Boiling")
Die Oceti Sakowin:
Ursprünglich bildeten sieben Stämme der Sioux eine Allianz, die sie Oceti Sakowin (= "Das Feuer der sieben Stämme", "Die sieben Ratsfeuer") nannten. Zu den Oceti Sakowin gehörten:
Um 1800 dominierten die Sioux fast ganz Nord- und Süd-Dakota, Nord-Nebraska, Ost-Wyoming und Süd-Montana.
Kultur und Lebensweise:
Die Sioux teilten viele kulturelle Merkmale mit anderen Plainsindianern. Sie lebten in Tipis, ein Wort aus der Siouxsprache. Die Männer erwarben Ansehen durch mutige Taten im Krieg. Das Erbeuten von Pferden und Skalps bei einem Überfall auf Feinde war ein Beweis für Mut und Tapferkeit. Kriegsführung und übernatürliche Dinge wurden eng miteinander verknüpft, so dass man in mystischen Visionen wahrgenommene Gestalten auf die Kriegsschilde malte, um die Träger vor ihren Feinden zu schützen. Die Sioux praktizierten eine sorgfältig ausgearbeitete Form des Sonnentanzes, den sie Häuptlings-Stammes-Fest (chief tribal festival) nannten.
Ihr religiöses System kannte vier Mächte, die über das Universum herrschten, und die wiederum in vier Hierarchien unterteilt waren. Die Büffelgestalt hatte auch einen wichtigen Platz in ihrer Religion. Bei den Teton war der Bär die wichtigste Figur; das Erscheinen des Bären in einer Vision wurde als Heilkraft angesehen. Die Santee Sioux veranstalteten eine zeremonielle Bärenjagd, um Schutz für ihre Krieger zu gewinnen, bevor sie zu einem Kriegszug aufbrachen.
Sioux-Frauen waren geschickt bei Handarbeiten mit Stachelschweinborsten und Perlenstickereien, die geometrische Muster zeigten. Polizeifunktionen wurden von militärischen Gesellschaften ausgeübt, deren wichtigste Aufgabe die Überwachung der Büffeljagden war. Andere Gesellschaften kümmerten sich um den Tanz, das Schamanentum und es gab auch Frauengesellschaften.
Frauenkleid der Sioux
Jahreszeiten und ihre Tätigkeiten:
Die Monate eines Jahres wurden nach den wichtigsten Tätigkeiten und Ereignissen bezeichnet. Die Sommermonate trugen Namen der reifenden Früchte, wie „Monat der Erdbeere“ (Mai), „Monat der reifen Felsbirnen“ (Juni), „Monat der reifen Kirschen“ (Juli) und „Monat der reifen Pflaumen“ (August), die von den Sioux geerntet wurden. Einige Monate nannten sich nach jahreszeitlichen Erscheinungen, so der „Monat der gelben Blätter“ (September) und der „Monat der fallenden Blätter“ (Oktober). Der November war der „Monat der haarlosen Kälber“, weil in diesem Monat die Bisons geschlachtet wurden und deren Embryos unbehaart waren. Die Wintermonate wurden „Monat des Frosts im Tipi“ (Dezember) und „Monat, in dem die Bäume platzen“ (Januar) genannt. „Der Monat der entzündeten Augen“ bezog sich auf die Schneeblindheit, unter der viele im Februar litten. März war der „Monat in dem der Samen sprießt“ und der April, der Jahresanfang, war der „Monat der Geburt der Kälber“.
Im Frühling verließen die Familiengrupps das Hauptlager, um Fleisch und Nahrung zu sammeln. Wahrscheinlich hatten die Sioux in dieser Zeit ein großes Angebot an Rotwild, Wapitis, Antilopen und Bisons. In den Frühlingsmonaten zapften Männer und Frauen den Saft des Eschenahorn, um Sirup zu bereiten. In den wärmeren Monaten bezogen manche Siouxstämme Wigwams aus Baumrinde. Die Tipis wurden bei dieser Gelegenheit mit frischen Häuten erneuert oder ausgebessert. Zu Beginn des Sommers wurden die Häute geräuchert und zu Leggins oder Mokassins verarbeitet. Im Mai oder Juni zogen sie in ein höheres Gelände. Diese Wanderung war Tradition und wurde oft mit einer Jagd in Verbindung gebracht, wenn die Nahrung knapp wurde. Der größte Teil des Sommers wurde damit verbracht, Zeremonien zu veranstalten, z.B. Visionssuche, kultische Feiern, Stammeswahlen und Feste zu Ehren der weiblichen Tugenden. Höhepunkt der Feiern war der Sonnentanz. Danach entschied eine gewählte Gruppe über die Aktivitäten im Herbst. Am Ende des Sommers wurden Herbstjagden organisiert, die sie „Tates“ nannten. Der Herbst war eine arbeitsreiche Zeit für die Frauen, die Beeren und Nüsse sammelten und das Fleisch für den Winter trockneten, um Pemmikan zu bereiten. Wenn der Herbst zu Ende ging, zogen die Sioux in vor der Witterung geschützte Winterlager.
Babytrage der Sioux
Die Büffeljagd:
Die Jagd war Aufgabe der Männer. In der Prärie und auf den Hochebenen gab es riesige Bisonherden, aber auch Antilopen, Rotwild, Kaninchen und Stachelschweine und an den Flussläufen Biber und Enten. Das die Großen Ebenen beherrschende Tier war der Büffel. Obwohl archäologische Funde beweisen, dass dieses Tier in Nordamerika weithin verbreitet war, beschränkte sich sein Lebensraum im 19. Jahrhundert auf die Plains, die von etwa 60 Millionen Bisons bevölkert waren. Der Büffel hat ein schlechtes Sehvermögen, dafür sind aber sein Geruchssinn und sein Gehör außerordentlich gut, so dass sich die indianischen Jäger gegen den Wind anschleichen mussten. Amerikanischer Bison Sioux-Lager, 1894.
Die frühen unberittenen Indianer der Plains jagten den Bison, indem sie die Tiere in Panik versetzten. Die in wilder Flucht davonstürmenden Tiere wurden in eine V-Form gezwungen und zu einer Klippe getrieben, von der sie in die Tiefe stürzten. An derartigen Stellen wurden alljährlich Tausende Tiere getötet, so viele zur gleichen Zeit, dass es unmöglich war, das ganze Fleisch zu verbrauchen.
Nach Ankunft des Pferdes auf den Großen Ebenen kultivierten die Sioux die Jagd zu Pferde. Entscheidend für den Jagderfolg war die Qualität des Pferdes. Es musste ausdauernd sein, denn selbst ein tödlich getroffener Bisonbulle konnte noch weit laufen, bevor er zusammenbrach. Es musste Mut besitzen und mit viel Geschick den nach ihm stoßenden spitzen Hörnern ausweichen. Ein derartiges Pferd wurde von der Familie wohlbehütet und wenn Diebe aus feindlichen Stämmen in der Nähe waren, holte man das Pferd ins Tipi und die Frauen mussten draußen schlafen.
Zur Bisonjagd war der Jäger nur mit ledernem Lendenschurz und Mokassins bekleidet. Bewaffnet war er mit einer kurzen Lanze oder mit einem Bogen und etwa 20 markierten Pfeilen, an denen man den Schützen später erkennen konnte. War der Jäger nahe genug am ausgewählten Bison, versuchte er eine Stelle hinter der letzten Rippe zu treffen. Normalerweise waren mindestens drei Treffer nötig, um das Tier zu erlegen. Die Bisonjagd war eine gefährliche Angelegenheit, der manches Pferd oder auch Jäger zum Opfer fielen.
Der Bison oder Büffel war für die Sioux zentraler Bedeutung und wurde als heiliges Tier verehrt. Er versorgte Indianer mit den wichtigsten Dingen, die für das Überleben auf den Hochebenen notwendig waren: Nahrung, Unterkunft und Kleidung. Aus der Haut von Büffelkälbern wurden weiche Windeln für die Neugeborenen gemacht. Die Häute von sechs bis acht ausgewachsenen Tieren ergaben die Abdeckung eines Tipis für die gesamte Familie. Außerdem fertigte man aus Bisonhaut die Sohlen von Mokassins, Kleidungsstücke, Taschen, die verschiedensten Riemen und Boote. Das besonders dicke Nackenfell diente zur Herstellung von Schilden, aus Pansen entstanden Kochtöpfe und die Sehnen dienten als Garn zum Beispiel zum Verbinden der Häute. Die Knochen wurden zu Schabern, Messern und Ahlen verarbeitet. Aus mit Riemen verbundenen Rippen stellten die Sioux Schlitten her. Die dicken Winterfelle boten Schutz und Wärme gegen die beißende Kälte auf den Plains. Das Fell diente außerdem zum Auspolstern von Wiegenbrettern und Kissen. Es gab Spielmarken aus Knochen, Puppen aus Büffelleder und Spielzeug aus Horn. Aus gefärbtem Büffelhaar entstanden Verzierungen und Büffelschwänze schmückten die Tipis. Der Bart der Tiere verzierte Kleidung und Waffen, Hörner und Haare dienten als Kopfschmuck. Aus der Blase entstanden Medizinbeutel und aus Hufen und Hodensäcken fertigte man Rasseln für zeremonielle Zwecke.
Amerikanischer Bison
Errichtung eines Tipis:
Das Tipi, das den Frauen gehörte, schützte im Sommer vor Hitze, im Winter vor Kälte und konnte selbst stürmischen Winden widerstehen. Der Auf- und Abbau des Tipis war Frauenarbeit, wobei zwei Frauen kaum länger als eine Stunde für die Errichtung benötigten. Das Tipi bestand im Normalfall aus einem Überzug aus abgeschabten, mit Sehnen zusammengenähten Bisonhäuten, der über ein Stangengerüst gezogen wurde. Die Sioux benutzten für das Gerüst ein Dreibein aus besonders kräftigen Stangen, die oben mit Riemen zusammengebunden wurden. Danach wurden die restlichen Stangen dagegen gelehnt und ebenfalls festgebunden. Schließlich diente die Verbindung zu einem Holzpflock im Inneren als Verankerung gegen Sturmböen. Der zusammengefaltete Lederüberzug wurde mit einer Hebestange in Position gebracht, über das Gerüst gezogen und am unteren Rand mit Holzpflöcken im Erdboden befestigt. Die offene senkrechte Naht verschloss man mit Holzstäben und brachte unten eine Türklappe an. Zum Schluss wurden zwei dünne Stangen außerhalb des Tipis in die Taschen der Rauchklappen gesteckt, mit denen der Rauchabzug der Windrichtung angepasst oder ganz geschlossen werden konnte. Das normale Tipi der Sioux hatte am Boden einen Durchmesser von etwa fünf Metern, und konnte eine ganze Familie aufnehmen.
Sioux-Tipis, gemalt von Karl Bodmer, 1833.
Sioux-Lager, 1894.
Geschichte:
Jerome Lalemant beschrieb 1642 erstmalig das Volk der Sioux, die Ackerbau betrieben und am Oberen See Mais und Tabak kultivierten. Ihre Dörfer waren gut befestigt und sie befanden sich ständig im Krieg mit den Cree und den Illinois. Die ersten Europäer, die mit Sicherheit zuerst auf die eigentlichen Sioux trafen, waren Medart Chouart und Pierre Radisson, die 1661 den Stamm der Ottawa besuchten, die wiederum Besuch von den Sioux erhalten hatten.
Bereits vor 1800 standen die Sioux auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Sie besaßen Pferde und spätestens seit 1794 waren sie wegen ihrer Gewehre gefürchtet, wie der französische Händler Jean Baptiste Truteau (oder Trudeau), der den Mississippi aufwärts fuhr und bis in den Süden Dakotas reiste, berichtet.
Von allen Great Plains-Stämmen waren die Sioux die entschiedensten Gegner der weißen Eindringlinge in ihr Land. Mit dem Vorrücken der Siedlungsgrenze westlich des Mississippi in der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchten die Vereinigten Staaten im Jahr 1851, durch den Abschluss des ersten Vertrages von Fort Laramie mit den Sioux, Shoshone, Cheyenne, Arapaho und anderen westlichen Stämmen den erwarteten Problemen mit den Indianern zuvorzukommen. Im Vertrag wurden die Grenzen für jeden Stamm in den gesamten nördlichen Großen Ebenen und die Lage der Forts und Trails innerhalb des Indianergebiets festgelegt.
In den Jahren 1851 und 1859 gaben die Dakota das meiste ihres Landes in Minnesota auf und man wies sie in eine Reservation ein, in der sie sesshaft werden und Landwirtschaft betreiben sollten. Doch Vertragsbrüche der Weißen zusammen mit dem Vorrücken der weißen Siedlungsgrenze führten 1862 zu einem blutigen Aufstand der Dakota unter der Führung von Little Crow. Nach ihrer Niederlage wurden sie zwangsweise in Reservationen in South Dakota und Nebraska gebracht.
Das Gebiet der nomadischen Teton- und Yankton-Sioux, das zwischen Missouri im Osten und Teton Mountains im Westen sowie zwischen Platte River im Süden und Yellowstone River im Norden lag, wurde in zunehmendem Maße von Weißen nach dem Goldrausch von 1849 überrannt. Diese Siouxstämme waren besonders über den Versuch der Regierung verbittert, eine Straße nach Bozeman in Montana (die Powder River Road), durch ihre bevorzugten Jagdgebiete in den Bighorn Mountains zu bauen. Der Oglalahäuptling Red Cloud führte 1865 bis 1867 einen Feldzug mit Tausenden von Sioux-Kriegern, um den Bau der Straße zu stoppen. Am 21. Dezember 1866 war eine Gruppe unter Häuptling High Backbone für das Fetterman-Massaker verantwortlich, einem Gefecht, bei dem mehr als 80 U.S. Soldaten in der Nähe von Fort Phil Kearny gefangen und getötet wurden. Die Vereinigten Staaten räumten schließlich im zweiten Vertrag von Fort Laramie im Jahr 1868 ihre Niederlage ein, verzichteten auf den Bozeman Trail und garantierten den Sioux den alleinigen Besitz des Gebiets westlich des Missouri in South Dakota.
Als in der Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts Gold in den Black Hills von South Dakota gefunden wurde, missachteten jedoch Tausende von Goldsuchern den zweiten Vertrag von Fort Laramie, überschwemmten die Sioux-Reservation, und provozierten 1876 eine weitere Runde von Feindseligkeiten. In der Schlacht am Little Bighorn River im Juni 1876 konnte ein großes Kontingent von Sioux und Cheyenne Oberstleutnant George A. Custer besiegen und seine gesamte Truppe von über 200 Mann vernichten, doch dieser spektakuläre indianische Sieg konnte den Verlauf des gesamten Krieges nicht ändern. Später in diesem Sommer wurden 3.000 Sioux am Tongue River von der Hauptarmee unter General Alfred A. Terry gefangen genommen. Die Sioux kapitulierten am 31. Oktober, wonach die Mehrheit in ihre Reservationen zurückkehrten.
Sioux-Häuptling
Sommerhaus der Wahpeton (Dakota).
Die Häuptlinge Sitting Bull, Crazy Horse und Gall weigerten sich jedoch, mit ihren Gruppen in Reservationen zu gehen. Crazy Horse wurde durch Spotted Tail von General Crook zugesichert, dass ihm bei Aufgabe ein eigenes Reservat am Powder River zugewiesen würde. Am 5. Mai 1877 führte Crazy Horse sein abgekämpftes und hungerndes Volk nach Fort Robinson, Nebraska, wo sich 800 Indianer ergaben. Die Versprechungen wurden allerdings nicht gehalten. Crazy Horse blieb auf der Red Cloud Agentur, aber seine Anwesenheit verursachte Unruhe unter den Sioux und das Misstrauen wuchs unter den Weißen. Aufgrund unbegründeter Gerüchte – an denen höchstwahrscheinlich Red Cloud beteiligt war - ordnete General Crook , von einer Flucht oder sogar einem Aufstand Crazy Horses ausgehend, seine Verhaftung an. Am 5. September 1877 wurde Crazy Horse von der Spotted Tail Agency nach Fort Robinson überführt. Crazy Horse hatte nicht damit gerechnet, dass er verhaftet und in ein Wachhaus gesteckt werden sollte. Bei dem Versuch sich der Inhaftierung zu widersetzen wurde er von einem Soldaten mit einem Bajonett in den Unterleib, insbesondere durch die Leber gestochen. Crazy Horse starb noch in der gleichen Nacht. Sitting Bull hatte im November 1876 mit seinen Anhängern die Grenze zu Kanada überschritten und dort um Asyl (um ein Reservat) nachgesucht. Kanada duldete die Flüchtlinge zunächst. Aufgrund des zunehmenden politischen Drucks der Vereinigten Staaten setzte Kanada aber ab 1880 alles daran, die ungebetenen Gäste wieder loszuwerden. Im Sommer 1880 deutete sich bereits an, dass die Nahrungsmittel, insbesondere das Jagdwild, knapp wurde. Die Lakota hungerten und Kanada war nicht bereit diese fremden Indianer zu alimentieren. Im Juli 1881 kehrte Sitting Bull in die Vereinigten Staaten zurück. Am 19. Juli 1881 kapitulierte er mit seinen Hunkpapa in Fort Buford.
Internierungslager für Dakota-Indianer, 1862
Exekution von 38 Sioux, 1863
In den Jahren 1890 bis 1891 verbreitete sich die religiöse Geistertanz-Bewegung, in der die Ankunft eines Messias, die Rückkehr zum alten nomadischen Jagdleben und die Wiedervereinigung mit den Toten gepredigt wurde. Sie hatte bei den Sioux ihr Zentrum, die besonderes hart unter den Einschränkungen des Reservationslebens litten. Die Regierungsagenten glaubten, die Bewegung würde den Frieden stören und verhafteten ihre Rädelsführer. Sitting Bull wurde 1890 von der Indianerpolizei in der Schutzhaft erschossen. Schließlich setzte das Massaker von Wounded Knee, begangen an vielen Männern, Frauen und Kindern der Sioux, im Dezember 1890 einen Schlussstrich unter den vergeblichen Widerstand der Sioux gegen die weiße Vorherrschaft.
1894 wurde mit dem Film Sioux Ghost Dance in den Black-Maria-Studios der erste Film über das religiöse Ritual des Geistertanzes der Sioux gedreht.
Geistertanz der Sioux
Indian Congress, Indianershow um 1901
Einzelnachweise:
1. Statistical Abstract of the United States 2004–2005. 2. Jan Ullrich: New Lakota Dictionary (Incorporating the Dakota Dialects of Yankton-Yanktonai and Santee-Sisseton), S. 2, Lakota Language Consortium 2008, ISBN 0-9761082-9-1. 3. Colin Taylor u.a.: Indianer, Die Ureinwohner Nordamerikas, Seite 63. Bertelsmann Club GmbH, Güterloh 1992 4. Benjamin Capps: Die Indianer. Reihe: Der Wilde Westen, Seite 67. Time-Life Books (Netherland) B.V. 5. Alvin M. Josephy jr.: Die Welt der Indianer. Seite 243. Frederking & Thaler GmbH, München 1994. ISBN 3-89405-331-3. 6. Benjamin Capps: Die Indianer. Reihe: Der Wilde Westen, Seite 92. Time-Life Books (Netherland) B.V. 7. Abraham P. Nasatir: Jacques D'Eglise on the Upper Missouri, 1791-1795, in: The Mississippi Valley Historical Review 14/1 (Juni 1927) 47-56.
Die Diné, auch Navaho oder Navajo genannt, sind mit rund 269.000 Stammesangehörigen das zahlenmäßig zweitgrößte aller indianischen Völker in den Vereinigten Staaten. Sie leben verstreut im nordwestlichen New Mexico, im nordöstlichen Arizona, im südöstlichen Utah und in anderen Teilen der USA. Im Nordosten Arizonas liegt das bis nach New Mexico und Utah hineinreichende größte Navajo-Reservat der USA, in dem etwas mehr als die Hälfte aller Diné leben.
Reservat der Diné und benachbarter Stämme im Südwesten der USA
Namensherkunft:
Diné ist ihr Eigenname und bedeutet „Menschenvolk“ oder basierend auf ihre Mythen wörtlich „unter der Erde hervorkommendes Volk“. Sie nannten sich daher auch Diné Nihohaa (natürliches, Erd-Volk). Nicht zu den Diné gehörende Stämme und Fremde bezeichneten sie als Ana'ii oder Anaa'i (Fremde, Feinde). Die Bezeichnung Navaho stammt aus der Tewa-Sprache. Navahuu bezeichnet dort ein bestelltes Feld, weil die Diné im Gegensatz zu den mit ihnen verwandten, aber nomadisierenden Apachen ausgezeichnete Ackerbauern waren. Auch die Spanier nannten sie deshalb Apaches de Navahu („Apachen des bepflanzten Landes“).
Ihre Sprache mit der Eigenbezeichnung Diné bizaad gehört zur Na-Dené-Sprachfamilie.
Neben den eigentlichen Diné spalteten sich ab zirka 1750 eine größere Gruppe von Familien ab (die sog. Cañoncito Navajo, benannt nach ihrem Hauptsiedlungsgebiet, lebten zudem auch in den Cebolleta Mountains), die südlich und östlich des eigentlichen Stammesgebiets (also außerhalb von Dinetah) in festen Siedlungen in der Nähe der Pueblo und Spanier lebten, Ackerbau betrieben sowie größtenteils das Christentum übernahmen. Was diese aber den Diné endgültig entfremdete, war deren aktive Teilnahme als Scouts in Kriegszügen der Spanier (später Mexikaner und Amerikaner) gegen frei umherschweifende und unabhängige Diné. Die Diné bezeichneten sie daher als Diné Ana'ii oder Diné Anaa'i (sprich: Di-neh Aw-naw-uh, Alien oder Enemy Navajo).
Die mit ihnen verwandten Apachen nannten die Diné Yúdahá (= „Live Far Up“) und die Diné Ana'ii Ndá Yúdahá (= „Enemy Navajo“ oder „White Man Navajo“).
Zudem entstanden aus entflohenen Diné-Sklaven aus Socorro, die sich in Alamo (= „at Field`s Place“), 35 Meilen nordwestlich von Magdalena, ansiedelten, die sogenannten Alamo Navajo oder Puertocito Navajo. Sie bildeten wahrscheinlich ursprünglich eine Gruppe der Diné Ana'ii und wurden allgemein Tsa Dei'alth (= „stone chewers“, „jene, die Steine kauen“), da sie während des Kampfes angeblich so wütend wurden, so dass die Steine kauten. Ihnen schlossen sich auch einige Familien der Chiricahua und Mescalero an sowie einige Mexikaner. Später flohen einige Diné vor der Verfolgung durch Kit Carson oder aus Fort Sumner, dem Mescalero-Reservat am Rio Pecos, und fanden bei den Puertocito-Navajo Unterschlupf.
Wohngebiet:
Anders als viele Indianerstämme in den USA sind die Diné dort seit langem heimisch und nicht erst von Weißen hierher vertrieben worden. Das Navajo-Nation-Reservat und das von der Regierung zugewiesene Land im Südwesten der USA umfasst heute insgesamt mehr als 69.000 km² und ist teilweise von außerordentlicher landschaftlicher Schönheit und eine Touristenattraktion. Kantige Mesas, Klippen, Buttes und ausgedehnte Plateaus wechseln mit blassgrünen Tälern – am bekanntesten sind das Monument Valley und der Canyon de Chelly.
Die Region wird aufgrund der extremen Trockenheit generell nicht genug Ackerbau und Viehzucht zulassen, um für alle Diné den Lebensunterhalt zu sichern. Tausende verdienen sich deshalb ihr Einkommen als Arbeiter fern vom Navajoland, und eine beträchtliche Zahl hat sich auf bewässertem Land am Colorado und in Städten wie Los Angeles oder Kansas City niedergelassen.
Geschichte:
Entstehung der Diné durch Adaption und Akkulturation
Wann die Diné und die Apachen aus Kanada kommend in den Südwesten zogen, ist ungeklärt. Dort im Norden leben die meisten anderen athabaskisch sprechenden Indianerstämme noch heute, wahrscheinlich war es zwischen 900 und 1000 n. Chr. Diese frühen Diné waren vermutlich den heutigen Apachen ähnlicher als den heutigen Diné, weil diese stark von den Pueblo-Indianern beeinflusst wurden. Kontakte der Diné zu Pueblo-Indianern sind mindestens vom 17. Jahrhundert an belegt, als Flüchtlinge aus einigen Rio-Grande-Pueblos nach der spanischen Niederschlagung des Pueblo-Aufstands zu den Diné kamen. Im 18. Jahrhundert verließen einige Hopi wegen Dürre und Hungersnot ihre Mesas, um bei den Diné zu leben, besonders im Canyon de Chelly im nordöstlichen Arizona. Unter diesem Puebloeinfluss wurde der Ackerbau zur wichtigsten Grundlage ihrer Subsistenz mit der gleichzeitigen Entwicklung von sesshafter Lebensweise. In historischer Zeit, nach dem Kontakt mit Spaniern, wurde der Ackerbau durch die Haltung von Schafen, Ziegen, Pferden und Rindern ergänzt, in manchen Gegenden sogar ganz damit ersetzt. Erstmals erwähnt wurden die Apache de Navahu in spanischen Berichten aus dem Jahre 1626 und damit von den Apachen unterschieden.
Monument Valley im Land der Diné
Spanische und mexikanische Periode (1535 bis 1848)
Wie die Apachen überfielen auch die Diné Pueblos und spanische Ansiedlungen, um besonders Schafe und Pferde zu stehlen, und so entwickelten sie eine neue Wirtschaftsform, die auf Feldbau, Viehhaltung und Beutemachen beruhte. Hinzu kam ab 1650 das Erbeuten und der Verkauf von Sklaven auf den Märkten in New Mexico durch die Diné und verschiedene Plains-Stämme. Besonders bevorzugte Opfer waren hierbei die Pawnee im Osten als auch die friedlichen Südliche Paiute im Norden. Die Südliche Paiute konnten durch ihre marginalen Lebensbedingungen fast keine Vorräte anlegen, so dass sie nur ausgezehrt und oft halb verhungert über den Winter kamen. Daher gingen die Diné zusammen mit Apachen stets im Frühling auf Paiute-Sklavenjagd, da diese da besonders leichte und wehrlose Opfer waren. Oftmals mussten diese erstmals wieder mit Essen versorgt werden, damit sie gute Preise auf den Märkten erzielten. Da die Diné zusätzliche Esser durch ihre breit aufgestellte Wirtschaftsbasis gut ernähren konnten und zudem für das Hüten der Schaf- und Pferdeherden sowie für die niedrigeren Arbeiten im Haushalt Helfer benötigten, hielten sich die Diné oftmals Sklaven. Die größtenteils nomadisierenden Apachen hingegen hatten keinen großen Bedarf an Sklaven und verkauften Gefangene somit meist sofort auf den Märkten.
Als die Comanche mit ihren Verbündeten, den Ute, im Osten und Norden von Dinetah auftauchten, nahm der Druck von feindlichen Überfällen auf die nun wohlhabenden Diné mit ihren Schafherden, Feldern, Pferdeherden sowie ihren begehrten Navajo-Decken enorm zu. Die Navajo mussten wegen der andauernden Überfälle der neu aufgetauchten Feinde sich immer weiter nach Westen zurückziehen und sich tief in die Canyons verstecken. Die Diné bezeichneten bald die aus dem Osten und Norden auf schnellen Mustangs herbeiziehenden Feinde als Ana'i (Fremde = Feinde), besonders die Ute sollten später zur Nemesis der Diné werden. Zu den Ana'i gesellten sich später auch noch die Kiowa, Kiowa-Apache sowie Südliche Cheyenne und Südliche Arapaho. Auch mit ihren athapaskischen Verwandten im Osten und Nordosten, den auf den Great Plains lebenden Jicarilla, Mescalero und Lipan-Apachen lebten die Diné in offener Feindschaft. Nur zu den Westliche Apachen und Chiricahua Apachen unterhielten die Diné meist ein freundschaftliches Verhältnis und waren oft deren Verbündete in gemeinsamen Raubzügen im Norden Mexikos. Obwohl den Diné ihre Verwandtschaft zu den verschiedenen Apachen-Völkern durchaus bewusst war, betrachteten sie diese selbst nicht als Diné.
Nach 1770 wurden nun ihrerseits die Diné von den Spaniern blutig unterdrückt. Eine lange und bittere Periode territorialer Übergriffe und der Gefangennahme von indianischen Sklaven begann. 1786 (die Spanier hatten gerade ein Bündnis mit den Ute, Comanche und deren Verbündeten, den Norteños, geschlossen) wurden die Diné gezwungen, ihre Allianz mit den Apachen auf zugeben und zusammen mit den Spaniern gegen diese zu kämpfen. Sollten sich die Diné weigern drohten die Comanche diese auszulöschen. Besonders die östlichen Gruppen (oder Klans) mussten unter dem Druck der vereinigten feindlichen Stämme gegen die Apachen kämpfen, doch die westlichen Gruppen konnten sich zumeist in die Canyons zurückziehen und verstecken.
Im Jahre 1804 griffen die Diné die Spanier an und wurden am Canyon de Chelly blutig zurückgeschlagen. Ein dunkles Kapitel stellt die Versklavung vieler Diné dar, die von Spaniern und Mexikanern betrieben wurde. Junge Indianer wurden gefangen und gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen in mexikanischen Silberbergwerken zu arbeiten.
Geschichte im 19. Jahrhundert:
Als die Regierung der Vereinigten Staaten 1849 das Territorium der Diné annektierte, waren diese als eine Anzahl kriegerischer und angriffslustiger Gruppen gefürchtet. Viele Jahre lang versuchte die Regierung vergeblich, den Beutezügen Einhalt zu gebieten, um amerikanischen und mexikanischen Farmern die Ansiedlung zu ermöglichen.
1851 wurde mit Fort Defiance der erste amerikanische Militärposten im Diné-Land gegründet. Während des amerikanischen Bürgerkriegs wollte die Regierung in Washington, dass die Territorien von Arizona und New Mexico in der Union blieben. Damit sollten die Verkehrswege und Nachrichtenverbindungen von und nach Kalifornien offen bleiben. Deshalb mussten die Überfälle vor allem von Seiten der Mescalero und Diné beendet werden. Die Mescalero wurden 1862 nach Fort Sumner oder Bosque Redondo am Pecos River umgesiedelt. Diesem Ort mangelte es an Brennholz, genießbarem Trinkwasser und gutem Ackerland.
Im Sommer des Jahres 1863 wurde Oberst Christopher Carson (Kit Carson) vom Oberbefehlshaber General James Carleton damit beauftragt, die Diné ebenfalls in das neue Militär-Reservat am Pecos River zu treiben. Das Militär schickte Unterhändler an einige Diné-Gruppen und lokale Führer mit der Aufforderung zum Umzug nach Bosque Redondo, andernfalls würde man sie dazu zwingen. Die meisten der weit verstreut lebenden Diné hörten nie etwas von diesem Ultimatum, und General Carleton machte keinen Versuch, sie aufzuspüren. Statt dessen gab er an Kit Carson den Befehl aus, die wirtschaftlichen Grundlagen der Diné zu zerstören. Carson zog mit 300 Soldaten, verstärkt durch Ute-, Pueblo-Indianer und Freischärler aus New Mexico, durch das Land der Diné, und vernichtete Obstgärten, Maisvorräte, Hogans, Wasserlöcher und Viehherden. Am 14. Januar 1864 begann der eigentliche Feldzug. Kit Carson gestattete den Diné, sich mit ihrer Hauptstreitmacht in den von ihnen für uneinnehmbar gehaltenen Canyon de Chelly zu flüchten. Aber auf den Rändern der Schlucht hatten die Amerikaner Kanonen in Stellung gebracht und die Diné ergaben sich nach kurzem Gefecht. Am 23. Januar 1864 berichtete Kit Carson an General Carleton:
…ich habe versucht ihnen klar zu machen, dass Widerstand sinnlos ist. Sie sagten, sie hätten den Krieg nur deshalb begonnen, weil die Strategie der Ausrottung verkündet worden sei. Sie hätten schon lange vorher Frieden gemacht und ein Reservat akzeptiert, wenn sie gewusst hätten, dass man sie gerecht behandelt. Ich berichte, dass es auf ihrer Seite leider 23 Tote gegeben hat. Ich habe ihnen Fleisch gegeben und ihnen erlaubt, zu ihren Weidegründen zurückzukehren. Sie sollen dort ihren Stammesmitgliedern, die sich verbergen, sagen, dass ich sie alle hier bei Fort Canby erwarte, um mit ihnen zum Bosque-Redondo-Reservat zu ziehen.
Junger Diné, Son of the desert Navaho, v. Edward Curtis, 1907
Der lange Marsch
Nur wenige Diné entkamen unter der Führung des Häuptlings Manuelito. Die Lebensgrundlage war zerstört und im Februar 1864 sammelten sich über 8.000 Diné bei Fort Defiance, das jetzt Fort Canby hieß. Sie wurden auf den Langen Marsch (engl. Long Walk) nach Bosque Redondo geschickt. Das Vorhaben endete in einer Katastrophe und kostete insgesamt etwa ein Viertel der Indianer das Leben. General William T. Sherman führte eine Untersuchungsdelegation und zeigte sich erschüttert über die Zustände. Am 1. Juni 1868 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der den Navajo einen Teil der alten Heimat als Reservat zuteilte und die Rückkehr erlaubte.
Geschichte im 20. Jahrhundert:
Land der Diné (Monument Valley)
Mit ihren Nachbarn, den Hopi, hatten die Diné einen langen Streit um Land. Die Hopi, deren Pueblos auf den Mesas völlig vom Navajo-Reservat umschlossen sind, beschuldigten die Diné jahrelang, Vieh und Feldfrüchte gestohlen zu haben. Den Höhepunkt erreichten die Spannungen 1974, als der amerikanische Kongress ein Gesetz verabschiedete, das ein großes Stück Land zwischen den Stämmen neu aufteilte. Es hatte zur Folge, dass 11.000 Diné und 100 Hopi ihre Häuser verlassen und in von der Regierung bereitgestellte Wohnungen umziehen mussten.
Junger Diné – Monument Valley
Der Navajo-Code:
Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten Diné erfolgreich als Funker für das US-Militär im Pazifikkrieg gegen Japan. Als es den Japanern gelungen war, den amerikanischen Funkcode zu entschlüsseln, wurde der Navajo-Code entwickelt, der im wesentlichen aus der Sprache der Diné bestand. Diese wurde nur um einige Codewörter, die militärtechnische Dinge bezeichneten und für die es keine Diné-Wörter gab, ergänzt. Diese Sprachform konnte von den Japanern trotz aller Bemühungen bis zum Ende des Krieges nicht übersetzt werden – ein Vorteil der außergewöhnlich komplexen Sprache der Diné. Deshalb erhielten sie eine vergleichsweise hohe Anerkennung in der US-Armee, auch wenn viele Details dieser Operation wegen der Geheimhaltung erst Jahrzehnte später bekannt wurden. Zum Andenken wurde der 14. August zum Nationalen Navajo-Codesprecher-Tag erklärt. Während des Kalten Krieges richteten die Sowjets an der Universität Moskau auch einen Sprachkurs in Navajo ein.
Diné-Touristenführer – Monument Valley
Aktuelle Situation:
Mit fast 300.000 Stammesangehörigen sind die Diné heute der bevölkerungsreichste Stamm Nordamerikas. Die Nation wird seit 1923 von einem Stammesrat, gebildet aus den Repräsentanten der 88 Siedlungen, und einem direkt gewählten Vorsitzenden (engl. Chairman) verwaltet. Sie hat Steuerhoheit wie ein amerikanischer Bundesstaat, eine eigene Polizei und eigene Gerichtsbarkeit. Das Durchschnittsalter der Diné beläuft sich auf 18 Jahre und die Geburtenrate liegt bei 2,7 %. Der Boden des Reservats ist reich an Rohstoffen, wie Erdöl, Erdgas, Kohle, Holz und Uran, die zwar Geld einbringen aber auch Probleme aufwerfen, wie die zunehmende Zerstörung der Umwelt, die Gefährdung der Gesundheit und von der US-Regierung angeordnete Zwangsumsiedlungen. Trotz aller Rohstoffe gibt es aber viel zu wenig verarbeitende Betriebe und keine eigene Dienstleistungswirtschaft. Die Arbeitslosenrate ist wie in den anderen Reservaten hoch, sie liegt bei 40 Prozent und die Armut ist bedrückend – obwohl die Diné über das höchste Einkommen aller Indianerstämme in den USA verfügen. Das Diné College (Diné-Universität) sowie das Center for Diné Teacher Education befinden sich heute in Tsaile, AZ, in der Nähe des Canyon de Chelly.
Flagge der Diné
Lebensweise und Kultur:
Das Leben der Diné spielt sich in und um ihre Hogans ab. Die traditionellen Häuser der Diné sind fensterlos, werden aus Holz, Reisig und Lehm gebaut und der Eingang ist nach der aufgehenden Sonne ausgerichtet. Inmitten einer Bodenvertiefung ist die Feuerstelle und durch ein Loch im Dach kann der Rauch abziehen. Im Hogan ist es im Sommer kühl und im Winter gemütlich warm. Bei Nacht legen sich die Bewohner wie die Speichen eines Rades rings um die Feuerstelle. Es gibt auch moderne Hogans, achteckige Blockhütten mit einem Kuppeldach, aus dem der Schornstein herausragt. Sie sind geräumiger als die im alten Stil errichteten Hogans, doch nach derselben Grundstruktur gebaut. Starb früher ein Diné, so schlug man in die Rückseite des Hogans ein Loch, durch das der Leichnam hinaus geschafft wurde. Anschließend verbrannten die Angehörigen das Haus und die gesamte Habe, der Ort wurde aus Furcht vor den Geistern des Toten gemieden.
Navajo hogan
Soziale Organisation:
Die Diné ähneln den Apachen-Völkern auch durch ihren Mangel an zentraler Stammes- oder politischer Organisation. Früher waren sie in Lokalgruppen (engl. Outfits oder local bands) miteinander verwandter Sippen/Großfamilien (engl. extended family) aufgeteilt, jede mit einem lokalen Oberhaupt. Ähnliche Gruppen existieren noch heute, die aber mehr wegen des gleichen Wohnorts als aufgrund der Blutsverwandtschaft zusammenhalten, und viele dieser lokalen Gruppen haben gewählte Oberhäupter. Eine Lokalgruppe entspricht keinem Dorf und keiner Stadt, sondern eher einer Ansammlung von über ein großes Gebiet verstreuter Anwesen von 10 bis 40 Familien.
Die Diné verteilen sich auf mehr als 50 Klans. Die Familienstruktur der Diné ist matrilinear, das heißt die Verwandtschaftsverhältnisse werden durch die weibliche Linie bestimmt. Zudem sind die Klans auch matrilokal organisiert, so dass der Mann bei der Hochzeit zur Familie seiner Frau und deren Siedlung zog. Angehörige eines Klans dürfen innerhalb des eigenen Klans nicht heiraten. Grundlage der Gesellschaftsstruktur ist die erweiterte Familie, wobei auf die einzelnen Mitglieder festgelegte Pflichten entfallen.
Die Namen mehr als der Hälfte der Klans lassen vermuten, dass sie sich von den Orten herleiteten, in denen der Klan ursprünglich herkam. Einer der ursprünglichen vier Klans, die Kinyaa'aanii (Towering House Clan), hatte seinen Ursprung in einer Pueblo-Ruine in New Mexico und die Deeshchii'nii (Start-Of-The-Red-Streaked People) stammten aus einem Canyon im Land der Cibecue-Apache, einer Gruppe der Westliche Apachen – konsequenterweise wurden später von diesem Klan die Cibecue-Apache als T'iisch'ebaanii (Gray-Cottonwood-Extend-Out People) adoptiert. Die übrigen Klans leiteten ihre Herkunft von anderen Stämmen ab inklusive von Mexikanern. So gab es die Nóóda'i Diné (Ute), Naaɫani Diné (Many Comanche Warriors Clan, Comanche), Naakétɫ'ahi (Flatfoot People, Akimel O'Odham) sowie mehrere adoptierte Pueblo-Klans (Zuñi, Jemez, Zia, Santa Ana, Tewa und Hopi). Trotzdem gibt es bis heute keine Klans für Zhini (Afro-Amerikaner), Bilagana (Amerikaner) sowie für Asiaten.
Nesjaja Hatali, Medizinmann der Diné, Edward Curtis, 1907
Politische Organisation:
Naataanii (männliche und weibliche traditionelle Führer):
Während der spanisch-mexikanischen Herrschaft gab es fünf lose politische geographische Gruppierungen der Diné: diese befanden sich am Mount Taylor, Cebolleta (Siedlungsgebiet der Diné Ana'ii, Enemy Navajo), Chuska Mountains, Bear Springs und Canyon de Chelly. Die einzelnen Lokalgruppen (engl. outfits, span. rancherias) wählten jeweils zwei Häuptlinge, die Naataanii – einen für den Krieg und einen für den Frieden.
Die Friedens-Naataanii wurden auf Grund ihrer exzellenten Moral, dem rituellen Wissen über die Ausrichtung der Blessing-Way-Zeremonie, ihrer großen Redekunst, ihres Charismas, ihres Prestiges sowie oftmals aufgrund ihres Reichtums an Schaf- und Pferdeherden gewählt. Üblicherweise versahen sie ihre Pflicht und Verantwortung für die Gemeinschaft ihr Leben lang, doch es wurde von ihnen erwartet, dass sie kurz vor ihrem Tod zurücktraten und einen Nachfolger der Lokalgruppe als Führer vorschlug. Manchmal wurden auch Frauen zu Friedens-Naataanii gewählt, da sie in der Gesellschaft der Diné die Häuser und Viehherden besaßen und somit enormen wirtschaftlichen als auch politischen Einfluss hatten. Die Friedens-Naataanii entschieden über die wirtschaftliche Entwicklung (Ackerbau, Sammeln, Handel) der Lokalgruppe (oder des Klans), der Wahl der Weideplätze für die Herden sowie der Jagdgründe. Zudem mussten sie in Familienstreitigkeiten vermitteln, sich mit Hexerei (chindi = menschliche Wölfe, Hexer) auseinandersetzen sowie ihre Lokalgruppe gegenüber anderen Diné als auch benachbarten Stämmen (und später Spaniern und Amerikanern) diplomatisch vertreten – somit hatten sie auch die Entscheidung über Krieg oder Frieden zu treffen.
Um hingegen die Position als Kriegs-Naataanii zu erreichen, musste man enormes rituelles Wissen über einen oder gar mehrere sogenannte War Ways oder Enemy Ways besitzen – diese War Ways waren Zeremonien die darauf abzielten, erfolgreiche Raubzüge oder Vergeltungszüge zu rituell zu erzwingen. Die Diné hatten gegenüber den Kriegs-Naataanii eine zwiespältige Einstellung. Obwohl sie diese als große Krieger und Anführer respektierten, wurden sie oft auch kritisiert – sei es der Kriegs-Naataanii war zu eigenmächtig geworden oder der Kriegszug war ein Fehlschlag gewesen.
Sowohl Friedens-Naataanii als auch Kriegs-Naataanii wurden bei ihren täglichen Aufgaben und Pflichten durch Hastól (älteren Männern) und Hataoli/Hataali (heiligen Männern und Frauen) beraten und unterstützt. Zudem stellten diese Männer und Frauen die wichtige Verbindung zwischen den Naataanii und den Diyin Diné (Heiliges Volk) her, die existenziell wichtig für die Gemeinschaft war.
Naachid – traditionelle Zusammenkünfte (ca. 1650 bis ca. 1860):
Es gab regelmäßige Zusammenkünfte (alle zwei oder vier Jahre, in Stammeskrisen jedes Jahr) mehrerer Lokalgruppen, die sowohl aus politischen als auch aus zeremoniellen und religiösen Gründen abgehalten wurden. Bei diesen Naachid (= to gesture with the hand) trafen sich 24 Naataanii – zwölf für den Frieden und zwölf für den Krieg – in einem speziellen Hogan, um alle Angelegenheiten zu besprechen. Bei diesen Naachid versammelten sich die Naataanii oft, um Zeremonien und Rituale für genügend Wasser, Fruchtbarkeit des Ackerbodens sowie falls von Feinden Gefahr drohte Erfolg im Krieg. Daher diente das Naachid den Diné oft auch als Kriegs- und Friedensratsversammlung, in der entschieden wurde, ob man Verhandlungen mit Feinden aufnehmen oder Vergeltung üben sollte. Während Friedenszeiten hatten die Friedens-Naatannii den Vorsitz inne. Doch brach Krieg aus oder drohte von Feinden außerhalb von Dinétah Gefahr, übernahmen die Kriegs-Naataanii die Führung im Naachid. Frauen konnten offen vor der Versammlung reden, wenn diese an Kriegs- und Raubzügen teilgenommen hatten oder anderweitig einen hohen Status innehatten.
Die Entscheidungen der Naachid waren für die teilnehmenden Lokalgruppen nicht bindend, noch für diejenigen Gruppen, die nicht teilgenommen hatten. Die Naachid ermöglichten es den Diné in Zeiten von Krieg oder wirtschaftlicher Not, in denen es notwendig war, schnellstmöglich viele Lokalgruppen zu versammeln und zu einem gemeinsamen Entschluss zu kommen. In dem letzten großen Naachid im Jahre 1840 versammelten sich die Diné und entschieden, dass sie mit den Mexikanern in Santa Fe Frieden schließen würden. Die letzten belegten Naachid fanden während des Krieges gegen die Amerikaner in den Jahren von 1850 bis 1860 statt, danach waren die Diné nicht mehr in der Lage diese traditionellen politischen Versammlungen fort zu führen. Die verschiedenen Lokalgruppen sowie einzelne Familien und Kriegertrupps befanden sich andauernd auf der Flucht vor der amerikanischen Armee, verzweifelt auf der Suche nach Schutz und Nahrung – da blieb keine Zeit mehr für größere Zusammenkünfte mehrerer Lokalgruppen und Naataanii.
Handwerk und Kunst:
Die Pueblo-Indianer beeinflussten die Diné nicht nur in der Agrikultur sondern auch in der Kunst. Sowohl bemalte Töpfereien und die bekannten Navajo-Brücken, als auch Elemente der Navajo-Zeremonien, wie das Trockensandmalen, sind Ergebnisse dieser Kontakte. Eine weiteres hervorragendes Kunsthandwerk der Navajo, die Silberschmiedearbeit, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde wahrscheinlich erstmals von mexikanischen Silberschmieden erlernt.
Die religiöse Symbolik beeinflusste auch die Kunst der Diné. Wo eine Diné-Frau sich aufhält, kann der Webstuhl nicht weit sein. Zunächst fertigten sie gemusterte Webdecken, die als Umhang (span. Poncho) getragen wurden. Der berühmte Navajo-Teppich ist aber die Erfindung weißer Händler aus der Zeit des Eisenbahnbaus und der ersten Touristen. Die Gäste aus dem Osten konnten mit den Decken wenig anfangen, so taufte man diese um und nannte sie Teppiche (engl. rugs) und legte den Grundstein für einen neuen Erwerbszweig. Bereits die Kinder üben sich äußerst geschickt im Fadenspiel, als Vorstufe des Umgangs mit dem Webstuhl. Ethnologen haben ihnen daher einen neuen Ausdruck gewidmet: Ist während des Fadenspiels an einem Finger eine untere Schlinge über eine obere zu bringen, sagt man: Mach einen Navajo![2]
In den letzten 50 Jahren sind die Sandbilder (engl. dry paintings) der Diné aus dem Halbdunkel der Hogans an die Öffentlichkeit gelangt. Die Herkunft dieser Maltechnik ist unklar. Die Bilder werden traditionell während nächtlicher Heilzeremonien in Hogans angefertigt. Die Künstler sind besonders geschulte Medizinmänner, die sich Jahre lang komplizierte Gebete, Gesänge und die Maltechnik angeeignet haben. Die Bilder sind im Durchmesser 60 bis 90 cm groß und bestehen aus farbigem Gesteinspulver, Maispollen und anderen heiligen Materialien. Die Motive sind Abbildungen der Diné-Götter, die während der Zeremonie um Heilung des Patienten angefleht werden. Kurz vor der Morgendämmerung ist die Zeremonie beendet und die heiligen Bilder werden zerstört. Der gesammelte Sand wird nördlich des Hogans vergraben. Heute stellt man auch langlebige Sandgemälde zu kommerziellen Zwecken her. Außer den genannten Motiven zeigen sie auch Landschaften, Portraits von Indianern, Töpfer- und Webereimuster und abstrakte Formen. Im Reservat gibt es Hunderte solcher Künstler – die besten arbeiten in der Gegend von Shiprock in New Mexico.
Arbeiten seit den 1890er Jahren und Werkstätten, in denen man Kunsthandwerkern bei der Arbeit beobachten kann, können an verschiedenen Stellen des Reservates, insbesondere in der Hubbell Trading Post National Historic Site in Ganado, Arizona besichtigt werden.
Diné-Weberinnen
Religion:
Die religiösen Überlieferungen und Riten der Navajo sind vielfältig. Einige der vielen Mythen beziehen sich auf die Schöpfung der ersten Menschen aus verschiedenen Welten unter der Erdoberfläche; andere Geschichten erklären die zahllosen üblichen Riten. Einige davon sind von Einzelnen oder Familien zelebrierte einfache Rituale, die bei Reisen, beim Geschäft und beim Spiel Glück bringen sollen, sowie Schutz der Ernte und der Herden. Die komplexeren Riten erfordern einen Spezialisten, den man nach seinem Können und der Länge der Zeremonien bezahlt. Die meisten Riten werden vorwiegend zur Heilung körperlicher oder seelischer Krankheiten organisiert. Bei anderen Zeremonien gibt es einfache Gebete und Gesänge, und man fertigt dazu Sandbilder an. In manchen Fällen gibt es öffentliche Tänze und Vorführungen, zu denen sich Hunderte oder Tausende von Diné und Touristen versammeln.
Die Diné glauben an das Diyin Diné (Heiliges Volk), das sich mit dem Wind, auf einem Sonnenstrahl oder einem Donnerschlag fortbewegt. An der Spitze der Gottheiten stehen Asdzáá Nádleehé (Changing Woman = die sich wandelnde Frau) und Mutter Erde, die schön, immer jung und großzügig ist und über das Wohlergehen des Volkes wacht. Als sie noch ein Baby war, wurde sie von Altsé Hastiin (Erster Mann) und Altsé Asdzaa (Erster Frau) gefunden. Das Baby lag in einer von Göttern geschaffenen Wiege auf einem heiligen Berg und innerhalb von vier Tagen wuchs Changing Woman zur gereiften Frau heran. Sie war es, die den Diné erklärte, wie sie ihr Leben in Übereinstimmung mit der Natur gestalten konnten.
Die lebensspendende, lebenserhaltende sowie gebärende Rolle von Changing Woman spiegelt sich auch in der sozialen Organisation der Diné wider: Frauen dominierten die sozialen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, die Klans waren matrilineal und matrilokal organisiert und das Land als auch die Schafe wurden von den Frauen der Lokalgruppen kontrolliert.
Changing Woman war laut einer Version des Mythos das Kind von Sa'ah Naaghaii (Erster Junge), der den Geist (den Verstand) symbolisiert und von Bik'eh H-zh (Erstes Mädchen), das die Sprache verkörpert. Zusammen Sa'ah Naaghaii und Bik'eh H-zh stellten sie im übertragenen Sinne die ideale Welt der Diné dar und beinhalteten die wichtigsten Ideen und Werte der Diné.
Zudem glaubten die Diné, dass jedes Lebewesen eine innere und eine äußere Form hätte, die immer wieder in Harmonie und Gleichgewicht gebracht werden mussten. Daher musste die innere Form sich mit Sa'ah Naaghaii (Erster Junge) vereinen und die äußere dasselbe mit Bik'eh H-zh (Erstes Mädchen) versuchen. Changing Woman repräsentierte eine Synthese von den beiden und hatte daher die Kraft aller Leben und aller lebenden Dinge die Unsterblichkeit durch immerwährende Reproduktion (Wandel = Changing) zu erreichen.
Bei den Diné gehören Alltag und Religion untrennbar zusammen. Auch heute noch gehen die Männer auf die Felder und singen, damit der Mais wächst. Die Weberinnen ziehen einen speziellen Faden als Geistweg in ihre Teppiche.
Schöpfungsmythos (Diné bahane'):
In der Kosmologie der Diné liegt ihr Land zwischen den sie schützenden Eltern Mutter Erde und Jóhónaa'éi (Vater Himmel). Die Diné glauben an die Herkunft aus einer Unterwelt, die sie die Erste Welt nennen. Diesen zeitlosen Ort kannten nur die Geistwesen und die Heiligen Leute (Diyin Diné). Hier lebten, getrennt in Osten und Westen, Erster Mann und Erste Frau. Als Erster Mann einen Kristall verbrannte und Erste Frau dasselbe mit einem Türkis tat, sahen sie des anderen Feuer und wurden vereinigt. Doch schon bald begannen die Wesen der Ersten Welt zu streiten und ein Chaos anzurichten. Damit zwangen sie Erster Mann und Erste Frau nach Osten zu ziehen. Der Weg führte beide zuerst in die Blaue Welt und dann in die Gelbe Welt, in der sie die sechs Heiligen Berge (engl. Sacred Mountains) fanden, die bis in unsere Tage als heilig verehrt werden. Diese Sacred Mountains sind im Osten der Blanco Peak ('Tsisnaasjini') in Colorado, im Westen die San Francisco Peaks ('Dook’o’oslííd') in Arizona, im Norden Mount Hesperus ('Dibé Ntsaa') in den La Plata Bergen, ebenfalls in Colorado; im Süden ist es der Mount Taylor ('Tsoodzil') in New Mexico. In diesem Gebiet liegt auch die Huerfano Mesa (Dzil Na'oodilii) in der Changing Woman aufgezogen wurde und der zentrale heilige Berg, der Gobernador Knob (Ch'oolii). Der Überlieferung nach stiftete Coyote in der Gelben Welt Unruhe, weil er das Kind von Water Monster stahl, und dieser ließ voller Wut die ganze Welt im Wasser versinken. Doch Erster Mann setzte eine Pflanze, die hoch in den Himmel wuchs, und auf ihr konnten die Lebewesen den Fluten entkommen. Als das Wasser zurückging, fanden sich die Ersten Menschen (engl. First People) in der strahlenden Fünften Welt wieder, dem heutigen Land der Diné, dem Dinétah.
Einer anderen Überlieferung zur Folge gebar Changing Woman die Zwillinge Naayéé' Neezgháni (engl. Monster Slayer) und Tó Bájish Chini (engl. Child Born of Water), die alle Monster töteten. Daraufhin wanderte Changing Woman mit ihrem Mann, dem Vater Himmel, nach Westen zum Pazifik zusammen mit einigen Personen (damals waren dies noch sprechende Tiere), so dass sie sich nicht alleine fühlen möge. Doch nach einiger Zeit kehrten die Tiere nach Osten in ihre alte Heimat Dinétah zurück, als sie hörten, dass immer noch einige von ihnen dort lebten. Daraufhin entschied Changing Woman, dass es mehr Lebewesen (diesmal handelt es sich um Menschen, um Diné) in Dinétah geben sollte und erschuf die ersten vier Klans (die Zahl Vier ist voller Magie, Symbolik und Heiligkeit bei den Apache- und Diné). Changing Woman rieb sich die Haut von ihrer Brust und schuf die Kinyaa'aanii (Towering House Clan), von der abgeriebenen Haut vom Rücken erschuf sie die Honaghaanii (One-Walk-Around Clan), aus der Haut unter ihrem rechten Arm entstanden die Todich'ii'nii (Bitter Water Clan) und aus der unter ihrem linken Arm die Hashtl'ishnii (Mud Clan).
Als die Menschen durch Dinétah umherzogen adoptierten sie auch benachbarte Stämme als Klans in ihrer Stammesorganisation (tatsächlich sind fast alle Nachbar-Völker bei den Diné als Klans vertreten). Die Beiyóódzine Diné (Südliche Paiute), die rund um Navajo Mountain (Naatsis'áán) lebten, wurden zwar adoptiert, aber später wegen religiöser Differenzen zurück gelassen. Danach zogen die Diné weiter nach Süden, wo sie die Chishi (Chiricahua Apache) zurückließen und die Naakaii Diné (Mexikaner) adoptierten. Daraufhin wandten sie sich nach Osten, wo die Naashgali Diné (Mescalero Apache) beschlossen zu bleiben. Nun wanderten sie nach Dibé Ntsaa in den La-Plata-Bergen, woraufhin sie sieben Jahre dort siedelten, doch die Sommer waren zu kurz für den Anbau von Mais und Kürbissen – so verließ der größte Teil der Diné die Gegend wieder und zog nach Cabezon Peak (Tsé Naajiin). Diejenigen die zurück blieben, waren die Beehai (Jicarilla Apache).
Häuptlinge und Anführer:
* Armijo * Barboncito * Manuelito * Herrero Grande * Ganado Mucho * Cayatanita * Delgadito * Narbona Primero
Demografie:
Jahr: Quelle: Zahl: Bemerkungen:
1680 James Mooney 8.000 geschätzt 1867 unbekannt 7.300 1890 Zensus 17.204 fehlerhaft 1900 Zensus 19.000 fehlerhaft 1910 Zensus 22.455 1923 US Indian Office 30.000 geschätzt 1930 Zensus 39.064 1937 US Indian Office 44.304 2000 Zensus 269.000 2005 Zensus 338.443
Radioaktive Kontaminierung:
In den 1970er Jahren brach oberhalb des Flusses, der den Diné als Wasserreservoir dient, der Damm einer Uranmühle. Der Fluss wurde ziemlich stark mit leicht radioaktivem Uran kontaminiert. Obwohl der Großteil des Urans mit dem Fluss abströmte, ist damit zu rechnen, dass sich die Diné mit abgelagerten Resten kontaminierten.
Thema von Schorsch im Forum Die großen Rinder und...
Der Lincoln-County-Rinderkrieg war ein Konflikt, der im 19. Jahrhundert im US-amerikanischen Grenzland stattfand. Dieser „Krieg“ brach zwischen den reichen Rinderzüchtern und den Geschäftsleuten in Lincoln County, New Mexico aus. Ein bekannter Mitwirkender dieses Krieges war Henry McCarthy (alias William H. Bonney), besser bekannt unter dem Namen „Billy the Kid“. Lincoln-County-Rinderkrieg
Johnson County War Der Johnson County War aus dem Jahre 1892 gehört ebenfalls zu den berühmten Fehden im Wilden Westen und war zugleich einer der letzten Range-Wars.
In Wyoming herrschten große Rancher, die nach dem amerikanischen Bürgerkrieg ihre Herden aus dem Süden geholt hatten. Nach 1880 wanderten wie überall kleinere Farmer ein, die nach dem Homestead-Gesetz Land in Besitz nahmen. Die Rancher sahen auf diese, ihrer Meinung nach, lästigen Störenfriede herab, während die Farmer ihrerseits auf die Viehbarone nicht gut zu sprechen waren. So konnte es nicht ausbleiben, dass aus diesen Gefühlen heraus tödliche Feindschaft entstand. Ella Watson und Jim Averill sollten den Haß der Viehbarone besonders zu spüren bekommen. Jim Averill als Partner von ella Watson, die einen Saloon unterhielt, beschimpfte in Briefen an Zeitungen die großen Rancher. Da Ella Watson auch noch eine kleine Ranch besaß, wurden sie und ihr Partner des Viehdiebstahls bezichtigt. Obwohl man die beiden warnte, glaubten sie den Drohungen nicht und im Juli 1889 holten die Rancher beide ab und knüpften sie kurzerhand auf. Gunfighter begannen dann die Weiden und das Vieh der Rancher zu bewachen und Viehdiebe, wie die Outlaw-Gang "The Wild Bunch", schürten den gegenseitigen Hass noch mehr. Die Rancher versuchten alles, um die Farmer davon abzuhalten, ihr Land mit Stacheldraht einzuzäunen. Schließlich holten die Viehbarone zum Gegenschlag aus und beabsichtigten ein Exempel zu statuieren, da der Widerstand der Homesteaders zunahm und die Zeitungen auch noch für die Rechte der Farmer Partei ergriffen. Die grossen Ranchers ließen aus Texas 25 Revolvermänner mit der Bahn kommen, damit diese zusammen mit den Wyoming Regulators die Farmer mit Gewalt und Mord vertreiben konnten. Ihr Kommen war aber beobachtet worden, so dass ihre Aktion scheitern musste, da die Farmer jetzt genügend gewarnt waren. Am 05.04.1892 griffen die Regulators die Hütte von Nate Champion an, der als erster ermordet werden sollte. Nach stundenlangem Kampf fiel er mit seinem Partner den Kugeln der Regulators zum Opfer. Dieser Kampf blieb aber nicht unbemerkt und als die Revolvermänner vor Buffalo, ihrem eigentlichen Ziel, ankamen, erfuhren sie, dass eine größere bewaffnete Menge im Anmarsch war, um sie zu bekämpfen. Sie verloren den Mut und zogen sich auf die befreundete TA-Ranch zurück, auf der sie dann von ihren Gegnern drei Tage lang belagert wurden. Schließlich befreite die US-Kavallerie sie aus ihrer misslichen Lage und nahm sie in Gewahrsam. Rebeltrail
Thema von Schorsch im Forum Die großen Rinder und...
Zu den berühmtesten Weidekriegen zählt ohne Zweifel der Lincoln County War von 1876 in New Mexico, in dessen Verlauf mehr als ein Dutzend Menschen getötet wurden.
Es ging um Weiderechte, geschäftliche Interessen und politische Kontrolle, hier ganz besonders in der Stadt Lincoln, New Mexico. L.G. Murphy besaß eine Ranch, ein großes Warenhaus, ein Hotel und einen Saloon in der Stadt. Zu seinen Partnern gehörte unter anderem Sheriff William Brady.
Lawrence G. Murphy
Sheriff William Brady
Zur Gegenpartei gehörten John Chisum, Besitzer einer großen Ranch am Pecos River, der Engländer John Tunstall und der Rechtsanwalt Alexander McSween, der auch ein Warenhaus betrieb.
John Chisum
John Tunstall
Alexander McSween
Diese drei versuchten, der anderen Partei in jeder Hinsicht und mit allen Mitteln Konkurrenz zu machen. Folglich suchten alle - gesetzlich oder ungesetzlich - nach Wegen, um die andere Partei auszuschalten. Sheriff Brady z.B. beschlagnahmte Waren aus McSween's Warenhaus, weil er rechtliche Ansprüche gegen diesen durchsetzen wollte. Anschließend ritten er und seine Leute zur Tunstall-Ranch, um Vieh und Pferde dort wegzuholen. Auf dem Weg zur Ranch begegneten sie Tunstall und schossen ihn wahrscheinlich bei diesem Zusammentreffen kaltblütig nieder, was der Engländer nicht überlebte.
Dies war der Anlass für einen monatelangen Krieg, welcher sogar für den Wilden Westen einzigartig war und auch zur Legende um Billy the Kid führte. Dieser hatte Tunstall nämlich verehrt, weil der ihm auf seiner Ranch Arbeit gegeben hatte und ihn als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft anerkannte und respektierte. So gehörte auch er zu dem Aufgebot, das die Mörder von John Tunstall verhaften wollte. Unterwegs wurde zwei Männer der Gegenpartei aufgegriffen und ohne Zögern ermordet.
Der Gouverneur von New Mexico bestimmte schließlich, dass nicht der Friedensrichter, sondern Sheriff Brady und ein Richter für die Durchführung der Gesetze verantwortlich wären, doch Brady und sein Deputy fielen kurz darauf Kugeln zum Opfer. Zu den Killern gehörte wohl auch Billy the Kid. Als McSween am 14.07.1879 mit seinen Leuten in Lincoln einrückte und sich mit 14 Mann, unter ihnen Billy the Kid, in seinem Haus verschanzte, nahm die Schießerei in der Stadt kein Ende mehr.
Schließlich griff nach dreitägigem Kampf sogar das Militär ein und unterstützte den neuen Sheriff. Während der vom Militär geforderten Verhandlung wurde McSweens Haus in Brand gesetzt und die daraus flüchtenden Männer fast alle erschossen. Billy the Kid konnte allerdings mit vier weiteren Männern lebend entkommen. McSween wurde trotz hoch erhobener Hände erschossen. Damit hatte der Lincoln County War sein Ende gefunden.
Thema von Schorsch im Forum Die großen Rinder und...
Der Johnson County War aus dem Jahre 1892 gehört ebenfalls zu den berühmten Fehden im Wilden Westen und war zugleich einer der letzten Range-Wars.
In Wyoming herrschten große Rancher, die nach dem amerikanischen Bürgerkrieg ihre Herden aus dem Süden geholt hatten. Nach 1880 wanderten wie überall kleinere Farmer ein, die nach dem Homestead-Gesetz Land in Besitz nahmen. Die Rancher sahen auf diese, ihrer Meinung nach, lästigen Störenfriede herab, während die Farmer ihrerseits auf die Viehbarone nicht gut zu sprechen waren. So konnte es nicht ausbleiben, dass aus diesen Gefühlen heraus tödliche Feindschaft entstand.
Ella Watson und Jim Averill sollten den Haß der Viehbarone besonders zu spüren bekommen. Jim Averill als Partner von ella Watson, die einen Saloon unterhielt, beschimpfte in Briefen an Zeitungen die großen Rancher. Da Ella Watson auch noch eine kleine Ranch besaß, wurden sie und ihr Partner des Viehdiebstahls bezichtigt. Obwohl man die beiden warnte, glaubten sie den Drohungen nicht und im Juli 1889 holten die Rancher beide ab und knüpften sie kurzerhand auf.
Gunfighter begannen dann die Weiden und das Vieh der Rancher zu bewachen und Viehdiebe, wie die Outlaw-Gang "The Wild Bunch", schürten den gegenseitigen Hass noch mehr. Die Rancher versuchten alles, um die Farmer davon abzuhalten, ihr Land mit Stacheldraht einzuzäunen. Schließlich holten die Viehbarone zum Gegenschlag aus und beabsichtigten ein Exempel zu statuieren, da der Widerstand der Homesteaders zunahm und die Zeitungen auch noch für die Rechte der Farmer Partei ergriffen. Die grossen Ranchers ließen aus Texas 25 Revolvermänner mit der Bahn kommen, damit diese zusammen mit den Wyoming Regulators die Farmer mit Gewalt und Mord vertreiben konnten. Ihr Kommen war aber beobachtet worden, so dass ihre Aktion scheitern musste, da die Farmer jetzt genügend gewarnt waren.
Am 05.04.1892 griffen die Regulators die Hütte von Nate Champion an, der als erster ermordet werden sollte. Nach stundenlangem Kampf fiel er mit seinem Partner den Kugeln der Regulators zum Opfer. Dieser Kampf blieb aber nicht unbemerkt und als die Revolvermänner vor Buffalo, ihrem eigentlichen Ziel, ankamen, erfuhren sie, dass eine größere bewaffnete Menge im Anmarsch war, um sie zu bekämpfen. Sie verloren den Mut und zogen sich auf die befreundete TA-Ranch zurück, auf der sie dann von ihren Gegnern drei Tage lang belagert wurden. Schließlich befreite die US-Kavallerie sie aus ihrer misslichen Lage und nahm sie in Gewahrsam.
Ihre Haft war jedoch eine Farce und eine Verhandlung gegen die Viehbarone, welche sie ja beauftragt hatten, fand niemals statt, da sie viel zu einflussreich waren. Der Johnson County War fand danach sein Ende, ohne dass eine der beiden Parteien den Sieg errungen hatte. Er löste sich quasi in nichts auf.
Die mächtigen und einflussreichen Rancher konnten letztendlich nicht verhindern, dass sich die Siedler weiter ausbreiteten und ihre Ländereien mit Stacheldraht schützten. Nach weiteren langen Streitereien kamen auch die Rancher zu dem Entschluss, den Stacheldraht für ihre Zwecke zu benutzen und zäunten die öffentlichen Weideflächen ein. Den Homesteadern verwehrte man somit den Zutritt.
Dies führte zum berühmten, sogenannten Fence Cutter War in Texas, als die Homestead-Siedler die Zäune der Rancher durchschnitten und sich deren Land nahmen. Am Ende aber blieb der Stacheldraht Sieger, denn alle sahen den großen Vorteil ein, der beiden Parteien durch die Einzäunung ihrer Besitzungen geboten wurde.
Mit dem Ende der Range Wars hatte auch die Glanzzeit der Cowboys ihren Höhepunkt überschritten, denn durch die Einzäunung gab es für die Viehherden keine Durchkommen mehr. Die Viehbarone wurden sesshaft und durch die Eisenbahnen, welche beinahe jeden Ort in der Prairie miteinander verbanden, wurden die großen Viehtriebe überflüssig. Städte wurden aus dem Boden gestampft, so dass für den Cowboy kaum noch Platz in der Gesellschaft war. Auch die rasant wachsende industrielle Entwicklung , welcher er sich wohl oder übel anpassen musste, überrollte ihn. Einige Cowboys versuchten sich als Fleischer, Mietskutscher oder Saloon-Inhaber, wenn sie als Cowboy keinen Job auf einer Ranch mehr fanden. Doch es war schwer für sie, sich eine neue Existenz aufzubauen, so dass einige in ihrer Verzweiflung Outlaws wurden. Sie konnten sich einfach nicht mit der neuen Gesellschaftsform abfinden. Letztlich blieb ihnen aber keine andere Wahl, als sich den geänderten Verhältnissen anzupassen oder aber unterzugehen.
Die Bevölkerungszahl in den Staaten Texas, Nebraska und Kansas nahm außerdem bald so rapide zu, dass der Cowboy schnell in der Minderheit war. Seine beherrschende Rolle, die er ehemals spielte, hatte er damit vollends verloren, nicht aber den Mythos, der ihn noch heute umschwebt.
Nach der Grundsteinlegung am 8. Mai 1744 wurde am Platz des heutigen Museums „The Alamo“ die „Misión San Antonio de Valero“ errichtet, deren Vorläufer bereits seit 1718 existierten. Die spanische Säkularisation beendete die seit 1765 stattfindende Missionierung durch Franziskaner und löste 1793 die Mission auf, das Missionsgebäude wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts von einer spanischen Kavallerie-Einheit genutzt, auf die die Bezeichnung „Alamo“ zurückgeht: Die Soldaten stammten aus Alamo de Parras, einer Stadt im mexikanischen Bundesstaat Coahuila. Eine andere Variante führt den Namen auf das spanische Wort álamo zurück, das die Pappeln bezeichnete, die die Missionsstation schon von weitem erkennbar machten und dort Schatten spendeten.
Im mexikanischen Unabhängigkeitskrieg (1815-1821) eroberten die aufständischen Mexikaner das Fort. Bei den Unruhen ab dem 2. Oktober 1835, die schließlich zur Unabhängigkeit Texas' von Mexiko führten, wurde „The Alamo“ im Dezember 1835 von den aufständischen amerikanischen Siedlern besetzt und weiter befestigt.
Am 2. März 1836 erklärte Texas, nicht zuletzt, da es als mexikanische Provinz nicht die Sklaverei einführen konnte, seine Unabhängigkeit von Mexiko (Texanischer Unabhängigkeitskrieg). Der frühere Gouverneur des US-Staates Tennessee, Sam Houston, übernahm den Oberbefehl über die texanischen Truppen. Als der mexikanische General und Präsident Santa Anna mit 7.000 Mann den Rio Grande überschritt, um den Aufstand niederzuschlagen, wurde Houstons vorläufiger Rückzug von den ca. 200 Verteidigern im Alamo vom 23. Februar bis zum 6. März 1836 gedeckt.
Die Anführer im Alamo waren der 26-jährige Oberstleutnant William Travis, der knapp 40-jährige Abenteurer James (Jim) Bowie und der 49-jährige Kriegsheld und Politiker Davy Crockett. Nach 13 Tagen verlustreicher Belagerung wurde das Alamo gestürmt, fast alle männlichen Verteidiger wurden getötet, Frauen und Kinder verschont. 189 bei der Verteidigung des Alamo Gefallene sind namentlich bekannt. Insgesamt könnten es jedoch bis zu 257 gewesen sein. Laut einer Tagebuchaufzeichnung von José Enrique de la Peña fielen aber nicht alle im Kampf. Einige Streiter fielen in Gefangenschaft (einschließlich Davy Crockett). Der kommandierende General wollte sie begnadigen, aber General Santa Anna befahl ihre Hinrichtung.
Mit dem Schlachtruf „Remember the Alamo!“ gewannen die Texaner unter Houston drei Wochen später die kriegsentscheidende Schlacht von San Jacinto beim heutigen Deer Park im Harris County. Texas blieb in der Folge einige Jahre unabhängige Republik und trat 1845 den USA bei. Bis heute ist der Kampf um das Alamo einer der wichtigsten und häufig stark verklärten Mythen der US-amerikanischen Geschichte, der als Symbol von „Mut und Opferbereitschaft im Namen der Freiheit“ gesehen wird. Das Museum „The Alamo“ zieht nach eigenen Angaben jährlich 2,5 Millionen Besucher an und ist damit eine der meistbesuchten Attraktionen des Landes.
Die Ereignisse um die Schlacht von Alamo wurden vielfach verfilmt. Die bekanntesten Verfilmungen sind Alamo unter der Regie von John Wayne (1960) und der Film Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende von John Lee Hancock aus dem Jahr 2004. Zu erstgenannter Fassung schrieb Dimitri Tiomkin die Filmmusik und trug mit der Ballad Of The Alamo zur Legendenbildung bei.
Um den Kampf von Alamo ranken sich viele Legenden.
Hier der Song: "The Ballad of the Alamo" in einer besonders schönen Version von Marty Robbins:
Fort Sumter ist ein Fort auf einer künstlichen Insel an der Einfahrt vom Atlantischen Ozean in die Bucht von Charleston in South Carolina. Seine historische Bedeutung erlangte das Fort als Schauplatz der ersten militärischen Auseinandersetzung des Amerikanischen Bürgerkrieges, die am 12. April 1861 ab 4:30 Uhr begann.
Das Bauwerk wurde 1829 begonnen und war 1861 fast fertiggestellt. Es ist nach Thomas Sumter (1734–1832), einem General des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, benannt. Seit dem Ende der militärischen Nutzung 1948 ist das Fort eine Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments und wird vom National Park Service verwaltet.
Lage von Fort Sumter:
Lage: South Carolina, Vereinigte Staaten Besonderheit: Fort der Küstenverteidigung und Ort der ersten Kampfhandlung im Sezessionskrieg Nächste Stadt: Charleston (South Carolina) Fläche: 0,9 km² Gründung: 12. Juli 1948 Besucher: 744.971 (2008)
Modell des Forts im Zustand von 1861
Fort Sumter vor dem Bürgerkrieg:
Nach dem Ende des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 bis 1814 wurde an der amerikanischen Atlantikküste und einigen anderen Standorten unter dem Namen Third System eine Kette von Küstenbefestigungen errichtet. Charleston war die bedeutendste Stadt South Carolinas und nach Savannah der zweitwichtigste Hafen an der südlichen Atlantikküste. Die Stadt liegt auf einer Halbinsel zwischen den Mündungen der drei Flüsse Ashley River, Cooper River und Wundo River in der nach der Stadt benannten Bucht. Diese ist durch einen Kanal zwischen zwei breiten, flachen Inseln Sullivan's Island im Nordosten und Morris Island im Südwesten mit dem Ozean verbunden. Der Kanal war zu breit, um mit der damaligen Artillerie von den Inseln aus die Einfahrt in den Hafen bestreichen und damit sperren zu können. Deshalb wurde eine Untiefe im Kanal künstlich erhöht und als Fundament für eine der Befestigungen genutzt. Dort entstand Fort Sumter. Ihr gegenüber, auf Sullivan's Island, wurde Fort Moultrie angelegt. Die Bauarbeiten für beide Forts wurden 1829 begonnen. Zum Zeitpunkt der Zerstörung im Jahr 1861 waren beide fast vollendet, Fort Moultrie war bereits von Truppen unter Major Robert Anderson bezogen. Zur Errichtung der künstlichen Insel wurden über 70.000 Tonnen Granit aus Neuengland importiert. Die äußere Form des Forts beschreibt ein unregelmäßiges Fünfeck mit Seitenlängen zwischen 51 und 58 Metern. Die Backsteinmauern waren 16 m hoch, die ursprüngliche Mauerstärke wird mit 5 Fuß (1,6 Meter) angegeben. Die Festung war darauf ausgelegt, bis zu 650 Menschen und 135 Kanonen auf drei Stockwerken zu beherbergen. Alle fünf Seiten waren mit zwei Stockwerken Kasematten ausgestattet, die mit Kanonen bestückt wurden. Auf den drei dem Land zugewandten Seiten waren die Unterkünfte, Lager, Werkstätten und sonstigen Räume in dreistöckigen Ziegelbauten untergebracht, die konstruktiv von den Kasematten getrennt waren. Im Zentrum lag der offene Paradeplatz. Während der Bauphase wurde das Fort im September 1858 kurzzeitig genutzt, um 300 schwarze Sklaven unterzubringen. Sie waren auf dem Schiff Echo aufgegriffen worden, das die in Cabinda an der Mündung des Kongo gekauften Sklaven in die Vereinigten Staaten bringen sollte. Der Handel mit afrikanischen Sklaven war in den USA seit 1808 illegal, nur noch in den Vereinigten Staaten lebende und geborene Schwarze durften als Sklaven gehalten werden. Der illegale Handel wurde als Piraterie verfolgt, Kapitän Townsend von der Echo wurde der Prozess gemacht, die Sklaven wurden in die damalige US-Kolonie Liberia deportiert und dort freigelassen.
Fort Sumter im Bürgerkrieg:
Obwohl im Zuge der Sezessionsbewegung mehrere Staaten, darunter am 20. Dezember 1860 auch South Carolina, die Union verlassen hatten, hielten den Nordstaaten treue Teile der U.S. Army weiterhin zahlreiche militärisch wichtige Positionen in den Südstaaten. Da Charleston einer der wenigen Tiefwasserhäfen im Süden der Vereinigten Staaten ist, nahm die Stadt eine entscheidende Rolle im Außenhandel ein. Sechs Tage nach dem Austritt South Carolinas aus der Union zog Major Robert Anderson auf eigene Initiative die Unionstruppen im Bereich von Charleston zusammen, und weil Fort Moultrie nicht gegen einen Angriff von der Landseite zu verteidigen war, verlegte er sie heimlich in das noch nicht fertiggestellte Fort Sumter. Monatelang forderte die Konföderation von den Unionstruppen im Fort die Kapitulation und verhinderte die Versorgung des Forts mit Lebensmitteln und anderen Vorräten. Gleichzeitig baute die Confederate States Army eine Artilleriestellung auf der südwestlichen Insel auf, um im Kriegsfall Fort Sumter von dort beschießen zu können. Im Januar 1861 wurde ein Versorgungsschiff der Union für Fort Sumter von der neuen Artilleriestellung an der Küste beschossen und musste abdrehen. Am 1. Februar konnten alle Frauen und Kinder das Fort verlassen und in die Nordstaaten ausreisen. Es blieben 75 Mann: 10 Offiziere und 65 Mannschaften. Die Lebensmittelvorräte der belagerten Unionstruppen reichten bis zum 15. April, Brennstoffe gingen schon vorher aus. Am 4. März übernahm der im November des Vorjahres gewählte Abraham Lincoln das Amt als Präsident der Vereinigten Staaten. Er versuchte zunächst zu verhandeln und die Konföderation nicht durch militärische Aktionen zur Unterstützung des belagerten Forts zu provozieren. Als bekannt wurde, dass die europäischen Staaten Großbritannien, Frankreich, Spanien und Russland überlegten, die Konföderation anzuerkennen, schlug die Stimmung um, und der Konflikt wurde unausweichlich. Der Entsatz von Fort Sumter und dem ebenfalls von der Union gehaltenen und belagerten Fort Pickens in Florida wurde im März organisiert und sollte Anfang April stattfinden. Wegen widersprüchlicher Befehle fuhr das für Fort Sumter vorgesehene Kriegsschiff nach Florida, die beiden Schlepper kamen ebenfalls nie vor Charleston an, so dass die drei unbewaffneten Frachtschiffe in der Nacht des 11. auf den 12. April alleine eintrafen und ohne Deckung nicht zum Fort vorstoßen konnten. Das Eintreffen der Versorgungsschiffe war der Anlass für die konföderierte Truppen unter General Pierre Gustave Toutant Beauregard, am 12. April 1861 um 4:30 Uhr von der passiven Belagerung zu Kampfhandlungen überzugehen. Sie eröffneten das Feuer auf Fort Sumter. Beim Bombardement aus den umliegenden Hafenbefestigungen (Fort Moultrie, dem alten Fort Johnson und der neu errichteten Stellung am Cummings Point) kamen Artilleriegeschütze und Mörser zum Einsatz. Die Belagerung dauerte 34 Stunden. Am 13. April 1861 um 14:00 Uhr ergab sich die Besatzung des Forts unter Major Anderson, nachdem ein Brand im Offiziersquartier außer Kontrolle geraten war und Gefahr bestand, dass in der Folge das Pulvermagazin explodierte. Während der gesamten Auseinandersetzung waren auf keiner Seite Tote zu beklagen. Während eines 100-Schuss-Saluts für die Unionsfahne, eine der Kapitulationsbedingungen von Major Anderson, wurde der Unionssoldat Private Daniel Hough getötet und einige weitere Unionssoldaten teils schwer verletzt, als eine der Kanonen während des Nachladens frühzeitig feuerte. Private Edward Galloway, einer der Verletzten, starb wenig später in einem Hospital in Charleston. Diese beiden Männer gelten als erste Todesopfer des Sezessionskrieges. Nach der Kapitulation der Unionstruppen wurde das Fort von konföderierten Truppen besetzt und notdürftig instandgesetzt. Im April 1863 versuchten die Unionstruppen einen Angriff auf Charleston und beschossen Fort Sumter schwer. Sie verhängten eine Seeblockade gegen die Stadt und besetzten Folly Island westlich von Morris Island. Im Juli griffen sie zweimal das improvisierte konföderierte Fort Wagner auf Morris Island an, konnten es aber nicht einnehmen. Mitte August 1863 griffen sie Fort Wagner und Fort Sumter erneut an und zerstörten beide systematisch durch Artilleriebeschuss. Am 7. September gaben die Konföderierten Fort Wagner auf. Eine Landungsoperation der Unionstruppen gegen Fort Sumter am 9. September wurde von General Beauregard abgewehrt. Erst gegen Ende des Krieges evakuierte die Armee der Südstaaten Charleston und Fort Sumter, am 17. Februar 1865 wurde die Insel von Unionstruppen unter General William Tecumseh Sherman formell in Besitz genommen. Man schätzt, dass während des Krieges Geschosse mit einem Gewicht von insgesamt sieben Millionen Pound (etwa 3175 Tonnen) auf Fort Sumter abgefeuert wurden.
Fort Sumter vor und nach dem Bombardement
Fort Sumter nach dem Bürgerkrieg:
Nach dem Krieg war Fort Sumter eine Ruine. Anfängliche Bestrebungen einer Wiederherstellung kamen bald zum Erliegen, und das Fort wurde nur teilweise instandgesetzt. Die Außenmauern wurden lediglich bis zum ersten Stockwerk aufgebaut, die Schießscharten der Kasematten nicht wieder geöffnet. Stattdessen wurde auf der Oberfläche Raum für Geschütze geschaffen, diese wurden aber nicht mehr bestückt. Als einzige Nutzung der Insel blieb der seit 1855 bestehende Leuchtturm. Erst unter dem Eindruck des Spanisch-amerikanischen Krieges vom 25. April bis 12. August 1898 wurde eine neuerliche militärische Nutzung beschlossen. Im selben Jahr wurde mit dem Bau einer massiven Betonkonstruktion namens Battery Huger als Fundament für schwere Geschütze in den historischen Ruinen des Forts begonnen, die zwar in beiden Weltkriegen stets mit Truppen und Artillerie bemannt waren, jedoch nie Schauplatz einer militärischen Auseinandersetzung wurden. Fort Sumter heute: Seit 1948 ist Fort Sumter eine Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments unter der Verwaltung des amerikanischen National Park Service. Die Betonkonstruktion Battery Huger steht noch heute inmitten des Areals und beherbergt ein Besucherzentrum mit Museum. Während des Beschusses von 1861 wurde der Fahnenmast des Forts getroffen. Soldaten richteten ihn und die Flagge der Vereinigten Staaten mit den damals 33 Sternen unter schwerem Beschuss wieder auf. Die Flagge ist erhalten und wird im Museum des Forts ausgestellt. Fort Sumter kann ausschließlich per Boot von Charleston aus besichtigt werden. Zum National Monument gehören auch ein Besucherzentrum in Charleston auf dem Festland, sowie auf Sullivans Island das Fort Moultrie und seit 2008 das Sullivan's Island Lighthouse, der dienstjüngste Leuchtturm der Vereinigten Staaten.
Die während des Bombardements gesetzte Nationalflagge Fort Sumters.
Butch Cassidy's Wild Bunch war einer der losen organisierten Outlaw Banden, die aus dem "Hole-in-the-Wall" in Wyoming während der Old West Ära in den Vereinigten Staaten opreierte. Die Gang wurde 1969 durch den Film "Butch Cassidy und Sundance Kid" wieder populär und hat ihren Namen von der ursprünglichen Wild Bunch bekommen.
Die Bande wurde von Butch Cassidy angeführt und zu der Bande gehörten seine engsten Freund Elzy Lay, Sundance Kid, Tall Texan, News Carver, Camila Hanks, Laura Bullion, Flat-Nose Curry, Kid Curry und Bob Meeks. Sie sollten die erfolgreichste Bande in der Geschichte des Zugraubes werden.
Sitzend von lins nach rechts: Harry A. Longabaugh, alias the Sundance Kid, Ben Kilpatrick, alias the Tall Texan, Robert Leroy Parker, alias Butch Cassidy; Stehend von links nach rechts: Will Carver & Harvey Logan, alias Kid Curry; Fort Worth, Texas, 1900.
Geschichte:
Die Wild Bunch Gang behauptete immer wieder versucht zu haben möglichst auf das Töten von Menschen zu verzichten und Cassidy rühmte sich sogar damit nie einen Mann getötet zu haben. Die Behauptungen der Bande waren jedoch falsch. Kid Curry, George Curry, Will Carver und andere Mitglieder der Gang töteten zahlreiche Menschen während ihrer Strafverfolgung durch die Behörden. Kid Curry allein tötete 9 Gesetzeshüter, während seiner Zugehörigkeit zur Gang und zwei weitere Zivilisten bei anderen Schießereien.Er galt als das gefürchteste Bandenmitglied. Elzy Lay tötete sogar noch zwei Gesetzeshüter nach einem Raubüberfall bei dem er verwundet wurde, bevor er verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. "Flat-Nose" George Curry tötete mindestens zwei Gesetzeshüter, bevor er selbst von Grand County Gesetzeshüter aus Utah getötet wurde.
Die Bande war auch eng mit den weiblichen Outlaws Ann Bassett und Josie Bassett - deren Ranch sich in der Nähe des Browns Park befand und die die Bande oft mit frischen Pferden und Rindfleisch versorgten - verbunden. Beide Bassett Mädchen hatten romantische Affären mit mehreren Mitgliedern der Bande und beide begleiteten die Gang gelegentlich zu einem ihrer Verstecke, genannt "Robbers Roost". Andere Rancher die in gleicher Verbindung zu der Wild Bunch standen, verhalfen der Bande zu erheblich mehr Mobilität, indem sie für Nachschub an frischen Pferden und Betriebsstoffen sorgten und ihnen gelegentlich Unterschlupf für ein oder zwei Nächte gewährten.
Um 1:00 Uhr am 2. Juni 1899 raubten Cassidy, Sundance Kid, Harvey Logan und Lay den Union Pacific Zug in der Nähe Wilcox, Wyoming aus. Sie trugen Masken aus weißen Servietten, die sie möglicherweise aus dem Harvey House Restaurant gestohlen hatten. Bei dem Überfall erbeuteten sie zwischen 30.000 und 60.000 $. Die Bande teilte sich danach auf um mit diesem Manöver ihre Verfolger abzuschütteln und viele der Bandenmitglieder flohen nach New Mexico. Am 11. Juli 1899 raubten Gangmitglieder einen Zug der Nähe von Folsom - New Mexico - ohne die Anwesenheit von Cassidy aus. Die Verfolgung durch einen Trupp geführt von Sheriff Ed Farr gipfelte in zwei Feuergefechten, bei denen Sheriff Farr und zwei seiner Deputy's getötet wurden. Gangmitglied Sam Ketchum wurde verwundet und verstarb in der Haft. Elzy Lay, einer der engsten Freunde Cassidy's und Mitbegründer der Wild Bunch Gang, wurde verwundet und gefangen genommen.
Später versammelten sich Cassidy und die anderen Mitglieder der Wild Bunch in Wyoming. Am 29. August 1900 überfielen Cassidy, Sundance Kid, Kid Curry und ein anderers nicht identifiziertes Bandenmitglied - von dem sie glaubten das er Will Carver sei - einen weiteren Zug der Union Pacific in Tipton - Wyoming. Weniger als einen Monat später - am 19. September 1900 - überfielen sie die First National Bank von Winnemucca in Nevada und stahlen 32.640 $. Durch diese und andere lukrativen Raubüberfälle erlangte die Gang schnell einen hohen Bekanntheitsgrad und einen zweifelhaften Ruhm.
Versammelter Trupp im Kampf mit der Wild Bunch im Jahr 1900
Das Ende der Wild Bunch:
Anfang 1901 zogen Cassidy, Sundance Kid und seine Freundin Etta Place nach Patagonien in Argentinien, um sich der Verfolgung der Pinkerton Detektive und anderer Gesetzeshüter zu entziehen. Im selben Jahr, am 1. April wurde Will Carver durch Gesetzeshüter verwundet und starb später im Mai iauf Grund von Komplikationen seiner Verwundung. Ben Kilpatrick wurde im Dezember 1901 in Tennessee zusammen mit Laura Bullion gefangen genommen und erhielt eine 20-jährige Gefängnisstrafe, und Laura Bullion eine fünfjährige Haftstrafe wegen Hehlerei. Kid Curry tötete zwei Gesetzeshüter in Knoxville - Tennessee, entkam der Verhaftung und reiste dann nach Montana, wo er einen Rancher tötete, der seinen Bruder Johnny ein Jahr zuvor umgebracht hatte. Er kehrte dann nach Tennessee zurück und wurde gefangen genommen, konnte aber wieder flehen. Kid Curry wurde 1904 in Colorado während einer Schießerei mit den Gesetzeshütern. Im Jahr 1908 wurden Cassidy und Sundance angeblich bei einem Schusswechsel mit der bolivianischen Kavallerie getötet.
Etta Place verschwand völlig von der Bildfläche. Zuletzt wurde sie im Jahre 1909 in San Francisco gesehen. Man vermutete das sie zu sich selbst gefunden habe und mit dem Hotelbesitzer Eunice Gray, ein Bordell in Fort Worth - Texas betrieben hat und im Jahr 1962 verstorben ist obwohl dies jüngste fotografische Beweise widerlegt haben. Elzy Lay wurde 1906 aus dem Gefängnis entlassen und nach einem kurzen Besuch auf der Bassett Ranch in Utah, zog er nach Kalifornien wo er ein angesehener Geschäftsmann wurde. Dort stirbt er dann auch im Jahr 1934. Ben Kilpatrick wurde im Jahr 1911 aus dem Gefängnis entlassen und wurde 1912 während eines Zugüberfalls in Texas getötet. Laura Bullion wurde 1905 aus dem Gefängnis entlassen, verbrachte den Rest ihres Lebens als Näherin und starb 1961 in Memphis - Tennessee als letztes Bandenmitglied von Xassedy's Wild Bunch.
Die Dalton-Brüder waren eine vierköpfige Gruppe von Banditen und zählen zu den legendären Charakteren des Wilden Westens.
Die Leichen von Bill Power, Bob Dalton, Grat Dalton und Dick Broadwell (von links) nach ihrer Erschießung am 5. Oktober 1892.
Geschichte und Werdegang:
Die Dalton-Brüder bestanden aus Bob (Robert Rennick, 1869–1892), Grat (Grattan Hanley, 1861–1892), Bill (William Marion, 1863–1894), Emmett (1871–1937) sowie Frank (?–1887), wobei letzterer nicht im engeren Sinn zu den als Dalton-Bande bekannt gewordenen Banditen zählt. Ihre Eltern waren Adeline Younger (Tante der zur James-Younger-Bande gehörigen Younger-Brüder) und Lewis Dalton aus Cass County/Missouri.
Frank Dalton wurde Marshal und starb 1887 im Dienst. Nach seinem Tode kamen Bob und Grat, welche ebenfalls eine Zeit lang als Marshals tätig waren, sowie Bill und Emmett immer mehr auf die schiefe Bahn und waren in Schießereien, Eisenbahn- und Banküberfälle verwickelt. Ferner wurden sie auch wegen Pferdediebstahls angeklagt.
Am 5. Oktober 1892 wollten Bob, Grat, Emmett sowie die zu ihrer Bande zählenden Dick Broadwell und Bill Power (Bill Dalton war zu jener Zeit im Gefängnis) in Coffeyville/Kansas gleich zwei Banken auf einmal ausrauben. Sie wurden erkannt und anschließend an der C. M. Condon & Company’s Bank von einem Aufgebot gestellt. Grat Dalton, Dick Broadwell und Bill Power kamen während der Schießerei um. Bob Dalton erlag noch am selben Tag seinen Verletzungen. Nur Emmett überlebte das Treffen. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und 1907 begnadigt.
Bill Dalton starb 1894 bei einer Schießerei. Emmett Dalton arbeitete nach seiner Entlassung unter anderem beim Film als historischer Berater. 1918 wurde seine Novelle Beyond the law verfilmt. 1931 erschien sein Buch When the Daltons rode, eine vermutlich etwas ausgeschmückte Schilderung der vergangenen Geschehnisse, welche 1940 verfilmt wurde.
Grab von Bob und Grat Dalton sowie Bill Power auf dem alten Friedhof in Coffeyville.
Daltons in den Lucky-Luke-Comics:
Comics-Lesern sind die Gebrüder Dalton als Comicfiguren aus den Lucky-Luke-Comics des französisch-belgischen Zeichners Maurice de Bévère (Morris) bekannt. Dieser ließ die „echten“ Daltons 1951 im Rahmen der Comic-Geschichte Die Gesetzlosen (Hors-la-loi) sterben. In seiner Version treten Bob, Grat, Bill (Dalton) und Emmett gemeinsam auf und kommen gemeinsam in Coffeyville um. Im späteren Lucky-Luke-Album Vetternwirtschaft (Les cousins Dalton, 1957) werden dann die fiktiven Joe, Jack, William und Averell Dalton als Vettern der historischen Daltons eingeführt, nachdem sie schon im Band Lucky Luke gegen Joss Jamon (Lucky Luke contre Joss Jamon, 1956) einen Kurzauftritt hatten.
Literatur:
Emmett Dalton: Ich ritt mit den Daltons. Ein klassischer Western-Roman. Heyne, München 1984 ISBN 3-453-20555-3.
Die James-Younger-Gang war ein Zusammenschluss von Banditen, die von 1866 bis 1881 Verbrechen verübten. Die Bande bestand aus Jesse und Frank James, sowie Jim, John, Bob und Cole Younger. Jesse, Frank, Jim und Cole waren in der „Quantrills Guerillabande“, die am 21. August 1863 mit 448 Reitern die Stadt Lawrence überfielen. Es wurden 142 Menschen bei dem Überfall getötet.
Jesse und Frank James (1872)
Aufgrund der Erfahrung der Guerillabande beging Jesse James zusammen mit neun weiteren Reitern den ersten Bankraub nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Sie betraten am 14. Februar die Stadt Liberty, in der sie wild um sich schossen. Während dieses Ablenkungsmanövers überfielen Jesse und sein Bruder Frank die Bank. Sie entkamen mit einer Summe von 70.000 Dollar. Sie hinterließen eine große Verwüstung, doch keiner der Bewohner verriet ihren Namen, obwohl die Banditen unmaskiert waren. Die James-Younger-Bande beging mehrfach Überfälle auf Banken und Züge.
Ihr Treiben wurde jedoch durch das Fassen von John und Jim Younger am 16. März 1874 gestoppt. Beim Überfall auf die First National Bank in Northfield in Minnesota am 7. September 1876 wurden die Brüder Bob, Jim und Cole Younger gefangen genommen und ein weiteres Mitglied erschossen. Sie bekamen eine Gefängnisstrafe von 25 Jahren, in der Zeit starb Bob an Tuberkulose und Jim beging nach seiner Entlassung Suizid. Die James-Brüder konnten nach dem Überfall auf die Bank von Northfield entkommen. Die Bande fand hiermit ein Ende.
Belle Starr, die eine Affäre mit Cole Younger hatte, und deren erstes Kind angeblich auch von ihm ist, ließ sich im Jahr 1880 im Indianer-Territorium am Canadian River nahe dem heutigen Ort Eufaula in Oklahoma mit ihrem Mann Sam Starr nieder. Die beiden wohnten in einer abgelegenen, schwer zugänglichen Hütte namens „Younger’s Bend“. Den Namen für die Behausung hatte Sam Starr zur Erinnerung an die James-Younger-Bande gewählt. Bald entwickelte sich „Younger’s Bend“ zu einem beliebten Schlupfwinkel für flüchtige Banditen. Dort hielt sich auch Jesse James sieben Monate lang auf.
Nachdem die Dalton-Bande beim Versuch in Coffeyville (Kansas) gleich zwei Banken zu überfallen ein jähes Ende Bill Doolin Heck Thomas fand, gründete Bill Doolin, der zu dieser Bande gehörte, aber beim letzten Überfall nicht dabei war, die Doolin-Bande.
Sie bestand aus 13 ehemaligen Cowboys. Vier Jahre lang hielt sie Oklahoma mit ihren Überfällen auf Banken und Zügen in Atem. Bei diesen Überfällen wurden aber auch eine ganze Reihe von Bandenmitgliedern erschossen. So z. B. Bill Dalton am 08. Juni 1894. Er gehörte seinerzeit zur Dalton-Bande.
Am 06. April 1895 erschoss das Bandenmitglied Red Buck Weightman den Prediger Godfrey. Daraufhin schlug Bill Doolin - der kein brutaler Killer war - Red Buck nieder und löste die Bande auf. Am 15. Januar 1896 wurde Doolin von Bill Tilghman verhaftet, konnte aber ein halbes Jahr später wieder fliehen.
Am 25. August 1896 erschoss der Deputy Marshal Heck Thomas Bill Doolin, als dieser auf dem Weg nach New Mexiko war, um dort ein neues Leben zu beginnen.
South Indiana galt während der zweiten Hälfte der 1860er Jahre nicht als der Wilde Westen, wie es für Kalifornien aufgrund der Goldvorkommen oder für Kansas durch die Entstehung vieler Cow-Towns zutraf. Doch geriet in jener Zeit die Stadt Seymour im Jackson County, Indiana nach Beendigung des Amerikanischen Bürgerkrieges in die Schlagzeilen. Hier tauchte eine Bande von Outlows auf, die den Mittelwesten terrorisierte und vermutlich den ersten Eisenbahnüberfall in der Geschichte verübte. Dieser fand am 6. Oktober 1866 statt, fast sieben Jahre, bevor die berühmtberüchtigte James-Younger-Gang ihren ersten Zug bei Adair, Iowa anhielt. Die Geschichte der Reno-Brüder ist kennzeichnend für unverschämte Taten und internationale Intrigen und nimmt ein grässliches Ende.
Seit 1813 waren die Renos in Indiana. Im genannten Jahr siedelte James Reno mit seiner Familie vom Salt River in Kentucky ins Jackson County. Dort angekommen ließen sie sich auf einer Farm bei Rockford nieder, etwas nördlich von der heutigen Stadt Seymour. 1835 heiratete Wilkinson, James Sohn, die junge Julia Ann und gründete mit ihr auf dem 1200 Morgen großen Besitz seine eigene Familie. 1837 erblickte sein ersten Sohn Frank das Licht der Welt. Es folgten 1838 John, 1843 Simeon, 1847 Clinton, 1448 William und schließlich 1851 die Tochter Laura. Als Jugendliche lehnten die älteren Reno-Brüder die Schule ab, nahmen ihren Eltern ihre strenge religiöse Erziehung krumm, weil sie es für langweilig hielten, sich an Sonntagen stundenlang mit der Bibel zu beschäftigen. In John Renos Autobiografie aus dem Jahre 1879 ist zu entnehmen, dass er und sein älterer Bruder Frank es lieber vorzogen, Reisenden, die an ihrer Farm vorbeikamen, beim Kartenspiel abzuzocken. Ein recht früher Beginn ihrer kriminellen Karriere. Im Alter von 11 Jahren verließ John das elterliche Anwesen, stahl ein Pferd, ritt nach Louisville, Kentucky und weiter nach New Orleans. Ein Jahr später kam er zurück auf die Farm, veruntreute etwas Geld seiner Eltern und verließ die Farm erneut für unbestimmte Zeit.
Anfang 1851 begann eine Reihe mysteriöser Feuer in Rockford auszubrechen. Geschäfte und Wohnhäuser standen nachts und sogar am helllichten Tag in Flammen. In einem Zeitraum von 7 Jahren wurde fast die gesamte Stadt niedergebrannt, immer wieder aufgebaut. Doch der oder die Brandstifter gaben keine Ruhe. Niemand deckte die wahre Identität der Brandstifter auf. Einem Gerücht zufolge sollten die Renos hinter den Brandanschlägen stecken. Wahrscheinlicher liegen die Brandschatzungen darin begründet, dass Spekulanten billig an Grund und Boden kommen wollten. So konnte zum Beispiel im Jahr 1852 Meedy W. Shields, Grundbesitzer und Aufsichtsratsmitglied der neugegründeten Ohio & Mississippi Railroad Eastern Division erfolgreich den Eisenbahningenieur John Seymour davon überzeugen, die Strecke entlang des White River und damit an seinen Landbesitz zu führen. Im Gegenzug sicherte Captain Shields zu, dass die neu gebaute Stadt nach dem Ingenieur benannt und sich die Ost-West-Strecke mit der Jeffersonville, Madison and Indianapolis Railroad in der Stadt kreuzen würde. Damit die Züge auch tatsächlich in Seymour halten, schrieb Meedy W. Shields eine Gesetzesvorlage, in der er forderte, dies aus Sicherheitsgründen zu tun.
Der Reno-Clan war zu jener Zeit wohlhabend, hatte genügend Geld und Eigentum, um die Familie zusammenhalten zu können. Doch im Jahr 1858 trennten sich Julia und Wilkinson. John Reno gab in seiner Autobiografie als Grund für die Trennung seiner Eltern sein kriminelles Verhalten an. Ob dies so war, kann nicht nachvollzogen werden. Julia blieb mit Simeon und Laura auf der Farm. Zehn Jahre später starb Julia Anfang September und vererbte ihr Vermögen Clinton und Laura. William lebte bis 1877. Kurz nach dem Beginn des Bürgerkrieges traten Frank Reno und sein Freund Frank Sparks den Jackson County Freiwilligen bei. Der Älteste der Renos wurde im August 1861 ehrenhaft ausgemustert. John Reno schrieb sich im Juni 1861 bei den Indianapolis Grays ein, verließ jedoch diese vor Ablauf seiner Freiwilligenzeit und durchstreifte lieber die Gegend. Am Grab von William Reno auf dem alten Stadtfriedhof von Seymour befindet sich eine Markierung, dass er als Soldat in der K-Kompanie des 140. Indiana-Regiments diente. Frank und John – möglicherweise auch Simeon – entdeckten in den Zeiten des Bürgerkrieges eine Möglichkeit, an schnelles Geld zu kommen. Wohlhabende Wehrdienstpflichtige, die ihre Einberufung vermeiden wollten, konnten jemand anderes benennen, um ihren Platz einzunehmen. Die Renobrüder kassierten die Prämien, ließen sich registrieren, um später ihre Einheiten zu verlassen. Dieser Prozess wiederholte sich mehrmals. Damit alles nicht aufflog, trugen sie sich immer unter einem anderen Namen ein. Das ehemals lukrative Geschäft flaute nach und nach ab, sodass John und Frank Reno im Jahre 1864 nach Rockford zurückkehrten. Dort bildeten sie unter Führung von Frank eine kriminelle Vereinigung von Fälschern, Dieben und Räubern, die in den kommenden Jahren für Schlagzeilen sorgte.
Eine Verbrecherkarriere nimmt ihren Lauf:
Der zweitjüngste Bruder Clinton und seine Schwester Laura hatten mit den illegalen Aktivitäten ihrer Geschwister nichts am Hut. Honest Clint, wie Clinton genannt wurde, blieb in Jackson County, während die Reno-Gang ihr Unwesen trieb. Aufzeichnungen besagen, dass Clinton im Februar 1880 angeklagt worden sei, an einem Überfall beteiligt gewesen zu sein, doch stellte sich heraus, dass die Anschuldigungen ihm gegenüber sich für haltlos erwiesen. Laura kam zu keiner Zeit mit dem Gesetz in Konflikt, jedoch bekümmerte sie sich um ihre Brüder. Die Renos und ihre Verbündeten wählten ein ausgebranntes Gebäude von Rockford, welches hinter dichtem Gestrüpp entlang des White River nördlich der Stadt lag, als Versteck. Ende 1864 raubten Frank und zwei Gang-Mitglieder – Grant Wilson und Dixon – die Post und Gilbert’s Store in der Nähe von Jonesville aus und wurden kurz darauf von US-Marshals festgenommen. Sie wurden angeklagt und wieder freigelassen.
Die Dinge nahmen ihren Lauf. Im Jahr 1865 mehrten sich im Jackson County Raubüberfälle, so unter anderem auf die Postämter in Dudleytown und Seymour, zusammen mit mehreren Einbrüchen in Geschäfte. Wilson, der nach den Raubüberfällen in Jonesville verhaftet wurde, wandte sich als Kronzeuge gegen Frank Reno. Aber er wurde ermordet, bevor er seine Aussagen vor Gericht machen konnte, und Frank wurde später aufgrund des Mangels an Beweisen freigesprochen. Das Rader House, ein Hotel in Seymour, wurde zum Zufluchtsort für die Reno-Brüder und ihre Gefolgsleute. Zu dieser Zeit mussten viele Reisende, welche im Hotel übernachteten, feststellen, dass in ihre Zimmer eingebrochen wurde. Die Ausgabe der Seymour Times vom 27. Juli 1865 brachte eine Warnung an Besucher der Region heraus, »vorsichtig zu sein, da Diebe und Mörder den Ort heimsuchen.« Am 3. August verfasste die gleiche Zeitung einen Leserbrief, in welchem die Gesetzlosigkeit in Jackson County verurteilt und die Bildung von Bürgerwehren zur Wiederherstellung der Ordnung gefordert wurde. »Nichts außer ein Lynchgesetz wird den Ruf des Ortes und seiner Bürger retten«, erklärte der Redakteur Dr. J.R. Monroe.
Das Jahr 1866 begann mit der Ermordung eines Rader House Gastes, dessen enthauptete Leiche im White River gefunden wurde. Das Postamt in Cortland wurde am 11. Januar ausgeraubt, weitere Morde im Februar und Juli folgten.
In den Monaten nach dem Bürgerkrieg entwickelte sich das südliche Indiana zu einer Brutstätte für die Copperheads, eine Gruppierung von Sympathisanten, die den Wiederaufbau des Südens unterstützten. Am 9. Oktober fanden Landtagswahlen statt. Die Wut auf die Reno-Gang wurde durch den Hass auf die Copperheads ersetzt. Grund dafür war die Tatsache, dass sich die Copperheads durch Wähler aus dem nahegelegenen Kentucky helfen ließen, um eine pro-süd-gerichtete Gesetzgebung erreichen zu können. Diese Zeit nutzten die Renos für neue Überfälle aus. Ihr nächster Schlag sollte in die Geschichte Amerikas als erster Eisenbahnraub in Friedenszeiten eingehen. Sicherlich wird an dieser Stelle der ein oder andere Westernfreak anmerken, dass es am 5. Mai 1865 einen Überfall auf die Ohio & Mississippi Railroad bei North Bend, Ohio gab, ca. einen Monat später, nachdem General Robert E. Lee bei Appomattox Court House vor den Truppen der Nordstaaten unter Generalleutnant Ulysses S. Grant kapitulierte und Historiker den 9. April 1865 als offizielles Ende des amerikanischen Bürgerkrieges bezeichnen. Wer tatsächlich für den Überfall verantwortlich war, konnte jedoch nie ermittelt werden. In der Regel wird den Reno-Brüdern der Beginn der Eisenbahnraub-Ära zugeschrieben, die von Jesse und Frank James und später von Butch Cassidy und Sundance Kid fortgeführt wurde.
Der erste Eisenbahnraub in der Geschichte Amerikas:
Um 18:30 Uhr des 6. Oktober 1866 verließ ein Zug der Ohio & Mississippi Railroad Eastern Division das Depot bei Seymour und fuhr langsam Richtung Osten aus der Stadt heraus. Im Zug befanden sich John und Sim Reno sowie Frank Sparks. Als der Zug einige Meilen zurückgelegt hatte, verließ das Trio den Eisenbahnwagen, in welchem sie sich befanden, begab sich zum Wagen der Adams Express Company und drang mit Gewalt in diesen ein. Mit gezogenen Revolvern zwangen die drei maskierten Männer den Postboten Elam Miller zur Herausgabe seines Safeschlüssels. Die Banditen öffneten den Depotsafe, welcher Pakete enthielt, die unterwegs an den Stationen aufgegeben wurden. Unter anderem waren Gerichtsakten des Jackson County sowie drei Segeltuchtaschen im Wert von einem Dollar pro Stück darunter. Die Aufmerksamkeit des Banditentrios richtete sich jedoch auf einen kleinen verschlossenen Tresor. Nach Angaben des Postenboten befanden sich darin zehntausend Dollar in Goldmünzen und 33 Dollar in Banknoten. Sie versuchten, den Tresor zu öffnen, was ihnen jedoch nicht gelang. Der erschrockene Bote sagte den Outlaws, dass auch er nicht imstande war, diesen zu öffnen. Daraufhin schlugen die Banditen den Postboten nieder und schoben den Tresor zur Tür des Postwagens. Einer des Gangstertrios signalisierte dem Lokführer, damit dieser den Zug anhalten sollte. Während der Zug seine Fahrt verlangsamte, schoben John, Sim und Frank den Tresor aus dem Wagen und sprangen vom Zug. John Reno rief dem Lokführer zu, dass alles in Ordnung sei und er wieder Fahrt aufnehmen solle. Die drei Männer liefen zu der Stelle, an welcher der Tresor lag. Dort warteten bereits Frank und William Reno mit den Pferden.
Zufällig war ein O&M-Route-Agent an Bord des Zuges und wurde durch den Postboten über den Raub informiert. Der Agent stoppte den Zug und veranlasste, dass dieser zurück nach Seymour fuhr. Dort angekommen wurden alle Reisenden aufgefordert, den Zug zu verlassen, damit die zuständigen Behörden mit ihren Ermittlungen beginnen konnten. George Kinney, einer der Passagiere, war Zeuge des Raubüberfalls in jener verhängnisvollen Nacht und sagte gegenüber den Polizeibeamten aus, dass er mindestens zwei der Banditen identifizieren könnte und es sich dabei um Mitglieder der Reno-Bande handelt. Da die Renos bis dato der Adams Express Company unbekannt waren, wurde die Pinkerton Detective Agency mit Sitz in Chicago in die Ermittlungen einbezogen. Allan Pinkerton übernahm persönlich den Fall und bezog in einem Saloon unweit des Rader House Quartier. Am 11. Oktober 1866 verhafteten Polizeibeamte von Seymour John und Sim Reno sowie Frank Sparks. Sie wurden angeklagt, den Zugüberfall begangen zu haben. Nach Zahlung einer Kaution wurden die drei jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Kurze Zeit später wurde George Kinney erschossen, als jemand spät in der Nacht an seiner Zimmertür klopfte und Kinney die Tür öffnete. Die ermittelnden Beamten mussten feststellen, dass aufgrund dieser Tatsache eine Anklage gegen die Outlaws vor Gericht nicht haltbar wäre und die Vorwürfe gegen die Reno-Bande zurückgewiesen würden.
Die neue Methode der Reno-Brüder und ihrer Bandenmitglieder, Züge zu überfallen, wurde im Westen sehr schnell populär. Viele Banditen, die vorher nur Banken und Postkutschen überfielen, stellten fest, dass die transkontinentalen und regionalen Eisenbahnen attraktive und gewinnbringende Ziele darstellten. Die Wirtschaft boomte, die Züge transportierten häufig große Mengen an Bargeld, Edelmetalle und kostbare Edelsteine. Die Weite des Wilden Westens kam zahlreichen Outlaws entgegen, sich entsprechende Gebiete auszusuchen, um die Überfälle durchführen und sich vor den Hütern des Gesetzes verstecken zu können. Einige von ihnen wie zum Beispiel die Butch Cassidy’s Wild Bunch machten Eisenbahnüberfälle zu ihrer kriminellen Spezialität. Die Eisenbahngesellschaften erkannten jedoch im Zuge der Zeit die Schwachstellen im Transport von Bargeld und Edelmetallen, deponierten die wertvolle Fracht in schwer zugänglichen Safes und ließen diese durch bewaffnete Wachen schützen. Es wurden spezielle Frachtwaggons entwickelt, in denen sich nicht nur die Tresore und die Wachmannschaft befanden, sondern auch die Pferde der Wachposten. Im Falle eines Überfalls konnte unmittelbar eine Verfolgung der Banditen aufgenommen werden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Zugraub im zunehmenden Maße zu einem schwierigen und gefährlichen Beruf.
Die Raubüberfälle gehen weiter:
Das Jahr 1866 war fast vorüber, als drei Männer am 29. Dezember Marian Cutlor, der allein in einem Ort bei Clearspring im westlichen Teil des Jackson County wohnte, überfielen und töteten. John Brooks, Jack Eastin und John Talley wurden festgenommen, für das abscheuliche Verbrechen angeklagt und zum County Jail in Brownstone überführt. Brooks gab später zu, dass er und Talley die Mörder waren. Dieses Verbrechen, die Freilassung der Reno-Gang nach ihrem durchgeführten Zugraub und die scheinbare Unfähigkeit einiger Richter lieferten den Jackson County Bewohnern genügend Argumente, um sich Luft zu machen. In der Nacht vom 30. März 1867 trat ein Ereignis ein, welches für die Zukunft des County von weitreichender Bedeutung sein sollte. Auf einer Lichtung, ungefähr eine Meile östlich von Brownstown, versammelten sich 250 bis 300 Männer und beratschlagten darüber, was unternommen werden konnte, damit die Mörder von Marian Cutlor nie wieder auf freien Fuß gesetzt werden konnten. Sie organisierten eine Bürgerwehr, ritten in Zweierkolonne nach Brownstown und hielten vor dem County Jail. Einige Männer saßen ab und zerschlugen die Gefängnistür mit Vorschlaghämmern. Danach hetzte eine große Gruppe in das Gefängnis. Der Pöbel schleppte Brooks und Talley zu einem großen Baum vor dem Gerichtsgebäude und hängte sie an einem starken Ast auf. Das Lynchgesetz war ins Jackson County gekommen.
Am 28. September 1867 wurde ein weiterer O&M-Zug fast an der gleichen Stelle wie der erste Eisenbahnraub gestoppt. Für diesen Überfall bei Seymour wurden zunächst die Reno-Brüder verantwortlich gemacht, später jedoch den zwei ortsansässigen Männern Walker Hammond und Michael Colleran zugeschrieben. Sie führten den bewaffneten Raubüberfall ohne große Schwierigkeiten durch und konnten sich mit 8.000 Dollar absetzen. Für die Renos schien die Nachäfferei nicht das Problem zu sein. Hammond hatte anscheinend ein Auge auf Lettie Neyland geworfen, von der John Reno behauptete, dass sie sein Mädchen war. Der hitzige Reno machte Hammond in Seymour ausfindig, der versuchte, die Frau davon zu überzeugen, mit ihm gemeinsam die Gegend zu verlassen. Geld spielte dabei für Walker keine Rolle – er hatte ja genügend davon. Reno schlug Hammond zusammen, brachte ihn zum Sheriff und teilte dem Officer mit, dass Hammond vor Kurzem den Adams Express Waggon ausgeraubt hatte. Im Februar 1868 wurden Hammond und Colleran, ein ehemaliger O&M-Zeitungsverkäufer, für diesen Raub angeklagt.
gegründete Jackson County Vigilance Committee, auch bekannt als The Scarlet Mask Society aufgrund ihrer langen roten Bandanas, aufs Neue und forderte den Sheriff, die Gefangenen herauszugeben. Doch dieser ging auf die Forderung nicht ein. Stattdessen wurden beide Zugräuber später in das Indiana State Prison bei Jeffersonville überführt. Colleran bekam 5 Jahre und Hammond 6 Jahre Gefängnis als Strafe für ihren Überfall. Frank und John Reno entschieden, dass es sicherer sein würde, aus gegebenen Umständen ihre folgenden Beutezüge nicht im Jackson County durchzuführen. Sie gingen nach Missouri. Am 17. November 1864 überfielen einige Bandenmitglieder das Büro des Schatzmeisters im Daviess County Courthouse in Gallatin, Missouri, und machten sich mit ca. 23.618 Dollar Bargeld und Schuldscheinen aus dem Staub. John Reno wurde als einer der Räuber identifiziert, und die Pinkertons folgten der heißen Spur. Am 4. Dezember, als John zum Seymour-Bahnhof ging, sprang ein halbes Dutzend Pinkerton-Männer aus einem Zug und nahmen ihn mithilfe des Daviess County Sheriffs fest. Jedoch stand am 19. Dezember im Nordmissourian, dass John Reno vom Captain Ballinger and Woodruff des Daviess County in Indianapolis festgenommen wurde. Auf jeden Fall war eindeutig klar, dass er den Überfall in Gallatin plante und aus diesem Grund vor Gericht stand. Er bekannte sich am 18. Januar 1868 für schuldig – Lynchpöbel hatte sich vor dem Gerichtsgebäude versammelt. John Reno wurde zu 25 Jahren verurteilt und kam ins Missouri State Penitentiary in Jefferson City. John war Führer und Hirn der Reno-Gang. Sein älterer Bruder Frank und die anderen machten ohne ihn weiter. John wurde im Februar 1878 aus dem Gefängnis entlassen und kehrte nach Seymour zurück. Dort angekommen stellte er fest, dass seine kriminellen Brüder tot waren. Sieben Jahre später wurde er für gefälschte Rechnungen zu drei Jahren Haft im Indiana State Prison in Michigan City verurteilt. John Reno starb am 31. Januar 1895 in seinem Haus in Seymour.
Nachdem John im Jahr 1868 verurteilt wurde, kontrollierte von diesem Zeitpunkt an Frank Reno die Gruppe. Für ihn war klar, dass es sicherer sein würde, wenn er mit seinen Jungs die Gegend für eine gewisse Zeit mied, und brach mit der Gang nach Iowa auf. Am 18. Februar 1868 erleichterte die Bande Harrison County Treasury Office in Magnolia um mindestens 14.000 Dollar. In den folgenden Wochen plünderten Frank und seine Leute Tresore von Firmen im Louisa County und Mills County Fiskussafes und stahlen insgesamt 18.000 Dollar. Ende März beraubten sie die Howard County Treasury um 18.000 Dollar. Nach diesem Überfall versteckten sich Frank Reno, Albert Perkins und Miles Ogle im Haus des ehemaligen Geächteten Michael Rogers in Council Bluffs, Iowa. Pinkertons Leute folgten die Gruppe dorthin. Allan Pinkertons Bruder William führte einen Überfall auf dem Haus. Die Detektive stellten ungefähr 14.000 Dollar als Beweismittel sicher und nahmen das Quartett fest. Die Geächteten hatten auf die Schnelle versucht, das Geld in einem Ofen zu verbrennen. Nachdem Frank Reno und seine Kumpane vorübergehend im Sidney Jail einsaßen, gelang ihnen am 1. April 1868 die Flucht, indem sie ein Loch in die Zellenwand brachen. Über diesem stand mit Kreide geschrieben: April Fool (Aprilscherz). Kurz darauf kehrte Frank nach Seymour zurück und plante etwas Neues, Größeres.
Zwei Überfälle – Ein Erfolg:
Am 22. Mai 1886 überfiel die Reno-Bande dieses Mal in Marshfield, Indiana, circa 17 Meilen südlich von Seymor einen Zug. Die Ausgabe des New Albany Ledger vom 23 Mai berichtete: »Der letzte Nachtzug der Jefferson, Madison & Indianapolis Railroad verließ Jeffersonville, Indiana, um 21:30 Uhr und fuhr in nördliche Richtung. Um 23:00 Uhr hielt der Zug in Marshfield, um Wasser und Holz aufzunehmen. Der Lokführer und der Heizer sahen, wie eine Gruppe von 12 Männern aus der Dunkelheit des dicht bewaldeten und sumpfigen Gebietes hervorkamen. Das Eisenbahnpersonal wurde schnell überwältigt, die Lok und der Adams Express Waggon vom Rest des Zuges abgekoppelt und damit unter Volldampf in Richtung Seymour gefahren. Vier der Banditen drangen in den Expresswagen ein. Der Kurierbote, welcher sich im Waggon befand, feuerte einige Schüsse aus seiner Pistole auf die Männer ab, welche jedoch wirkungslos blieben. Die Banditen überwältigten ihn und warfen den Boten aus dem Waggon. Am nächsten Morgen wurde er halb tot auf dem Eisenbahndamm gefunden …« Die Outlaws nahmen sich viel Zeit, um den Tresor zu öffnen. In ihm fanden sie geschätzte 96.000 Dollar in Staatsanleihen und Bargeld. Mit dem Zug fuhren sie ungefähr 6 Meilen südlich von Seymour bis zum Muscatatuck River, wo am Flussufer der Rest der Bande bereits mit Pferden wartete. Die Beute wurde geteilt sowie beschlossen, sich zu verstecken. Frank Reno, Charlie Anderson, Albert Perkins, Michael Rogers und Miles Ogle gingen nach Windsor, Canada. Sim Reno and William Reno hingegen verschlug es nach Indianapolis, da sie ihrer Spielsucht nachgehen wollten.
Nicht alle Mitglieder der Reno-Gang waren an diesem Überfall beteiligt. John Moore, Henry Jerrell, Frank Sparks, Val Elliott, Charlie Roseberry und Theodore Clifton überfielen am 10. Juli 1868 einen O&M-Zug in der Nähe von Brownstown. Der ehemalige Lokführer Moore traf mit dem aus seiner aktiven Zeit bei der O&M bekannten James Flanders, ebenfalls ein Lokführer, eine Vereinbarung, dass dieser ihn beim Überfall unterstützen solle und dafür einen Anteil an der Beute bekommen würde.
Als in den frühen Morgenstunden der O&M-Zug aus Richtung Brownstown kommend einen ungeplanten Halt machte, um Wasser aufzunehmen, überfielen 5 Outlaws den Zug. Ungefähr 1,5 Meilen östlich von Brownstown wechselten Moore und Flanders wie abgesprochen die Plätze, Moore koppelte die Lok und den Adams Express Waggon ab. Moore, Jerrell, Sparks, Elliott and Roseberry drangen in den Expresswagen ein. Ihnen war jedoch nicht bekannt, dass Flanders seine Vorgesetzten und der Detektei Pinkerton über das Abkommen mit Moore informierte. Eine wilde Schießerei folgte im Inneren des Waggons, bei der alle Eindringlinge außer Roseberry verwundet wurden. Sie sprangen aus dem Zug und eilten zu Clifton, der mit den Pferden auf sie wartete. Elliott konnte dem schnellen Galopp seiner Kumpanen aufgrund seiner Verletzung nicht folgen und wurde festgenommen. Im Gefängnis stellte er den Pinkerton-Leuten Informationen zur Verfügung, die sie zu seinen Partnern führen würden. Am nächsten Tag ergriffen die Lawmen Clifton und Roseberry in der Nähe von Rockford und brachten sie in das Gefängnis von Seymour. In der Nacht vom 20. Juli 1868 überführte man die drei Banditen in Begleitung von Beamten in das County Jail nach Brownstown per Eisenbahn. Ein Mann, der eine rote Laterne hin und her schwenkte, stoppte den Zug ungefähr drei Meilen westlich von Seymour. Als dieser anhielt, war er binnen kürzester Zeit von einer großen Menschenmenge mit roten Masken umstellt. Mitglieder des Jackson County Vigilance Committee überrumpelten die Bewacher, ergriffen die Gefangenen und hängten sie an einem starken Ast einer nahegelegenen Buche auf.
Nachdem ihre drei Kumpanen gelyncht worden waren, verfolgten die Behörden Jerrell, Moore und Sparks bis nach Coles County, wo die drei gefangen genommen wurden. Auch sie sollten mit dem Zug nach Seymour gebracht werden, doch die Pinkertons hatten Angst davor, dass das gleiche Schicksal den Gefangenen ereilen würde wie den anderen zuvor, und entschieden, die Gefangenen mit einem Lastwagen zu überführen. Als der Lastwagen an die gleiche Überfahrt kam, an welcher der O&M-Zug gestoppt worden war, näherte sich ihm eine Gruppe mit langen roten Bandanas. Alle drei Outlaws vermuteten, dass sie der Judge Lynch zum Opfer fallen würden. Auch sie hängte man an der großen Buche auf. Die Bemühungen der Pinkerton-Leute, dieses zu verhindern, schlugen fehl. Seit diesem Tag ist diese Stelle als Hangman’s Crossing bekannt geworden. Die zwei Lynch-Aktionen zeigten auf, dass kein Bedarf an Verhandlungen bestand, damit die Zugräuber nicht zu leicht davonkamen. Einige Leute schlugen vor, dass Allan Pinkerton sich für das Lynchen einsetzen solle. Ob er dies tat oder nicht, ist nicht überliefert. Er wusste jedoch, dass seine Arbeit noch nicht erledigt worden war. Die Renos mussten bestraft werden.
Das Ende der Renos:
Am 27. Juli verkündete die Pinkerton Agentur, dass sie William und Sim Reno in ihrem Versteck in Indianapolis gefunden und festgenommen hatten. Die zwei Renos wurden zu einer ersten Vernehmung nach Lexington im Scott County, Indiana, gebracht. Da sich der Druck zur Herausgabe der zwei Reno-Brüder auf Gouverneur Conrad Baker erhöhte sowie Laura Reno um Schutz für ihre Brüder gegen den aufgebrachten Pöbel beim Gouverneur bat, wurden Sim und William in das 30 Meilen entfernte modernere Gefängnis in New Albany, Floyd County, Indiana, überführt. Unterdessen wurden Frank Reno, Charlie Anderson und Albert Perkins durch die Pinkertons in Windsor, eine raue kanadische Grenzstadt, aufgespürt. Pinkertonmitarbeiter identifizierten einen Saloon als Gruppentreffpunkt und bewegten schließlich die Polizei in Windsor dazu, um die drei Flüchtlinge Anfang August 1868 festzunehmen. Da die Auslieferungspapiere nicht rechtzeitig ausgestellt werden konnten, mussten die Männer wieder auf freien Fuß gesetzt werden; doch Reno und Anderson wurden am 8. August erneut in Kanada festgenommen. Allan Pinkerton und die Behörden in Indiana versuchten, eine Auslieferung der beiden zu erwirken, und ein internationales Drama folgte. Pinkerton schickte an den US-Staatssekretär William Seward, welchen er aus seinen Bürgerkriegstagen kannte, einen formellen Brief, Haftbefehle und Beschreibungen der Festgenommenen. Ein reger Austausch zum Sachverhalt folgte daraufhin zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien. Als ersichtlich wurde, dass Viscount Monck, kanadischer Generalgouverneur, bereit war, nachzugeben und die zwei Outlaws auszuliefern, verlangte der Queen’s Council in einem Brief die Versicherung vom US-Präsidenten Andrew Johnson, dass die zwei Bandenmitglieder ausreichenden Schutz vor der Indiana-Lynchjustiz erhalten würden. Schließlich wurden im Oktober 1868 Frank Reno und Charlie Anderson unter dem Schutz von Allan Pinkerton ausgeliefert.
Pinkerton brachte seine Gefangenen mit einem Dampfer nach Cleveland. Von dort nahmen sie einen Zug nach Cincinnati und weiter ging es per Dampfer nach Louisville, Kentucky. Als Nächstes wurden Reno und Anderson wurden am 29. Oktober über den Ohio River nach New Albany gebracht. Floyd County Sheriff Thomas J. Fullenlove übernahm den Schutz des Duos und brachte sie im Gefängnis, in welchem sich bereits Sim und William befanden, unter. Jeder von ihnen saß in einer Einzelzelle im bis dato modernsten und sichersten Gefängnis. Es galt abzuwarten, ob der Pöbel es wagen würde, das Gefängnis anzugreifen, um den inhaftierten Bandenmitgliedern der Reno-Gang habhaft zu werden. »Wir glauben nicht, dass es eine mögliche Gefahr vonseiten des Jackson County Vigilance Committees gibt«, sagte Sheriff Fullenlove. »Sollte es dennoch dazu kommen, werden wir ihnen einen heißen Empfang bereiten.
In der Nacht des 11. Dezember 1868 jedoch begannen Mitglieder des Jackson County Vigilance Committees eine Aktion. Ein Zug der Jefferson, Madison & Indianapolis Railroad tuckerte ohne zu pfeifen und ohne Licht aus dem Seymour-Depot. Der Zug transportierte eine große Gruppe von Mitglieder der Bürgerwehr nach Jeffersonville und kam dort kurz nach Mitternacht an. Dort wurde ein weiterer Zug geordert, welcher sie am 12. Dezember gegen 03:00 Uhr zur Pearl Street Station in New Albany brachte. Ungefähr 100 der maskierten Männer bildeten eine Reihe und zogen mit Revolvern und Knüppeln bewaffnet zum Gefängnis. Ein Mann schrie dabei die Worte Salus Populi Suprema Lex (Das Heil des Volkes sei das höchste Gesetz!). Am Gefängnis angekommen, klopfte der Anführer leise an die Eingangstür. Gefängnisaufseher Luther Whitten öffnete und wurde schnell vom Pöbel überwältigt. Whitten schaffte es noch, die Alarmglocke zu schlagen und somit Sheriff Fullenlove, welcher im Nebenraum schlief, zu wecken. Fullenlove versuchte, Whitten zu helfen, doch wurde er durch einen Maskierten in den Arm geschossen. Zwei weitere Floyd County-Beamte, welche auch die Nacht im Gefängnis verbrachten, wurden gemeinsam mit dem Sheriff und seiner Frau in Gewahrsam genommen. Fullenlove lehnte es ab, die Schlüssel zu den Zellen herauszugeben. Nach einer gründlichen Suche fand ein maskierter Mann die Schlüssel in der Schublade des Waschtisches.
Die Vigilantes eilten zur Eisentür, die zu den Gefängniszellen führte, und trafen dort auf einen weiteren Gefängnisaufseher, Thomas Matthews. Nachdem die maskierten Männer damit drohten, ihn mit den Gefangenen zu hängen, öffnete Matthews die Tür. Eine Zellentür nach der anderen wurde geöffnet und die erschrockenen Gefangenen herausgezerrt. Frank Reno stand als Erster auf der Todesliste. Eine Schlinge wurde um seinen Hals gelegt, das andere Ende des Seiles an eine Eisensäule des Treppengeländers befestigt. Der älteste der Reno-Brüder wurde dann vom Treppenpodest in die Tiefe gestoßen. William, der jüngste der Brüder, folgte und wurde neben Frank aufgehängt. Als Mitglieder der Bürgerwehr in die Zelle von Sim Reno eindrangen, wehrte sich dieser wütend; aber sie überwältigten ihn und hängten Sim in der Südwestecke des Gefängnisses auf. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis der Tod eintrat. Als Letzter kam Charlie Anderson dran, der zweimal gehängt werden musste, da das erste Seil riss. Die grausame Aktion verlief sehr schnell. Die Männer der Bürgerwehr verließen das Gefängnis gegen 05:00 Uhr und nahmen einen der Beamten als Geisel mit. Sie bestiegen den Zug an der State Street und fuhren über Jeffersonville nach Seymour zurück. Die Leichen der drei Reno-Brüder wurden zu ihrer Schwester Laura und Frank Renos Witwe Sarah gebracht und in Seymour begraben.
Die schwärzesten Tage in der Geschichte von South Indiana fanden so ein Ende. Was den schlechten Ruf der Reno-Brüder Frank, John, Simeon und William betrifft – dieser wurde später von den James-Brüdern und anderen überschattet. Aber die Renos haben ihr Zeichen in der Outlaw- und Eisenbahngeschichte Amerikas gesetzt.
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Am 26. Mai 1863 entdeckte man eine Goldader im Alder Gulch in Montana und schon bald hatte sich der Goldfund herumgesprochen und es kam schnell zu neuen Siedlungen von Goldgräbern. Die Goldsucher arbeiteten hart, aber wie immer wenn Goldgräberstädte aus dem Boden sprossen wurden auch die Verbrecher magisch angezogen. Hier kam es zum ersten Mal zu einer Form organisierter Kriminalität.
Der Anführer der Plummerbande, die auch Alder Gulch Bande genannt wurde war Henry Plummer. Er war ein Schwerverbrecher, schon zweimal wegen Mordes verhaftet worden war. Beim ersten Mal wurde er nach neun Jahren entlassen und beim zweiten Mal konnte er fliehen.
Die Alder Gulch bei Virginia und Nevada City
Viele seiner ehemaligen Zellengenossen waren ebenfalls in Bannack, in der Nähe von Alder Gulch als er dort ankam. Sie waren zwar alle Kriminelle, aber es gab keinen singenden Draht und die Orte waren weit voneinander entfernt. So sprachen sich ihre Vorstrafen nicht so schnell herum. Deshalb führten sie ein Leben als ganz "normale" Bürger. Einem von ihnen, Cyrus Skinner, gehörte beispielsweise der Saloon.
Die Stadt Bannack in Montana
Die Stadt brauchte einen neuen Sheriff. Es gab aber kaum Bewerber, denn das einzige Interesse der Bürger war das Gold. Außerdem besaß Henry Plummer Charisma und konnte sich zum Schein durchaus gut benehmen. Also wählte man ihn zum Sheriff von Beaverhead County. Die Deputys, die er ernannte, waren beides ehemalige Zellengenossen von Plummer. Dann gründete er eine Bande, die sich paradoxerweise als "The Innocents" (die Unschuldigen) betitelte. Sie kontrollierten und beeinflussten die Saloons, Bordelle und Claims. Wie gesagt besaß Plummer gute Umgangsformen und Charisma. Dadurch gelang es ihm die einflussreichen Bürger für die Truppe, die militärisch geführt wurde (es gab z. B. Offiziere und Unteroffiziere, das eine waren Kuriere das andere Spitzel) einzunehmen. Eine Ausnahme blieb hierbei die Freimaurerloge, die ihn trotz aller Bemühungen nicht aufnahm.
Plummer organisierte vom Sheriffbüro aus die Überfälle auf Postkutschen und Goldtransporte, die seine Bande verübte indem er sich Informationen über Goldfunde und Transporte beschaffte und dann seine "Road Agents" für die Überfälle, bei denen über 100 Menschen starben, zu instruieren. Mögliche Zeugen, die vielleicht auch ausgesagt hätten, wurden vorsichtshalber ermordet. So ahnte niemand wer er wirklich war und das nächste Bundesgefängnis war 640 km weit entfernt.
Schließlich kam man ihm aber doch drauf. Es bildete sich eine Vigilantentruppe um John Xaver Beidler. Am 21. Dezember, dem Tag an dem ein Mörder namens George Ives (einem Bandenmitglied) gehängt worden war, wurde sie von 25 Bürgern gegündet. Bei der Suche nach weiteren Mitgliedern der Bande fanden sie in einem Brief einen Hinweis darauf, dass Henry Plummer deren Kopf war. Sie fanden noch mehr von der Plummerbande und richteten sie hin. Schließlich erwischten sie auch Plummer selbst, der zu spät von dem Aufstand erfahren hatte. Sie stellten ihn am 10.01.1864 vor seiner Hütte und exekutierten ihn und die falschen Deputys. Noch weitere Bandenmitglieder wurden gefasst und hingerichtet. Dann kehrte wieder Frieden ein in der Stadt und die Vigilantentruppe löste sich auf.
Angeblich: Jesse Evans als junger Mann mit einer unbekannten Frau
Jesse Evans wurde 1853 vermutlich in Missouri geboren (lt. anderen Quellen Texas). Obwohl er schon als 17jähriger zusammen mit seinen Eltern wegen der Nutzung von Falschgeld angeklagt war lebte er anfangs in geordneten Verhältnissen. Er arbeitete einige Zeit für Chisum als Cowboy. Als ihm das zu anstrengend wurde verlegte er sich auf das Verbrechen. Er schloß sich zunächst der Bande von John Kinney an, verließ sie aber wieder und gründete seine eigene Bande. Zu dieser gehörte auch Billy the Kid, den er in einem Saloon in Silver City kennengelernt hatte. In New Mexico stahlen sie Vieh und raubten Banken und Geschäfte aus.
Evans kam kurz ins Gefängnis, setzte seine Raubzüge danach aber fort, so dass er ständig unter Anklage stand. Am Lincoln-County-Weidekrieg war er auch beteiligt. Während Billy the Kid auf Seiten von Chisum stand kämpfte Evans' Bande für James Dolan und Lawrence Murphy. Evans, Tom Hill, Frank Baker und sein Bruder George stahlen wertvolle Vorräte von John Tunstalls Ranch, der gerade in St. Louis war. Sie wurden dabei erwischt und es kam zu einer Schießerei bei der sich Jesse Evans ergab. Er kam ins Gefängnis von Lincoln, konnte aber wieder fliehen. Im Januar des nächsten Jahrs wurden Evans und Tom Hill in einem Gefecht verletzt, überlebten jedoch. Einen Monat später fingen sie Rancher John Tunstall auf dem Weg nach Lincoln ab und erschossen ihn. Als Tom Morris und Evans im März ein unbewachtes Camp plünderten, tauchte plötzlich ein Cherokee-Indianer und eröffnete das Feuer. Nachdem der Indianer am Bein getroffen wurde, tötete er Tom Hill und verletzte Evans, der übrigens selbst zur Hälfte ein Cherokee war, am Handgelenk. Evans konnte sich retten und verschwand mit einem gestohlenen Pferd.
Aufgrund der gefährlichen Lage entschied Evans sich jedoch New Mexico zu verlassen und verlagerte seine Überfälle nach Südwest-Texas. Sie wurden jedoch von Texasrangern verfolgt. Evans wurde von ihnen gestellt, als er sich gerade mit drei weiteren Outlaws am Cibola Creek befand. Sie eröffneten das Feuer auf die Texasranger und zogen sich dabei in hügeligeres Gebiet zurück und harrten hinter Felsen aus. Evans erschoß den Private George Bingham. Aber auch John Cross, ein Mitglied von Evans Bande, wurde erschossen, so dass er sich schließlich ergab. Man verurteilte ihn zu zehn Jahren Gefängnis, aber er konnte nach nicht einmal zwei Jahren fliehen als er einem Bautrupp zugeteilt war. Danach hörte man nie wieder von ihm und es ist ungeklärt wann, wahrscheinlich rund 1950, und wo er starb.
Allerdings gab sich ein gewisser Joe Hints in Florida einem Erbschaftsvermittler namens Morris gegenüber als Jesse Evans aus. Da er das Grundstück seines Bruders erbte und unter seinem Geburtsnamen anerkannt wurde gilt es als sicher, dass er es war. Er wusste sehr viele Details und sprach auch davon, das andere Bandenmitglieder noch lebten. Es gelang Morris auch aufgrund seiner Angaben sie zu finden. Es handelte sich um Jim McDaniels, Severo Gallegos, Martile Able, Jose Montoya sowie Bill und Sam Jones. Alle behaupteten das Billy the Kid unter dem Pseudonym Ollier Roberts noch lebte. Dies konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.